Dienstag, 15. September 2015

die Einladung zum Glühweinabend


Ich darf mal ein Beispiel für den Einsatz von LibreOffice geben, die Geschichte spielte sich vor einigen Jahren ab. Ein Bekannter erhielt eine Mail mit einem Anhang; der Anhang war eine Datei, die mit Microsoft Word erstellt worden war. Der Absender war bekannt, das war also unproblematisch, der Anhang lies sich aber nicht öffnen. Mein Bekannter hatte Windows XP und Micrsoft Word installiert, die Version habe ich vergessen. Der Anhang ließ sich deshalb mit der installierten Version von Microsoft Word nicht öffnen, da er in einer neueren Version von Microsoft Word erstellt worden war. Mein Bekannter hatte somit Pech, er konnte die Einladung nicht lesen.

Das hat er mir dann erzählt. Er konnte sich schon denken, was im Anhang der Mail steht, aber genau wissen, will man es ja doch. Ich hatte damals angeboten, wenn diese Mail nichts privates enthält solle er mir die Mail zusenden (Weiterleitung); ich wollte dann mal probieren, ob ich das öffnen kann. Auf meinem PC läuft Ubuntu (also Linux, welche Überraschung) und LibreOffice. Also habe ich nach meinen Mails gesehen und sie war da. Ich sehe mir diese Mail an, gehe auf den Anhang und klicke auf Mit >>LibreOffice Writer<< öffnen. Et voila: das Programm LibreOffice startet und öffnet diesen Text; es war die Einladung zum Glühweinabend, no problem.

Über das Programm LibreOffice kann man eine PDF-Datei erzeugen1), und dieses Format kann eigentlich jeder lesen. Also habe ich diesen Text im PDF-Format exportieren lassen, inkl. der Bilder und Gestaltung. Diese PDF-Datei habe ich dann zurückgesandt an meinen Bekannten.

Problem gelöst.

Falls Sie auch mal solche Probleme haben, LibreOffice kann sehr viele verschiedene Formate lesen und schreiben: hier ist eine Liste der von LibreOffice unterstützten Formate. In dieser Aufstellung finden Sie insbesondere die Formate für verschiedene Versionen von Microsoft Word und Excel.

Ein Hinweis: ist LibreOffice perfekt? Gestatten Sie mir eine Gegenfrage: ist Microsoft Office perfekt?

Beide Produkte sind Software und die ist nicht perfekt, der Wechsel von einem Programm zu einem anderen Programm ist häufig mit Arbeit verbunden. LibreOffice weist selbst auf mögliche Probleme hin:
Was kann LibreOffice nicht?
Auch wenn LibreOffice Import- und Exportfilter für viele andere Dateiformate, u. a. für Microsoft Office Dokumente, besitzt, so erhebt es nicht den Anspruch, als Editor für diese Dateiformate zu dienen. Mit den Filtern werden recht gute Ergebnisse beim Import und Export von Dokumenten erzielt, die Dokumente bedürfen aber in der Regel einer Nachbearbeitung in LibreOffice (beim Import) bzw. in dem jeweiligen zum Dateiformat gehörenden Programm (beim Export), um ein vergleichbares Aussehen zu erzielen.

Quelle: https://de.libreoffice.org/discover/faq/libreoffice-questions/#kann
Das klingt, als ob man besser bei Microsoft Word bleibt. Aber bei Microsoft-Produkten gibt es alle paar Jahre eine neue Version und Sie müssen dann Ihre Dateien in das neue Format umwandeln; dabei gibt es auch Probleme, je nachdem wie komplex Ihre Seiten gestaltet sind. Und dies, obwohl die Entwickler bei Microsoft in die Spezifikation des Formats schauen können; diese Möglichkeit haben Entwickler der Fremdprogramme nicht. Ich kenne da Horror-Stories, weniger von verloren gegangenen Texten als von völlig verrutschten Formatierungen, die anschliessend komplett neu gemacht werden mussten, obwohl man innerhalb von Microsoft Word geblieben ist. In diesem Sinne: LibreOffice kann diese Dateien lesen, aber es kann nicht hexen (und Microsoft Word kann dies auch nicht).
Ein Vorschlag: Sie installieren LibreOffice auf Ihrem Rechner, das dauert auch nicht länger als die Installation der nächsten Version von Microsoft Word. Dann öffnen Sie ein paar Ihrer Texte2) mit LibreOffice und schauen sich an, wie das aussieht. Sollte es nix taugen, dann werfen Sie LiberOffice wieder runter von Ihrem PC und die Sache ist erledigt. Aber das will ich nicht hoffen.

Es ist eine gute Geschäfts-Idee, alle paar Jahre eine neue Version herauszubringen, die tolle neue Sachen kann, und diese neuen Sachen muß man natürlich auf Platte speichern. Also bekommt diese neue Version auch ein neues Dateiformat, und zwar ein komplett neues Format. Das alte Programm kann dieses neue Format nicht mehr verarbeiten, das geht wirklich nicht. Und irgendjemand kauft sich diese neue Version, wegen der neuen Features. Und versendet seine Text dann natürlich per Mail im neuen Format. Und der Empfänger kann die Datei nicht öffnen und muß sich überlegen, wann er auf die neue Version des Programms umsteigt, d.h. die neue Programmversion kauft. Somit sind wir wieder beim Anfang dieser Geschichte.

Das kann Ihnen in dieser Form mit LibreOffice nicht passieren. Erstens ist das Programm kostenlos; sollten Sie wirklich mal eine neue Version benötigen (oder haben wollen), dann holen Sie sich diese Version einfach vom entsprechenden Server und installieren Sie diese, kostenlos (schrieb ich ja bereits). Und zweitens steht hinter LibreOffice keine Firma, die etwas Gutes für Ihre Aktionäre tun muß. Hinter dem Dateiformat, das in LibreOffice verwendet wird, steht eine Organisation mit dem Namen The Document Foundation, und diese Organisation ist nicht einem Profit verpflichtet. Veränderungen an diesem Format wird es sicherlich geben, denn auch hier verändert sich die Welt und neue Anforderungen müssen abgebildet werden. Somit wird es sicherlich auch neue Versionen von LibreOffice geben, aber dies alles ist nicht getrieben von Aktionären.


Anmerkungen:
1) diese Möglichkeit ist standardmässig in LibreOffice enthalten.
2) oder Ihre Kalkulationsblätter oder Ihre Präsentationen.