Montag, 13. November 2023

Ni Hao


Komme zurück aus einer großen Stadt in diese verschlafene Stadt und nun möchte ich ein wenig über die große Stadt berichten. Mein Ziel war die Stadt Shenyang im Norden Chinas, da ich dort einen Termin auf dem Generalkonsulat hatte1). Und diese Stadt Shenyang hat etwa 30mal so viele Einwohner wie Wiesbaden. Ein Blick auf Shenyang:

Quelle: Shenyang in der Wikimedia Commons

Bebauung

Und diese fast 10 Millionen Menschen wohnen häufig in Hochhäusern, die bis zu 30 Stockwerke hoch gebaut wurden.

Ein Blick aus dem Hotel:


Verkehr

Kein Vergleich mit Wiesbaden, denn es ist eine Großstadt. Die Strassen in der Innenstadt sind 3- oder 4-spurig, können an Kreuzungen schon mal 6-spurig werden. Diese Zahl gilt natürlich je Fahrtrichtung. Hier könnte sich ein Verkehrsplaner aus Wiesbaden so richtig ausleben. Und an einer Stelle gab es die Strassen auf 3 Ebenen übereinander.

Radspuren gibt es in homöopathischen Dosen, dafür gibt es Lastenräder, die echte Lasten transportieren, also nicht für Kindertransporte verwendet werden. Fahrräder und Roller fahren kreuz und quer. Und Autofahren können sie, denn es wird mehr gedrängelt als in Wiesbaden, aber ich sah nur einmal ein Auto mit Dellen.

QR-Code

Alles läuft über QR-Codes. Selbst Streetfood wird auf diesem Weg bezahlt. Dazu hängt am Wägelchen mit den Angeboten der QR-Code, den man via entsprechender App scannt, den Betrag eingibt und per Pin bestätigt. Voila, bezahlt.

Geld

Es wird praktisch überall per App und QR-Code bezahlt. Man kann auch mit Bargeld bezahlen, aber nicht überall.

Der Geldwechsel von Euro in Yuan ist mit Schwierigkeiten verbunden. Mehrere Banken weigerten sich, diesen Tausch vorzunehmen, da ihnen der bürokratische Aufwand zu hoch ist. Und das Wechseln ging nur mit Bargeld. Kreditkarten werden selbst von Banken nicht akzeptiert (Ausnahme: Hotel, Glück gehabt).

Der Geldwechsel erfolgte durch einen Besuch in der richtigen Bank. Dort saß ein Chinese, der angesprochen wurde und sofort den Wechsel unbürokratisch vornahm. Und einen geringfügig besseren Kurs als den ausgewiesenen machte. Wie früher im Ostblock

Chinesen

Überaus freundliche und hilfsbereite Menschen. Ohne Unterstützung durch sie wäre ich aufgeschmissen gewesen.

Ausländer

Sieht man in Shenyang selten. Einmal kam ein völlig fremder Mann auf mich zu, der unbedingt ein Bild mit mir machen wollte. Also gut, Hände geschüttelt, Bild gemacht und er bedankte sich freundlich.

Hotel

Von Deutschland aus hatte ich ein Hotel gebucht und die Bestätigung erhalten. Dort angekommen konnte ich leider nicht einchecken, da dieses Hotel keine Ausländer akzeptiert. Was will man da machen.

Man stelle sich das einmal in Deutschland vor: ein Hotel, das keinen Ausländer akzeptiert.

SIM-Karte

Deutsche SIM-Karten in China zu nutzen ist einfach zu teuer. Also holt man sich eine chinesische SIM-Karte, dann wird es wesentlich preiswerter. Aber dazu braucht man Unterstützung durch einen Chinesen.

Internet

Internet ist gut ausgebaut, öffentliches WLAN aber praktisch nicht verfügbar. Allerdings sind fast alle westlichen Nachrichtenseiten gesperrt: SPIEGEL, n-tv, Welt, FAZ, Sueddeutsche, NZZ, Tagesschau, Heise,.... alle US-amerikanischen Seiten sowieso. Und natürlich die Wikipedia. Das alles dient der Harmonie der Gesellschaft, die durch diese Seiten nur gestört werden (höre ich da jemanden Fake News sagen?).

Offen sind kleine Seiten wie Frankfurter Rundschau, Hessenschau, Danisch, Fefe, Tichy, Achgut, .....

Und natürlich ist dieser Blog in China nicht lesbar, da alles von Google gesperrt ist:


Die chinesischen Seiten gehen natürlich schnell.

WhatsApp geht, aber nur Texte, keine Bilder. Videos und Telefonate via WA habe ich erst garnicht ausprobiert. Und die Übermittlung eines Textes dauerte manchmal länger als einen Tag, ging manchmal aber auch schnell.

Englisch

Hilfreich ist eine Übersetzungssoftware auf dem Smartphone. Und da Google blockiert wird, hilft nur eine einheimische Software: WooAsk. Diese Software war angeblich kostenlos, wollte nach einer Stunde Nutzung aber dann doch 18€. Also habe ich sie entfernt und mich auf menschliche Übersetzer verlassen. Später erinnerte ich mich dann an DeepL, wobei diese Internetseite nicht gesperrt war. Diese Software gibt es auch als App fürs Handy, allerdings sollte man vorher die entsprechende Sprache installieren.

Und Deutsch konnte fast keiner, obwohl BMW ein Werk in dieser Stadt hat.

Kameras

Überall findet man Kameras. Übertragen auf Wiesbaden hieße das, daß bei einer einfachen Fahrt aus einem Vorort in die Innenstadt man mind. 5mal fotografiert wird. Überall blitzte es.

U-Bahn

Shenyang hat 5 U-Bahn-Linien. Schon beim Eintritt wird man gefilzt, fast wie bei einem Flughafen. Und (natürlich) überall Kameras. Aber sie fahren zuverlässig und in kurzen Abständen.


Luft

Feinstaub war auch schon ein Thema hier auf dem Blog, aber Feinstaub ist in Shenyang weniger ein Problem. Sie haben ein Problem mit Staub, der an fast jedem Tag zu spüren war. Ansonsten sagte mir mein Handy dieses:


AQI ist der Air Quality Index, der alle diese Werte zu einem Wert zusammenfasst, wobei ich die einzelnen Werte als auch die Zusammenfassung nicht nachvollziehen kann.

Masken

Die Mitarbeiter in den Geschäften tragen fast alle Masken. Von den übrigen Bürgern nur manche. Und es gibt keine Diskussionen über die Gefährlichkeit oder den Sinn dieser Masken, sie werden einfach getragen.

Aluhut

Für unsere Freunde von Verschwörungstheorien fand ich auch etwas. Im Hotelzimmer im Schrank gab es 2 Aluhüte:


Politik

In die Politik des Landes China möchte ich mich nicht einmischen, aber dafür fand ich folgendes:


Nach den letzten Wahlergebnissen ist man wohl auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern.

Geschichte

Diese Region hat eine reiche Geschichte. So war Shenyang jahrhundertelang der Sitz des Kaisers, bevor dieser nach Peking umsiedelte.

Für uns ist diese Region eher unter dem Namen Mandschurei bekannt. Und Shenyang hieß bei uns Mukden.

get rich

In einem Einkaufszentrum gab es einen Stand, der Konditorei-Produkte verkaufte. So hieß das Unternehmen:


In China muß man einfach Geld haben. Und wenn man es nicht hat, dann muß man wenigstens danach streben.

Autonomer Diener

Ein solcher Diener stand in der Hotel-Lobby:

Das Gerät stand an der Ladestation und wartete auf Arbeit. Im Hotel kann man per Handy Essen bestellen und auch gleich bezahlen. In der Stadt wuseln auf den Strassen überall die Roller der Lieferservices herum. Ein solcher Service-Mitarbeiter kommt dann in die Hotel-Lobby, legt das bestellte Essen in das Fach dieses Geräts und gibt die Zimmernummer am Display des kleinen Maschinchens ein. Danach fährt dieser kleine Diener zum Aufzug und bestellt diesen. Nach öffnen der Tür fährt der Diener hinein und gibt das Stockwerk an. Dabei weist er anwesende Menschen darauf hin, ihn nicht zu stören oder zu berühren. Im richtigen Stockwerk angekommen fährt dieser Diener aus dem Aufzug raus und vor die Zimmertür. Dort angekommen ruft er die Nummer im Zimmer an, um das Essen anzukündigen. Und danach fährt er auf dem gleichen Weg wieder zurück, um seine Batterien aufzuladen.

So sieht das dann aus:

Unser Diener in Aktion
Essen wird in die Lobby geliefert Auslieferung des Essens Rückfahrt zur Ladestation

Putzig.

Stäbchen

Es wird nur mit Stäbchen gegessen. Messer und Gabel kennen sie nicht, sind im Restaurant auch nicht erhältlich. Aber das war kein Problem, denn Messer und Gabel hatte ich mitgebracht.

Vertrag mit China-Visum

Für die Einreise nach China benötigt man ein Visum. Dabei muß man diverse Papiere vorlegen und die Geschäftsbedingungen des chines. Staates akzeptieren. In diesen AGBs findet man am Ende folgenden Passus:


Rechte hat man somit keine.

Empfehlung

Ansehen sollte man sich diese Höhle, ca. 80km von Shenyang entfernt liegt. In Hunderttausenden von Jahren hat sich dort der Fluß einen Weg durch die Höhle gegraben. Diese Höhle wurde touristisch erschlossen, d.h. man kann mit einem Boot ca. 3km in diese Höhle hinein fahren:





Anmerkungen:
1) der Termin war übrigens nicht nötig, aber dafür auch nicht erfolgreich.