Samstag, 28. September 2019

Wiesbaden: WLAN ab 2024


Das Thema WLAN überfordert die Politiker dieser Stadt, woran sich auch so schnell nichts ändern wird. Ich möchte dies an einem kleinen Beispiel verdeutlichen.

Der öffentliche Nahverkehr dieser Region wird organisiert vom Rhein-Main-Verkehrsverbund - RMV. Dazu gehört auch ESWE Verkehr - Wiesbadens ÖPNV-Anbieter. Der RMV betreibt über 600 Ticketautomaten, die im Jahre 2018 erneuert und dabei auch zu WLAN-Access-Points umgebaut wurden. Auf einen Zug wartende Fahrgäste können sich somit an den entsprechenden Haltestellen über ihr Smartphone im Internet informieren oder mit Freunden chatten, ohne Kosten. Im Rahmen dieser Aktion erhielt auch der kleine Bahnhof in Wiesbaden-Erbenheim einen neuen Automaten, auch dieser mit WLAN-Angebot: WLAN in Wiesbaden-Erbenheim.

Die entsprechenden Ticketautomaten von ESWE-Verkehr bieten diese Möglichkeiten weiterhin nicht.

Nun leben wir in einer lebendigen Demokratie. Also wurde im lokalen Parlament (=Ortsbeirat Erbenheim) ein Antrag zu diesem Punkt gestellt:

WLAN an ESWE-Ticketautomaten in Erbenheim (SPD)

Antragstext:
Der Ortsbeirat bittet den Magistrat um aussagefähige Informationen über die Umstellung/Modernisierung der ESWE-Ticketautomaten in Erbenheim. Insbesondere bittet er um Beantwortung folgender Fragen:

  • Wann werden diese Automaten erneuert bzw. aktualisiert?
  • Wird es dann auch ein Angebot WLAN über diese Automaten geben?

Begründung:
Der RMV hat seine Ticketautomaten inzwischen umgestellt (ca. 600 Stück). Die neuen Automaten bieten neben Fahrkarten auch WLAN an. Der Ticketautomat am Erbenheimer Bahnhof ist bereits umgestellt und bietet seit einigen Monaten auch WLAN an.

In Erbenheim gibt es solche Ticketautomaten von ESWE, die sich bekanntlich im Verbund mit RMV befinden. Ein derartiger Automat ist beispielsweise an der Haltestelle Egerstraße, für die der OBR bereits vor über 2 Jahren die Einrichtung eines öffentlichen WLAN gefordert hat. Soweit an anderen Haltestellen ebenfalls Ticketautomaten vorhanden sind, wären diese in gleicher Weise umzustellen.

Der OBR Erbenheim möchte konkret wissen, wann eine vergleichbare Umstellung der Ticketautomaten von ESWE geplant ist und ob dabei auch eine WLAN-Fähigkeit analog zu den RMV-Automaten vorgesehen ist.

Quelle: Antrag Nr. 19-O-12-0012 SPD-Fraktion

Und es gab eine Antwort dazu, für die Verhältnisse der Stadt Wiesbaden kam diese recht flott. Aus dieser Antwort möchte ich zitieren:

Aus der Antwort Stadtrat Andreas Kowol vom 30. Juni 2019:

Die aktuellen Fahrausweisautomaten der ESWE Verkehrsgesellschaft mbH in Wiesbaden wurden im Jahr 2010 in Betrieb genommen. Die nachträgliche Ertüchtigung der eTicket-Vertriebswege an den 60 Fahrausweisautomaten von ESWE Verkehr wurde im Verlauf des Jahres 2017/2018 durchgeführt. Im Rahmen der aktuellen Wirtschaftsplanung von ESWE Verkehr ist eine Projektplanung für eine neue Generation von Fahrausweisautomaten für die Jahre 2023/24 in Höhe von 4.0 Mio.€ vorgesehen.

Zu diesem Zeitpunkt werden die branchenüblichen Spezifikationen eines modernen und serviceorientierten Fahrausweisautomaten berücksichtigt und umgesetzt. Eine Basis hierfür stellt das Rahmenlastenheft des RMV für die Fahrausweisautomaten im RMV-Verbundgebiet dar. Neben modernen Bezahlfunktionen und Call-Agent-Funktionen werden auch die Möglichkeiten eines WLAN-Angebots für die Kunden, je nach Standort, technisch geprüft werden.

Quelle: Antwortschreiben des Dezernenten Kowol

Die Umstellung von über 600 Automaten (RMV) ist seit ca. einem Jahr abgeschlossen, die Umstellung von 60 Automaten (ESWE Verkehr) wurde noch nicht einmal begonnen.

Natürlich kann man solche Automaten nicht nach wenigen Jahren der Nutzung austauschen, denn dafür sind sie zu teuer. Auch für den RMV war die Umstellung organisatorisch ein Aufgabe, diese Anzahl an Automaten zu ersetzen. Diese Aufgabe erforderte Zeit für Vorbereitung und Planung. Und am Anfang steht die Idee: Wir machen so etwas. Dabei entsteht ein Pflichtenheft, in dem u.a. festgehalten wird, was die neuen Automaten können sollen. Dieses geht dann in die entsprechenden Gremien zur Beratung, und spätestens an dieser Stelle wird dann auch ESWE Verkehr eingebunden. Irgendwann geht dieses Projekt in die Finanzplanung, denn diese Automaten (plus Aufbau plus .....) müssen ja bezahlt werden. Und dann müssen die beteiligten Stellen dieser Aktion zustimmen, danach kann eine Ausschreibung erfolgen, die bei diesem Volumen europaweit erfolgen dürfte. Die Angebote werden eingeholt, gesammelt, bewertet und letztendlich eine Entscheidung getroffen. Ein Unternehmen erhält somit den Auftrag, diese Automaten herzustellen. Auch dies benötigt eine gewisse Zeit, von Start der Produktion bis Fertigstellung und Auslieferung des letzten Automaten. Und natürlich braucht man auch ein Unternehmen, dessen Mitarbeiter diese Automaten an ihrem Bestimmungsort aufstellen.

Der Bahnhof in Erbenheim hat seinen Automaten vermutlich im Dezember 2018 erhalten. Berücksichtigt man alle gerade aufgeführten Argumente, so geht dieses Projekt zurück bis ins Jahr 2014, vermutlich sogar bis ins Jahr 2013. Etwa seit dieser Zeit kennt somit ESWE Verkehr die Absicht, WLAN-Access-Points an vielen Haltestellen und Bahnhöfen aufzubauen. Und was geschieht in Wiesbaden?


Fazit

Es wird also noch 4 bis 5 Jahre dauern, bis an manchen Bus-Haltestellen in Wiesbaden WLAN verfügbar sein wird. Ob man dann noch WLAN braucht?

Die IT-Branche ändert sich beständig, Techniken kommen und gehen. Braucht man 2024 noch WLAN? Oder gibt es dann eine neuere (und bessere) Technik? Würde dann ESWE-Verkehr eine Technik einführen, die mittlerweile obsolet geworden ist?

Sofern im Jahre 2024 wirklich ein WLAN-Angebot an den Bushaltestellen kommt, hätte diese Stadt das Thema um 10 Jahre verschlafen.

Donnerstag, 12. September 2019

"Welches Mikrofon ist denn offen?"


Es war das Mikro Nummer 7, das offen war. Und darüber konnte man mithören, wie an diesem Montag Abend in Friedberg ab 18:30 Uhr versucht wurde, irgendwie doch noch einen Livestream hinzubekommen. Aber mal von Anfang an.

Die SPD sucht einen Vorsitzenden. Und da aktuell Pärchen IN sind (siehe Grüne), soll es auch hier ein Pärchen sein. Ein früherer Vorsitzender hat dieses Amt einmal als „Das schönste Amt neben Papst" bezeichnet und so kamen nach kurzem Zögern Bewerbungen für dieses Amt rein, mehr als gedacht, nämlich 7 Pärchen plus doch noch eine Einzelperson. Daraus muß die SPD jetzt eine Auswahl treffen, wofür 23 Termine festgelegt wurden, auf denen die SPD-Mitglieder die Kandidaten live auf einer Bühne erleben konnten. Fragen an die Kandidaten durften dort auch gestellt werden. Da sich diese Partei als modern und fortschrittlich versteht, kann man dies auch zu Hause am PC verfolgen, denn die Veranstaltung wird meistens als Livestream übertragen, via YouTube.

Am Montag, den 9.9.2019, fand diese Veranstaltung in Friedberg statt. Teilnehmen im Saal konnte man nur, wenn man sich entsprechend vorher anmeldete, und der Saal war ausgebucht. Aber es gibt ja einen Livestream, da brauchte man keine Anmeldung.

Zum Livestream kam man über diese Seite: Wir wählen eine neue Spitze. Scrollt man etwas runter dann fand man diesen Hinweis:



18:30 Uhr

Also habe ich mich rechtzeitig an den Rechner gesetzt und habe den Livestream eingeschaltet. Es gibt auch eine Chatfunktion, die man nach Anmeldung bei YouTube nutzen kann. Aber ich wollte nicht diskutieren, ich wollte nur sehen, ob die SPD, die sich ja als Partei des Fortschritts versteht, diesen Livestream technisch hinbekommt.

In der Tat, kurz vor 18:30 Uhr wechselte das Standbild in ein Bild der Bühne, auf der sich jemand bewegte und auch etwas sagte. Allerdings war der Ton miserabel, völlig verkratzt und unverständlich. Im Chat tauchten die ersten diesbezüglichen Kommentare auf, und da ich die Situation nicht besser beschreiben kann, möchte ich diese Kommentare einfach wiedergeben:



Gerne würde ich Ihnen mehr der freundlichen Kommentare hier zeigen, aber recht bald wurde die Chatfunktion abgeschaltet und es erschien diese Meldung:


Tja, was soll man dazu schreiben.

Als Bild gab es nur noch ein Standbild. Allerdings gab es Ton. Man konnte hören, wie Techniker versuchten, den Fehler zu finden und zu fixen. In diesem Zusammenhang fiel mehrfach der Satz aus der Überschrift dieses Textes.

Auf YouTube gab es unter dem Video auch entsprechende Kommentare. Hier ein kleiner Auszug:


Die Kommentare gipfelten in einem praktischen Vorschlag:

Die Kandidat*in bekommt meine Stimme der die Mitarbeiter im Willy Brand Haus raus schmeißt, und endlich Leute einstellt die nicht bei der VHS Kassette stehen geblieben sind! Die Leute vor Ort können nichts dafür, die haben bestimmt keine Unterstützung von Berlin bekommen, uns sie sind dann die Sünden Böcke.

Quelle: YouTube

Wie ging es weiter?

Also irgendwie war das natürlich langweilig (aber vielleicht doch spannender als die Präsentation der Kandidaten - vielleicht). So gegen 19 Uhr waren sie noch am Basteln. Und gegen 19:30 Uhr (also ca.60 Minuten nach Beginn der Veranstaltung) waren sie immer noch am Basteln. Und um 19:30 Uhr waren sie ...., gegen 20 Uhr waren sie am ....., aber so gegen 20:30 Uhr gab es Bild und Ton, sogar synchron. Da habe ich dann aufgehört, denn das Thema dieses Blogs ist ja IT.


Fazit

Für viele ist das Internet ja Neuland, offensichtlich nicht nur für Frau Merkel.

Vor etlichen Jahren verwendete die SPD in einer Anzeige mal ein Bild, um ihre Vorstellung des Internets zu präsentieren, und zwar dieses:


Internet, wie auf dem Land. Irgendwie idyllisch. Und so fortschrittlich.