Dienstag, 15. November 2022

"Öffentliches WLAN weiter ausbauen"


Beobachtet man die Stadtpolitik, so traut man manchmal seinen Augen nicht. Da steht doch wahrhaftig das Wort WLAN in einem Papier. Aber langsam, also von vorne:

Der Ausschuss für Wirtschaft, Beschäftig., Digitalis., Gesundheit des Stadtparlaments tagte am 8. November. Auf der Tagesordnung fand man folgenden Punkt:


Neugierig geworden schaut man sich den Antrag an und findet diesen Inhalt:


Oh, man beschäftigt sich in der Stadtpolitik in Wiesbaden mit dem Thema WLAN.


Diskussion

Die Diskussion zu diesem Antrag verlief einseitig, es gab keine Gegenargumente. Insbesondere kam nicht das Argument "Sollen sich die Leute doch eine entsprechende SIM-Karte holen, kostet ja nicht viel", das in der Vergangenheit bei Diskussionen zu diesem Thema immer vorgetragen wurde. Auch das Argument "Kommunikation ist keine Aufgabe der Stadt Wiesbaden" wurde in dieser Diskussion nicht vorgebracht, auch dieses Argument kam in der Vergangenheit regelmässig.


Abstimmung

Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Im April 2023 soll der Magistrat dem Ausschuss berichten, was er in dieser Angelegenheit vorschlägt.


Anmerkungen zum Antrag

Das Internet wird jetzt als Teil der Infrastruktur einer Stadt gesehen. Für diese Aussage wurde man früher belächelt oder ausgelacht.

Und das vorhandene (bescheidene) Angebot an WLAN wird genutzt, sogar in Wiesbaden. Warum hat uns das niemand früher gesagt? Als Beleg zitiert man die Nutzerzahlen des WLAN-Angebotes der Stadt Wiesbaden: 450.000 Nutzer in den ersten 11 Monaten. Diese Zahlen sind jedoch vom August 2019, sind also schon ein paar Tage alt. Aber neuere Zahlen hat man nicht.


Blick zurück

Den ersten Text zum Thema WLAN habe ich hier auf dem Blog im November 2015 veröffentlicht, also vor genau 7 Jahren. Viele Argumente wurden dargestellt, und ich könnte auf viele Texte dieses Blogs verweisen und diese Texte erneut präsentieren, denn das Thema WLAN in dieser Stadt ist nicht neu.

Wahlkampf 2011

Die erste Erwähnung des Wortes WLAN in der Stadtpolitik fand ich im Wahlprogramm der SPD zur Kommunalwahl 2011:

Die SPD Wiesbaden wird prüfen, ob an markanten Orten (Hauptbahnhof, Parkanlagen, Rathaus, Freibäder) der Stadt kostenlose W-LAN-Zugänge zum Internet zur Verfügung gestellt werden können.

Quelle: WIESBADEN GERECHT Das Programm der Wiesbadener SPD Kommunalwahl 2011, S. 36

Gut, das war es dann aber auch. In der Wahlperiode von 2011 bis 2016 tat sich dann nichts.

Wahlkampf 2016

Bei der Kommunalwahl 2016 überschlugen sich die Parteien mit Stellungnahmen zum Thema Netzpolitik (damals nannte man es noch nicht Digitalisierung): Kommunalwahl in Wiesbaden 2016. Da sollte man doch meinen, wenn praktisch alle Parteien für den Ausbau sind, daß sich etwas bewegen würde. Nun, es gab ein WLAN rund um das Rathaus. Dieses war so, daß max. 10 Personen dieses WLAN nutzen konnten, mehr ging kaum. Das war so peinlich, daß es selbst der Stadtpolitik auffiel und man es verbesserte. Stellen Sie sich einmal eine Veranstaltung auf dem Schloßplatz vor, oder einen Markttag. Wieviele Menschen kommen da zusammen? Mittlerweile ist es besser geworden. Auf auf diesem Blog war die Leistungsfähigkeit des WLANs am Rathaus ein Thema (u.a. hier: Rund ums Rathaus).

Wahlkampf 2021

Im Jahre 2021, also vor ca. 18 Monaten, fand die nächste Kommunalwahl statt. Man sollte also mal nachsehen, welche Punkte aus den jeweiligen Wahlprogrammen in diesen 5 Jahren umgesetzt wurden. Da kommt Ernüchterung auf: abgehakt?.

Für den Wahlkampf 2021 habe ich die Aussagen zu IT-Themen in den Wahlprogrammen nicht mehr hier auf dem Blog dargestellt, auch weil die Themen zu diesem Bereich keine grosse Rolle mehr spielten. Aber so ganz verkneifen konnte ich mir dann die Sache doch nicht: Wahlkampf-Splitter. Ach, was waren sie so erfolgreich, u.a. mit WLANs. So z.B. die CDU, die erfolgreich WLAN-Hotspots in allen Stadtteilen durchgesetzt hat. Oder die SPD, deren Vertreterin eine Forderung aufstellte, die seit 20 Jahren erfüllt ist. Und die Grünen, die eine Veranstaltung als Videokonferenz anboten, an der ich leider nicht teilnehmen durfte (Technik funktionierte nicht). Und mehrere Parteien, die das Konzept des Querverweises (sprich: Link) zwar erwähnen, aber nicht umsetzen.

Wahlkampf 2026

Man könnte die Forderung nach Infrastruktur/Digitalisierung/öffentliches WLAN in die entsprechenden Programme zur Kommunalwahl 2026 aufnehmen. Passt sicher noch.

Ach ja.


100.000 Euro

Aber etwas ist doch passiert in diesen Jahren. Im Jahre 2017 hat das Stadtparlament 100.000€ für den kommenden Haushalt angemeldet, jeweils die Hälfte für 2018 und 2019. Damit sollte das öffentliche WLAN geplant bzw. Aktivitäten koordiniert werden: Einhunderttausend Euro. Was ist dabei herausgekommen? Was wurde geplant, was wurde koordiniert? Darauf könnte man doch heute aufbauen. Aber noch warten wir auf die Ergebnisse.

Mit 100.000€ kann man eine Menge anfangen, aber die Stadt Wiesbaden natürlich nicht. Dieser Betrag war ja nur für Planung und Koordinierung, nicht für den Aufbau von Hotspots vorgesehen.


Kosten eines WLAN-Hotspots

Für die Stadt Wiesbaden kostet die Einrichtung eines WLANs im Durchschnitt 20.000€. Sie haben ein WLAN zu Hause? Glückwunsch, daß Sie sich ein WLAN leisten können.

In den Diskussionen zum Thema WLAN erkannten die Vertreter der Stadt wohl, daß diese Zahl völlig überzogen ist, so daß man diese Zahl auf 10.000€ reduzierte, um bald danach wieder auf 15.000€ angehoben zu werden.

Die Zahlen klingen überzogen? Ich möchte diese Zahlen belegen:
  • für die Installation eines WLANs rechnet die Stadt Wiesbaden mit einmaligen Kosten in Höhe von 15.000 € im Durchschnitt pro Installation
  • für den laufenden Betrieb des Internetanschlusses fallen pro Jahr 20% dieses Betrages an, d.h. 3.000 € pro Jahr je WLAN
Das alles können Sie hier nachlesen: Premium-WLAN für Wiesbaden

Zu den Kosten eines WLANs herrschten in dieser Stadt schon eigentümliche Vorstellungen.


Tourismus

Die Notwendigkeit eines WLANs für eine Stadt wie Wiesbaden stand schon 2015 ausser Zweifel, denn bereits 2015 stellte man im Hessischen Landtag in einer Anhörung fest:

Zu Beginn der Anhörung machten der Hessische Städtetag und der Hessische Städte- und Gemeindebund deutlich, dass eine angemessene WLAN-Versorgung für den Tourismus unerlässlich ist, aber auch einen Wettbewerbsvorteil bietet.

Quelle: http://www.claudiakilian.de/anhoerung-im-landtag

Und da bietet Wiesbaden wenig an, auch heute noch. Andere Orte sind da weiter, haben ja auch früher angefangen, während Wiesbaden bis heute schläft. Hier einige Beispiele für WLANs im Urlaub:

um nur einige Beispiele zu nennen.

Schauen Sie sich bitte in Ihrem Urlaubsort einmal um, dann sehen Sie, welche WLAN-Angebote es dort gibt.

Im November 2017 schrieb ich auf diesem Blog:

Jordanien

Vor einigen Tagen erhielt ich per Mail folgendes Bild:

© T. Weidenhaus, aufgenommen am 7. 11. 2017 um 12:08 Uhr im Wadi Musa in Jordanien

Jordanien hat nur etwa 1,1% der Wirtschaftsleistung Deutschlands, aber trotzdem gibt es in Jordanien dieses WLAN. Was in einem Tal im armen Jordanien geht, geht im reichen Wiesbaden noch lange nicht.


Ein kleines Wüstenkaff in Jordanien konnte im Jahre 2017 so etwas anbieten. Die grosse Stadt Wiesbaden konnte das damals nicht und kann es auch heute nur eingeschränkt.


Freifunk in Wiesbaden

In Wiesbaden gibt es eine Gruppe, die sich den Aufbau eines freien WLAN-Netzes zum Ziel gesetzt hat: Freifunk in Wiesbaden. Aktuell gehören zum Freifunk-Netz in Wiesbaden fast 200 Hotspots, dazu gibt es weitere Hotspots von Freifunk in Mainz, Bingen, ..... Bitte vergleichen Sie diese Zahl mit der Zahl der Hotspots, die die Stadt Wiesbaden in den vergangenen Jahren hat aufbauen lassen: 15.

Freifunk kann WLAN-Netze aufbauen und betreiben. An einigen Beispielen möchte ich dies verdeutlichen.

Filmnächte auf den Reisinger-Anlagen

Auf den Reisinger-Anlagen finden im Sommer immer Filmvorführungen statt, wobei Freifunk für das WLAN auf diesem Platz sorgt. Auch hier wird das WLAN genutzt (siehe: "Gibt es hier WLAN ?").

Wein-LAN

Um die Diskussion zu diesem Thema voranzutreiben und belastbare Zahlen zur Nutzung zu bekommen, haben wir in Erbenheim einen Versuchsballon gestartet: ein WLAN am Erbenheimer Weinstand (mit Technik von Freifunk). Zum ersten Mal fand diese Aktion in 2016 statt (siehe: Wein-LAN) Bis heute wurde diese Aktion 11 mal durchgeführt, zuletzt im September 2022. Jede dieser Aktionen wurde hier auf diesem Blog beschrieben. Insbesondere können Sie nachlesen, in welchem Umfang das angebotene WLAN am Weinstand genutzt wurde. Dazu schauen Sie bitte auf dieser Seite im Blog-Archiv nach dem Stichwort Wein-LAN.

Eigentlich gehört an jeden Weinstand ein öffentliches WLAN. Im Rheingau hat man damit begonnen (siehe: WLAN am Weinstand), in Wiesbaden denkt man nicht einmal darüber nach. Und eigentlich gehört dazu nicht nur ein WLAN, sondern man benötigt eine Übersichtsseite mit allen Weinständen der Region, jeweils mit den Angeboten samt Preisen des aktuellen Winzers. Und natürlich gehört dazu eine Webcam, damit man einen Blick auf die Örtlichkeit werfen kann. Praktisch alle Urlaubsorte bieten im Internet solche Bilder via Webcams an, aber natürlich nicht für Wiesbaden. Nur auf das Rheinufer in Biebrich kann man einen Blick werfen, denn dort gibt es eine von privat betriebene Webcam (siehe: Rheinufer in Biebrich). So etwas kann man in Wiesbaden noch nicht einmal diskutieren.

Hans-Bredow-Strasse

In der Flüchtlingsunterkunft in der Hans-Bredow-Strasse wurde von Freifunk ein WLAN-Netz aufgebaut. Und in diesem Netz waren gleichzeitig bis zu 250 Smartphones angemeldet. Leider konnte die Stadt Wiesbaden für die Anbindung dieses Netzes ans Internet nur eine 16 MBit/s-Leitung zur Verfügung stellen, so daß Freifunk sich hier einiges einfallen lassen musste, um diese Teilnehmer einigermassen vernünftig anzubinden. Vermutlich haben Sie als Privatperson eine Internetanbindung, die besser ist als 16 MBit/s. Eine Leitung mit dieser Geschwindigkeit für 250 Teilnehmer .....

Kosten

In diesem Text hatte ich Zahlen zu den Kosten eines WLAN-Hotspots angeführt, die auf Angaben der Stadt Wiesbaden beruhten. Wenn man diese Zahlen auf das Freifunk-Netz in Wiesbaden anwendet, ergibt sich folgende Aussage:
  • Installation der ca. 200 Knoten: (ca.) 200 Hotspots * 15.000€ je Hotspot, ergibt ca. 3 Millionen € (einmalig)
  • jährliche Unterhaltskosten der 200 Knoten: 20% dieser Summe, ergibt ca. 600.000€ (jährlich)

Schön, daß Freifunk einer Stadt Wiesbaden einen solchen Betrag "spendet". Aber Freifunk beruht auf Freiwilligkeit, Freifunk hat keine festen Einnahmen. Woher sollen diese Gelder kommen? Und deswegen behaupte ich, daß die Zahlen der Stadt Wiesbaden keinen Bezug zur Realität haben.


Fazit

Vor 10 Jahren war die Forderung nach einem öffentlichen WLAN eine gute Idee, aber heute .... Heute sollte man so etwas nicht fordern sondern haben.

Passiert in dieser Frage jetzt etwas? Vermutlich nicht, denn im Mai 2023 wird der Magistrat einen Bericht vorlegen, der dann in einer Ausschusssitzung diskutiert werden wird. Danach wird man schauen, wieviel Geld man übrig hat und woher man Zuschüsse für eine solche Aktion bekommen kann. Dann wird man vielleicht einen Bedarf für den Haushalt 2024/25 anmelden und hoffen, daß dieser Haushalt genehmigt werden wird. Nach den Erfahrungen mit Haushalten und Genehmigungen wird man vor dem Mai 2024 nicht mit dem Ausbau des WLAN-Netzes beginnen können, sofern man dies überhaupt will.

2011 wird die Forderung zum ersten Mal erhoben, 2024 wird sie dann erfüllt, hoffentlich.

Würde man einen Stadtpolitiker an einem Langstreckenlauf teilnehmen lassen, würde er von einer Schnecke überrundet.

Samstag, 22. Oktober 2022

Lastabwurf


Sicherlich haben Sie ein Schreiben Ihres Gas- und Stromversorgers erhalten, der Ihnen die Vorauszahlungen für Gas und Strom angehoben hat. Ich habe einen solchen Brief erhalten und damit wurden die Vorauszahlungen verdoppelt. Mal schaun, was bei der Endabrechnung auf mich zukommt.

Aber neben steigenden Preisen für Gas und Strom tauchen auch andere Möglichkeiten in den Nachrichten auf. Hier ein Beispiel:

Quelle: rbb24 auf Twitter

Diese Twitter-Nachricht bezieht sich auf folgenden Text: Stromabschaltung in Berlin: Giffey findet „zwei bis drei Stunden“ vertretbar.

Und diese Aussage von Frau Giffey ist kein Einzelfall. Durch die Nachrichten gingen viele Anmerkungen zum Thema Stromausfall bzw. Stromabschaltungen (sprich: Lastabwurf):

Warnungen vor einem großflächigen Stromausfall in Deutschland werden lauter. Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?

Quelle: Droht uns im Winter ein Blackout?

Städte und Gemeinden wappnen sich für den Ernstfall und stellen fest: Viele Bürger verlassen sich zu sehr auf den Staat, wenn es um Blackouts geht. Der Staat werde aber nicht in jedem Fall sofort helfen können, warnt Steinfurts Landrat Martin Sommer. Sein Appell ist eindringlich.

Quelle: „Bereiten uns insbesondere auf Stromausfälle länger als 72 Stunden vor“

Angesichts des Ukraine-Krieges und der Energiekrise hält die EU-Kommission Stromausfälle und andere Notlagen innerhalb der EU für möglich. Doch sieht sich die EU vorbereitet.

Quelle: Stromausfall, Notlagen in Europa : EU-Kommission befürchtet Blackouts im Winter


Stromausfall

Stromausfälle hatten wir in Deutschland schon. Ich erinnere mich an Stromausfälle aufgrund von Schäden in Umspannwerken hier in Erbenheim, also aufgrund eines technischen Defekts. Diese Ausfälle waren nach etwa 1 Stunde behoben. Deshalb sollte man immer Taschenlampen mit gefüllten Akkus bereit liegen haben.

Auch Stromausfälle größeren Ausmaßes sind bekannt. So gab es im Winter 2005 einmal größere Schneefälle, die mehrere Strommasten einknicken liessen und somit die Stromversorgung großer Landstriche unterbrach, und das bis zu 14 Tage lang. Siehe: Münsterländer Schneechaos (in der Wikipedia) und Es geht nicht schneller (im SPIEGEL).

Wer kann auch damit rechnen, daß im Winter Schnee fällt. Aber auch ohne Schnee bekamen wir Stromausfälle hin:

Stromausfall Weser Meyer-Werft

Am Samstag, dem 4. November 2006, kam es gegen 22:10 Uhr zu einem größeren Stromausfall in Europa. Teile von Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Österreich und Spanien waren bis zu 120 Minuten ohne Strom; sogar in Marokko waren Auswirkungen spürbar.

Quelle: Stromausfall in Europa im November 2006 (Wikipedia)

Stromausfälle kommen vor, wenn auch nicht so häufig. Neu ist, daß wir in der aktuellen Situation mit vorsätzlichen Stromausfällen rechnen müssen. Möglicherweise wird die Stromversorgung bestimmter Gebiete abgeschaltet, um einen unkontrollierten Stromausfall zu verhindern. Wobei vor wenigen Wochen unsere Politik noch erklärte, daß wir kein Stromproblem haben: Streit um Atomkraftwerke Habeck: Haben "Gasproblem, kein Stromproblem".

Heute sieht die Politik das anders. Und viele Lösungsvorschläge werden genannt. So sollen u.a. die Weihnachtsbeleuchtung in den Städten reduziert werden, um den Stromverbrauch zu verringern. Und weitere Ideen sind:

Quelle: Internet-Seite der Kaiser-Friedrich-Therme in Wiesbaden

Aber auch in anderen Städten gibt es an dieser Stelle entsprechende Überlegungen:

Hessens Heilbäder sind wegen der aktuellen Krisen in Not. Aufgrund des Spardrucks und explodierender Energiekosten schließen einige Thermen, schränken Leistungen ein oder erhöhen die Preise.

Quelle: Hessens Heilbädern steht das Wasser bis zum Hals

Ich möchte Ihnen an einigen Beispielen zeigen, welche Auswirkungen Stromabschaltungen haben können.


Auswirkungen

Sie haben sicherlich einen Kühlschrank zu Hause, möglicherweise mit Tiefkühlfach. Und vielleicht haben Sie auch einen Tiefkühlschrank. Was ist bei einem Stromausfall (geplant oder ungeplant)? Nun, langsam tauen die dort gelagerten Produkte auf, und wenn sie aufgetaut sind soll man sie nicht erneut einfrieren, dies gilt insbesondere für Fleisch. Und stellen Sie sich einen Supermarkt vor, der eine mehrere Meter lange Tiefkühltheke besitzt. Eigentlich kann dieser Supermarkt die Ware in der Tiefkühltheke nur noch wegwerfen, wenn für einige Stunden der Strom (=Kühlung) ausfällt.

Sie haben eine Gasheizung? Ohne Strom läuft diese nicht. In der Heizung wird Wasser auf ca. 60° erhitzt und dann in die Heizkörper in den einzelnen Räumen gepumpt. Ohne Strom läuft diese Pumpe nicht. Auch die Verbrennung wird über elektrische Ventile gesteuert, diese Steuerung funktioniert ohne Strom nicht.

Gerne wird schadenfroh mit dem Finger auf die Besitzer von Elektroautos gezeigt, die ohne Strom nicht geladen werden können (ich fahre ein Elektroauto). Hier fand ich eine nette kleine Darstellung dieser Situation:

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Quelle: Matt Cartoons auf Twitter

Beim Autohändler sich das neue Auto (natürlich elektrisch) ansehen, mit der Kerze in der Hand. Aber die Besitzer von Benzinautos sollten sich nicht zu früh freuen, denn an der Tankstelle werden sie auch kein Benzin erhalten. Das Benzin wird unterirdisch gelagert und per Pumpe in den Tank eines Autos transportiert. Diese Pumpen funktionieren elektrisch, funktionieren also nicht ohne Strom. Und die Abrechnung läuft über einen Computer, der ohne Strom auch nicht funktioniert.

Stromabschaltungen müssen vorgenommen werden, wenn weniger Strom produziert werden kann als es Nachfrage gibt. Und es wird möglicherweise deshalb zu wenig Strom produziert, da Kraftwerke abgeschaltet wurden (Kohle, Kernkraft). Gaskraftwerke können dies nicht ausgleichen, da wir dafür nicht genügend Gas haben. Was tun?

Die Kohle kommt zurück!

Die beiden Blöcke E und F des Braunkohlewerks Jänschwalde in der Lausitz sollen wieder in Betrieb genommen werden.

Quelle: Braunkohlekraftwerk Jänschwalde geht wieder ans Netz

Man erzeugt Strom über die Verbrennung von Kohle. Ausgerechnet Braunkohle, unsere schmutzigsten Kraftwerke. Umweltschutz ade.

Und wenn dies alles nicht reicht, man also die Stromversorgung für einzelne Gebiete abschalten muß, was dann? Sollte man dann nicht vorher informiert werden, damit man entsprechend reagieren kann?


Warntage

Es gibt Möglichkeiten, Warnungen auszugeben. Dann heulen Sirenen, es erscheinen Meldungen auf den Handies (sofern auf diesen eine bestimmte App installiert ist) oder es gibt Durchsagen im Radio. Funktioniert dies? Bei der Flut im Ahrtal vor über einem Jahr hat dies schon mal nicht funktioniert.

Solche Warnungen können von staatlichen Stellen ausgesprochen werden. Diese Möglichkeiten sollte man auch einmal testen, bevor man sie in einem Ernstfall braucht. Dies wurde in der Vergangenheit auch schon versucht:

Der bundesweite Warntag in Deutschland hat sich als teils peinlicher Reinfall erwiesen. Sirenen sollten zum Testen des Katastrophenfalls losgehen und Mitteilungen per Warn-Apps, Rundfunk und Werbetafeln eingehen.

Doch vielerorts blieb es ruhig, auch die Apps regten sich mitunter nicht oder deutlich später als, wie geplant, um 11 Uhr.

Quelle: „Ich schäme mich fremd für das Land der Ingenieure“ vom 10.9.2020

Nun kann man aus solchen Fehlern lernen, aber das dauert ..... Ein Jahr später war erneut ein Warntag vorgesehen, aber dieser wurde gleich ganz abgesagt. Versagen muß man nicht wiederholen oder vielleicht doch: Behörden zufrieden: Katastrophenalarm funktionierte exakt wie am Warntag 2020 geprobt vom 19. Juli 2021. Und für 2022 wurde dieser Test verschoben und soll nun am 8. Dezember 2022 stattfinden. Und wie sagte schon der Kaiser: Schau'n mer mal.

Wie lösen das andere Länder?


Südafrika

Deutschland beansprucht, ein hochentwickeltes Industrieland zu sein, also 1. Welt. Südafrika ist wirtschaftlich weniger weit entwickelt, steht wohl so zwischen 3. und 2. Welt. In Südafrika finden öfter Stromabschaltungen statt und man hat sich darauf vorbereitet. Dazu möchte ich Ihnen dieses Bild zeigen:

Quelle: Load Shedding Notifier im Play Store von Google

Diese App zeigt an, wann in bestimmten Teilen Südafrikas der Strom abgeschaltet wird, um einen Zusammenbruch des Stromnetzes zu verhindern. Und nach einer Ankündigung kann man sich entsprechend auf die Abschaltung einrichten, wird somit nicht überrascht.

Das ist jetzt Südafrika, aber können wir so etwas in Deutschland? Eine Abschaltung von Strom (sprich: Lastabwurf) für einzelne Stadtteile wird offensichtlich in der Verwaltung bzw. der Politik diskutiert, siehe obige Aussage von Frau Giffey. Wie und in welchem Umfang werden wir vorher informiert? Auf eine gänzlich andere Frage hat einmal ein Politiker die Antwort verweigert mit der Begründung: "Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern".


Klima

Vielleicht hilft uns ja die Klimaerwärmung. Wegen der Klimaerwärmung soll es ja wärmere Winter geben und wir somit weniger Gas fürs Heizen benötigen und hätten somit mehr Gas für die Stromerzeugung. Also hofft der Wirtschaftsminister auf einen solchen warmen Winter:

man müsse Glück mit dem Wetter haben, sagte Habeck bei einem Besuch in Lubmin

Quelle: Habeck sieht Chance, gut durch den Winter zu kommen

Ein Grüner, der vor dem Klimawandel warnt und auf den Klimawandel hofft.


SPOF

In der IT-Branche kennt man den Begriff eines SPOFs:

SPOF

Unter einem Single Point of Failure (kurz SPOF bzw. deutsch einzelner Ausfallpunkt) versteht man einen Bestandteil eines technischen Systems, dessen Ausfall den Ausfall des gesamten Systems nach sich zieht.

Quelle: Single Point of Failure in der Wikipedia

Unsere Abhängigkeit von Elektrizität ist in den vergangenen Jahren größer geworden. Elektrischer Strom ist ein SPOF. Dazu fand ich diese kurze Zusammenfassung:

Quelle: gefunden auf Twitter


Mittwoch, 14. September 2022

Wein, Regen und GUM (Wein-LAN #11)


Freitags gibt es in Erbenheim den Weinstand, so auch am 9.9.2022. Welch eine Überraschung: Plötzlich stand der Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende am Weinstand. Niemand hatte ihn erwartet, denn die Information über sein Kommen wurde irgendwie nicht weitergegeben. Aber er ist immer willkommen, und so sah dies auch nach wenigen Minuten aus:

Photo aufgenommen von und © by Yu Dan Meng

Den Weinstand in Erbenheim gibt es seit 2014. Betrieben wird der Weinstand von einem der örtlichen Vereine im Wechsel. Und am 9.9. war dies die SPD. Deshalb gab es an diesem Weinstand auch WLAN, was der Oberbürgermeister auch kurz nutzte.

An diesem Abend war das Wetter etwas regnerisch, so daß nicht allzu viele Menschen kamen. Es werden so vielleicht 80 Personen gewesen sein, die gleichzeitig auf dem Platz anwesend waren. Entspannte Stimmung für Gespräche unter einem der grossen Schirme.


WLAN

Und es gab wieder WLAN an diesem Weinstand. Eingesetzt wurde erneut die Technik, die sich auch schon in früheren Aktionen bewährt hatte1). Weiterhin wird die Software von Freifunk Wiesbaden verwendet, die zuverlässig funktionierte.

Im WLAN angemeldet an diesem Freitag waren bis zu 14 Teilnehmer. Es lag am Wetter, daß nicht mehr Personen am Weinstand anwesend waren und es deshalb auch nur recht wenige Teilnehmer im WLAN gab. In der oberen Hälfte des folgenden Bildes sehen Sie die Anzahl Teilnehmer, in der unteren Hälfte die über das WLAN übertragene Datenmenge:


Und das WLAN wurde genutzt. Am Datenverkehr im unteren Teil dieses Bildes sehen Sie, daß ab ca. 21:30 Uhr das WLAN intensiver genutzt wurde. Um 22 Uhr endet der Weinstand, so daß ich um 22:10 Uhr das WLAN abschaltete, eigentlich auf dem Höhepunkt der Nutzung.

An diesem Freitag wurden insgesamt etwa 1,3 GB an Daten transferiert. Am 8. Juli 2022, der letzten entsprechenden Aktion, waren bis zu 18 Teilnehmer angemeldet, die insgesamt 1,2 GB an Daten transferierten. Diesmal waren es weniger Teilnehmer, die dafür geringfügig mehr an Datenverkehr erzeugten.

Das WLAN wurde also genutzt.


Wofür ein WLAN?

Wo Menschen sich treffen, da gehört ein öffentliches WLAN hin. Denn die Menschen reden miteinander und im Rahmen dieser Unterhaltungen können Fragen aufkommen. So war es auch am frühen Abend, als an einem Tisch aus irgendwelchen Gründen die Diskussion auf das Thema Roter Riesling kam. Nun haben wir heute eine Einrichtung wie Wikipedia, die viele Informationen zu allen möglichen Themen enthält, die meisten sogar sinnvoll. Ein Griff zum Handy und eine kurze Suche in der Wikipedia zum Thema führte zu diesem Text: Roter Riesling. In diesem Text findet man auch dieses Bild:

Die dunkle Beerenfarbe charakterisiert den Roten Riesling (Quelle: Wikipedia, siehe auch 2)

Die am Tisch diskutierte Frage war somit geklärt.


Wein-LAN #11

Auf öffentliche Plätze gehört ein öffentliches WLAN. Um zu zeigen, daß ein solches WLAN an diesem Platz nicht nur ein Gimmick ist sondern auch genutzt wird, gibt es diese Aktion. Die entsprechenden Auswertungen zur Nutzung des WLAN finden Sie hier auf dem Blog. In der rechten Spalte des Blogs finden Sie den Text Blog-Archiv und dort finden Sie die entsprechenden Texte unter dem Schlagwort Wein-LAN.

Seit 2016 führen wir diese Aktion durch, mittlerweile zum 11. Mal. Eigentlich haben wir genügend Zahlen und Argumente vorgelegt, aber überzeugen Sie einmal die Stadtpolitiker zu einem solchen Thema.



Anmerkungen:

Donnerstag, 4. August 2022

ESWE Verkehr free WiFi


Langsam und auf leisen Sohlen kommt doch noch WLAN in diese Stadt.

Fahren Sie Bus? Mit einem der schönen neuen Busse mit Elektroantrieb (siehe hier: eCitaro)? Dort gibt es WLAN! Also probiere ich das aus, steige in einen dieser Busse ein und fahre los. In meinem Handy öffne ich die Einstellungen, gehe zu Netzwerk/Internet und finde dieses unter WLAN:


Da findet man ESWE Verkehr free WiFi. Auf diese Zeile habe ich dann getippt und es passierte etwas:


Das ist das übliche Vorgehen. Man muß noch etwas lesen (wer liest eigentlich diese Nutzungsbedingungen?), das Häkchen setzen bei Nutzungsbedingungen (haben Sie diese gelesen?) und tippt auf kostenlos einloggen:


Und schon bin ich im Internet:


Ein kleiner Test: kurz ein paar Seiten aufgerufen und gesehen, es geht. Na sowas, und das in Wiesbaden.

Also teste ich mal weiter: Wie schnell ist eigentlich dieses Internet im Bus? Ich erhielt Werte von ca. 8 MBit/s down und ca. 2.5 MBit/s up - das ist brauchbar. Mehr Teilnehmer bedeuten natürlich geringere Geschwindigkeit pro Teilnehmer, aber das ist ein Medium, das sich alle Teilnehmer teilen müssen. Die Technik eines WLANs funktioniert so.

Dann bin ich noch ein wenig mit dem Bus gefahren, natürlich immer mit einem Bus mit Elektroantrieb, denn nur diese Busse bieten WLAN an. Und jedes mal habe ich getestet, ob dies funktioniert. In einem Fall ging es nicht (Status, verbunden, aber kein Internet), ansonsten ging es.

Nein, ich bin kein Bus gefahren, um endlich mal WLAN zu haben. Ich wollte nur ausprobieren, ob diese Stadt Wiesbaden so etwas hinbekommt.


Bewertung

Es muß der Stadtpolitik wohl peinlich sein, daß jetzt WLAN in den Bussen angeboten wird. Zwar gab es irgendwo mal eine Presseerklärung, wo dieses Angebot erwähnt wurde, aber so richtig herausgestellt wurde dies nicht. Normalerweise lässt sich ein Politiker keine Gelegenheit entgehen, einen Spaten in die Erde zu stecken, ein Band durchzuschneiden, eine Rede zu halten oder vor einer Kamera zu stehen, aber in diesem Punkt habe ich nichts gehört, gesehen oder gelesen.

Andere Anbieter weisen deutlich auf dieses Angebot hin. Hier ein Beispiel eines Busses, gesehen am Hauptbahnhof in Wiesbaden:


Diese Busse waren nicht von ESWE, denn an ESWE-Busse finden Sie keinen Hinweis auf WLAN.

Das Thema WLAN ist für Wiesbaden irgendwie zu schwierig. Vor längerer Zeit war ich in einem kleinen Urlaubsort, der aus etwa 50 Einwohnern bestand. Selbstverständlich gab es dort frei zugängliches WLAN, selbstverständlich gab es Webcams, damit man sich von zu Hause aus den Ort und die Sehenswürdigkeiten ansehen kann. Wiesbaden ist da schlechter ausgestattet. Für Wiesbaden gilt:

Kostenfreies und zeitlich unbegrenztes WiFi: In Wiesbaden ist der Ausbau des kostenfreien und unbegrenzten WiFi-Angebotes abgeschlossen.

Quelle: Kostenfreies WiFi in Wiesbaden (vermutlich September 2019)

Sehe Sie, das Thema WLAN ist für die Stadtpolitik abgeschlossen, und das schon seit etlichen Jahren.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Wein, WLAN - und Sushi (Wein-LAN #10)


Der Weinstand in Erbenheim findet wieder statt, trotz steigernder Corona-Zahlen. Und dies in der Form wie vor Corona-Zeiten. So gab es am 8. Juli 2022 wieder einen Weinstand in Erbenheim, betrieben von der SPD, und wieder mit WLAN.

Aber diesmal war alles ein wenig anders, denn diesmal gab es eine kleine Geburtstagsfeier am Weinstand. Und dort gab es Sushi:


Nette Leute in netter Umgebung, da kann man einen Geburtstag feiern. Den Wein dazu holt man sich am Weinstand, und er kam an diesem Freitag vom Weingut Russler aus Walluf.


WLAN

Aber dies ist kein Blog über kulinarische Genüsse oder Geburtstagsfeiern, das Thema hier ist die IT. Und deshalb einige Anmerkungen zum WLAN am Weinstand.

Eingesetzt wurde die bewährte Hardware aus früheren Wein-LAN-Aktionen. Allerdings stammte diesmal die SIM-Karte von Aldi (siehe Tagespass L). Die Software stammte auch diesmal wieder von Freifunk.

Hier einige Daten zur Nutzung dieses WLAN-Angebots:

Anzahl Smartphones im WLAN am Weinstand

Der Weinstand ist geöffnet von 17:00 bis 22:00 Uhr, somit wurde das WLAN um 16:30 ein- und um 22:10 Uhr ausgeschaltet. Die maximale Zahl Teilnehmer an diesem Tag belief sich auf 18 angemeldete Smartphones. Insgesamt wurden 1,2 GB an Daten transferiert.


Aufschrei

Mit Abschalten des Stroms zum WLAN gab es einen Aufschrei: "Wieso ist denn jetzt das Internet weg?". Nehmen Sie dies als Beleg, daß das Internet genutzt wurde. Aber der Weinstand geht nur bis 22:00 Uhr, und somit endet das WLAN-Angebot auch kurz danach.


Anmerkungen

Im Mai 2016 gab es die erste Aktion mit WLAN im Rahmen eines Weinstandes an diesem Platz (siehe Ankündigung und Auswertung). Somit war die Aktion am 8.7. die 10. Aktion mit WLAN.

Seit Jahren gibt es in der Wiesbadener Kommunalpolitik die Forderung nach einem WLAN, das einfach zu bedienen ist und keinerlei Überwachungsfunktion enthält. Und das nicht nur an einem Platz in der Innenstadt sondern fast überall. Ein Beitrag aus einem Kommunalwahlprogramm aus dem Wahlkampf 2016 soll diese Aussage belegen:

Quelle: Kommunalwahl in Wiesbaden 2016: CDU

Heute schreiben wir das Jahr 2022 und sind somit 6 Jahre weiter. Was wurde erreicht?


Wein-LAN

Ziel der Aktion Wein-LAN war, nicht nur eine Forderung zu erheben sondern zu prüfen, ob ein WLAN an einem bestimmten Platz Sinn macht, ob es somit von den Bürgern angenommen wird. Und die Hoffnung war, daß dies auch geschehen wird. Und das haben wir jetzt in 10 solchen Aktionen über einen Zeitraum von 6 Jahren gezeigt. Auf dieser Seite finden Sie ein Blog-Archiv und in diesem finden Sie in den einzelnen Jahren die einzelnen Beiträge, jeweils unter dem Schlagwort Wein-LAN. Dort können Sie die Ergebnisse jeder dieser Aktionen nachlesen.

Reagiert die Stadtpolitik darauf? Da kannste ach em Ochs ins Horn petze.


Aktuelles

Seit wenigen Wochen hat Wiesbaden wieder eine Stadtregierung. Die aktuelle Koalition .... äh, ich meine natürlich die Kooperation (die nicht Koalition genannt werden will), hat ein Papier ihrer geplanten Maßnahmen vorgelegt, in dem sich diese Aussage findet:

Quelle: Wiesbaden gemeinsam gestalten

Man wird sehen, wie sich dies entwickelt und inwieweit dies umgesetzt wird. Allerdings wird es wohl eine Haushaltssperre geben, d.h. alle Ausgaben müssen genehmigt werden. In der Prioritätenliste weiter hinten stehende Position werden dann wohl verschoben, auf später. Oder noch später. Oder .... Bisher zeigte sich in der Stadtpolitik in Wiesbaden, daß das Thema WLAN nicht ganz so wichtig ist.

Freitag, 3. Juni 2022

Open Source in der Stadtpolitik


Das Thema quelloffene Software, also Open Source Software, ist in der Stadtpolitik hier in Wiesbaden angekommen. Bei der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Beschäftig., Digitalis., Gesundheit am 17. Mai 2022 fanden sich 2 Anträge zu diesem Thema auf der Tagesordnung.

Die Fraktion, gebildet aus BLW, ULW und BIG hatten am 2.5. einen Antrag zu diesem Punkt eingereicht. Dies war der Text des Antrags:


Im Punkt 9 der Tagesordnung fand sich ein Antrag von Grüne, SPD, Linke und Volt, eingereicht am 11.5. Dies war der Text dieses Antrags:


Im Laufe der Diskussion wurde bekannt gegeben, daß der Magistrat am Tag dieser Sitzung einen Vertrag mit Microsoft zur Nutzung der Microsoft-Software verlängert hat, und der Ausschuss kommentierte dies nicht. Sie können also beruhigt sein, die Stadt Wiesbaden wird nicht von Microsoft Windows zu irgendetwas anderem wechseln, dafür fehlt der Stadtpolitik der Mut (obwohl dies im Sinne dieses Blogs wäre). Auch weitere Software wie Microsoft Office wird nicht ersetzt durch LibreOffice oder ein ähnliches Produkt. Usw.

Worum ging es in der Diskussion, in welche Richtung zielen die Anträge? Dazu etwas später mehr, ich möchte vorher noch auf einige der in den Anträgen genannten Argumente eingehen.


Monopol

Monopole sind schlecht. Im Wirtschaftsleben führt ein Monopol zu Abhängigkeiten, hohen Preisen und verringerter Auswahl, in der Landwirtschaft kennen wir es als eintönige Felder mit der immer gleichen Pflanze, in anderen Bereichen gibt es ähnliche Beispiele. Aus diesem Grunde sollen die Angebote aus dem Bereich Open Source stärker berücksichtigt werden, denn dadurch würde die Vielfalt erhöht.

Ich lehne keine Software aus dem Bereich Open Source ab, sonst hätte dieser Blog nicht diesen Titel. Das im Bereich der Software gemeinte Monopol heißt Microsoft, und der Titel des Blogs besagt, daß man die Software der Fa. Microsoft ersetzen soll durch Software aus dem Umfeld Linux. Wie könnte ich diesem Argument widersprechen.

Nun kennen wir häufig doppelte Begriffe für einen Sachverhalt. Will man diesen Sachverhalt positiv darstellen verwendet man den einen Begriff, will man den gleichen Sachverhalt negativ darstellen verwendet man einen anderen Begriff. Beide Begriffe beschreiben aber den gleichen Sachverhalt. So ist es auch in diesem Fall, und die Begriffe heißen Monopol und Einheitlichkeit.

Software verursacht Kosten. Ein gerne unterschätzter Teil der Kosten macht der Support aus, denn sie kennen sicherlich das Problem, daß ein Text nicht auf dem Drucker erscheint. Aber das ist nur ein bekanntes Problem, andere heißen Datenaustausch, Einstellungen, Aufruf einer Funktion, .....

Für jedes eingesetzte Produkt müssen Sie Mitarbeiter haben, die solche Fragen zu einem Produkt beantworten können, denn Sie bzw. Ihre Mitarbeiter sollen ja arbeiten können. Und jedes Produkt verhält sich bei gleicher Aufgabe etwas anders, was ein entsprechendes Wissen des Support-Mitarbeiters erfordert. Und dieses Wissen muß man sich erarbeiten, das kostet Zeit. Setzen Sie 2 Programme für eine Aufgabe ein, haben Sie zwar keine Monokultur, aber dafür den doppelten Aufwand bei der Unterstützung Ihrer Anwender. Ihre Kosten erhöhen sich.

Aus diesem Grund treibt man in der IT-Branche die Vereinheitlichung voran. Alle Mitarbeiter haben die gleiche Software, somit haben wir eine Monokultur.


Angriffe

Angriffe auf Computersysteme mit dem Ziel, diese zu beherrschen und danach Lösegeld zu verlangen, sind an der Tagesordnung. Eine Monokultur begünstigt solche Angriffe, eine Vielfalt der Systeme verhindert solche Angriffe. So steht es in der Begründung eines Antrags.

Diese Gefahr ist real. Einige Texte und Beispiele aus den vergangenen Monaten sollen dies belegen:

Die Aussage, daß eine Monokultur ein Computersystem unsicher macht, ist allerdings falsch. Stellen Sie sich ein Haus vor, das zwei Eingangstüren hat. Allerdings unterscheiden sich diese in ihren Sicherheitstechniken. Nun lassen Sie mich einmal die Rolle des bösen Hackers spielen, der in dieses Haus einbrechen will. Scheitere ich an der ersten Tür, dann gehe ich zur zweiten Tür und versuche es dort. Diese Tür stammt von einem anderen Hersteller, bietet also andere Vor- und Nachteile, also erhalte ich eine zweite Chance. Wäre dies die gleiche Tür, so würden meine Versuche an dieser Tür genau so scheitern wie an der ersten Tür.

Unterschiedliche Systeme (z.B. bei Betriebssystemen) bieten keine höhere Sicherheit. Sie erhöhen die Angriffsoberfläche, bieten also zusätzliche Möglichkeiten, in den Computer einzudringen und diesen zu übernehmen. Und wenn ein Hacker erst mal drin ist im System und dort die Rechte eines Administrators hat, dann beginnt er sein Werk. Da interessiert es ihn auch nicht, daß es andere Türen gibt, die er nicht ausprobiert hat.


OZG

Immer mehr Verwaltungsarbeiten werden über Computer abgewickelt, immer mehr Geräte werden über Computer gesteuert. Der Bundestag hat ein Gesetz beschlossen, das die öffentliche Verwaltung verpflichtet, Daten öffentlich zugänglich zu machen:

Das Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen (Onlinezugangsgesetz – OZG) verpflichtet daher Bund, Länder und Kommunen, bis Ende 2022 ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch digital anzubieten.

Quelle: Bundesministerium des Inneren und für Heimat, Artikel Moderne Verwaltung

Deshalb werden weitere Daten zur Verfügung gestellt, d.h. sie können per Computer abgefragt werden. Das Thema Schutz der Daten spielt somit eine immer grössere Rolle, denn es sind Ihre (und meine) Daten.

Welche Software verarbeitet unsere Daten? Wer stellt sicher, daß diese Daten nicht abgegriffen werden? Wer prüft, ob die Software Hintertüren hat?


Cloud

Heutzutage werden Daten nicht auf einem Computer an einem Arbeitsplatz gespeichert, sondern auf einem Computer irgendwo. Das nennt sich Cloud-Computing, "das macht man heute so" lautet das Motto. Und wenn Sie Daten aus der Hand geben, dann haben sie keine Kontrolle mehr darüber, was mit diesen Daten geschieht. Und heute liegen diese Daten häufig in den USA, bei welcher Firma auch immer (das könnte auch Microsoft sein). Da haben Sie keine Kontrolle darüber, ob ein böser Hacker oder ein freundlicher Geheimdienst auf diese Daten zugreift.


Digitale Souveränität

Wir brauchen die Kontrolle über unsere Daten. Wir müssen wissen, was die Programme mit den Daten machen. Das alles können wir nur erreichen, wenn wir offene Software einsetzen, denn nur dort kann man einsehen, was die Software macht. Und deshalb brauchen wir Open Source Software.

Sie können das nicht, sie verstehen nichts von Software? Keine Angst, es gibt in Deutschland genügend ausgebildete Personen, die so etwas können und auch machen. Bisher vertrauen Sie auf die Aussagen der Hersteller, also Microsoft, Apple, Oracle, ..... , daß die Produkte sicher sind und man keinen Unfug mit den Daten treibt.

Leider gab es bisher genügend Beispiele, die diese Aussage widerlegten. Ein Stichwort soll hier genügen: Edward Snowden hat solche Aktivitäten aufgedeckt. Hier nur ein Beispiel für solchen Mißbrauch: Von Snowden enthülltes Überwachungsprogramm war illegal.

Wir brauchen die Kontrolle über die Computer, die Software und unsere Daten.

Fazit

Beide Anträge wurden einstimmig angenommen. Bricht jetzt in Wiesbaden das Open Source-Paradies aus? Wechselt Wiesbaden auf Open Source?

Man wird ja noch mal träumen dürfen, aber, keine Angst, dies wird nicht passieren.

Dies ist erst einmal ein Antrag an den Magistrat zu berichten. Und der Magistrat wird berichten, welche Software aus dem Umfeld Open Source in Wiesbaden in 2022 eingesetzt wird. Vielleicht wird es danach einen Beschluss des Ausschusses geben, diesen Anteil zu erhöhen. Und somit wird bei jeder Anschaffung zukünftig eine Begründung erfolgen, warum man sich für eine bestimmte Software entschieden hat. Zusätzlich wird man jetzt angeben, welche Alternativen man untersucht hat, denn die Anträge zielen ja in die Richtung, auch Angebote aus dem Bereich Open Source zu eruieren. Und dabei wird herauskommen, daß die Angebote aus dem Bereich Open Source nicht genommen werden konnten, weil .... (bitte setzen Sie Ihre Argumente hier ein).

Ändern wird sich somit nichts, nur die Begründung für ein spezielles Produkt wird um einen Abschnitt länger.

Das wirtschaftliche Monopol (sprich: die Abhängigkeit von Microsoft) werden wir nicht aufbrechen können. Microsoft wird es nicht erlauben, daß Windows von einem anderen Unternehmen entwickelt wird. Und die Alternative zu Windows wäre Linux, aber da hat die Stadtpolitik Berührungsängste. Und für andere Software wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Mail, ... gilt dies ähnlich.

Das Problem ist nicht das Monopol, das Problem ist die Qualität der Software dieses Monopolisten.

Dienstag, 24. Mai 2022

WLAN am Weinstand


Wo sich Menschen in der Öffentlichkeit treffen, da gehört ein WLAN hin. Natürlich nicht, wenn sich nur 2 Menschen treffen, aber auf einen öffentlichen Platz gehört ein WLAN. Und da sich Menschen gerne an einem Weinstand treffen, gehört an einen Weinstand ein WLAN. Um dies zu verdeutlichen gibt es, sofern die SPD in Erbenheim den dortigen Weinstand betreibt, ein öffentliches WLAN. Dies habe ich mehrfach auf diesem Blog dokumentiert, Stichwort Wein-LAN.

Vor einigen Tagen machte ich eine Radtour in den Rheingau. Und zum Rheingau gehören seit etlichen Jahrzehnten die Weinstände, meist direkt am Rhein. Hier finden Sie eine Übersicht über etliche, wenn auch nicht alle, Weinstände: Weinprobierstände.

Das war in etwa meine Radtour:


Die abgebildete Tour entspricht nicht exakt meiner Tour vom 8. Mai, denn diese Aufzeichnung habe ich 2014 erstellt. Mittlerweile gibt es doch einige Änderungen an der Strassenführung, so wurde der Leinpfad zwischen Eltville und Walluf für Radfahrer gesperrt. Sofern Sie sich die Route als GPX-Datei holen und in Ihr Navi einspielen, dann fahren Sie diese Route bitte nicht sklavisch ab.


Eltville

Mein erster Stop war der Weinstand in Eltville. Hier finden Sie die Beschreibung: Weinstand und Weinstand.

Und wie ich da so sitze und mein Glas Wein trinke, dachte ich mir, ich schaue mal auf mein Handy unter der Rubrik WLAN. Das fand ich:

Weinstand Eltville

In der Liste der verfügbaren WLANs tauchte ein WLAN mit Namen Eltville auf, unverschlüsselt. Gleich mal damit verbunden (siehe 1. Bild) und geschaut (siehe 2. Bild).

Bewertung

Naja, das war nix.


Walluf

Mein nächster Stop war das Fässchen in Walluf: Wallufer Weinprobierstand und Fässchen Walluf. Auch hier habe ich mir wieder ein Gläschen Wein geholt und auch hier habe ich mir die Sache mit dem WLAN angesehen:

Weinstand Walluf

Auch hier tauchte ein WLAN mit dem Namen Walluf auf. Gleich verbunden, komische Zustimmung abgegeben (hat schon mal jemand diesen Vertrag gelesen) und eine Seite aufgerufen. Und das klappte, auf Anhieb.

Bewertung

Gut so. Funktionierte und war brauchbar.


Schierstein

Der nächste Stop war dann in Schierstein: Weinstand. Auch hier habe ich wieder einen Blick auf die Liste der verfügbaren WLANs geworfen. In Schierstein fand ich kein öffentliches WLAN am Weinstand.

Na gut, ich bin jetzt in der Stadt Wiesbaden. Und in Wiesbaden hat das Thema WLAN einen ganz anderen Stellenwert, nämlich keinen.


Biebrich

Nächster Stop war dann in Biebrich: Weinstand. Auch an diesem Weinstand bin ich in Wiesbaden unterwegs, folglich gibt es an diesem Weinstand kein öffentliches WLAN.


Bergauf

Von nun an ging es zurück nach Erbenheim, also ohne weitere Weinstände und dafür bergauf.


Fazit

An einen Weinstand gehört ein öffentliches WLAN. Schön, daß man dies im Rheingau auch anbietet. Über Wiesbaden wollen wir nicht reden, da ist dies alles ganz anders. Nach meiner sehr persönlichen, sicherlich subjektiven Meinung ist es in Wiesbaden nicht besser. Nur die Nase trägt man dort höher.


Vorschlag

Nichts ist so gut, daß man es nicht verbessern kann. Und so möchte ich vorschlagen, daß man zum jeweiligen Weinstand auch auf der entsprechenden Internetseite angibt, welcher Winzer heute ausschenkt, möglichst auch mit einer Abbildung der jeweils gültigen Weinkarte. Und wenn man dies macht, dann bitte aktuell.

Jeder Urlaubsort hat heute eine oder mehrere Webcams, wo man sich ein Bild von der aktuellen Lage machen kann. So etwas kann man auch am Weinstand machen, die Internetanbindung ist da. Für Biebrich gibt es eine solche Webcam, aber natürlich nicht am Weinstand. So sieht das in Biebrich aktuell aus:


Sie finden dieses Bild hier: Biebrich am Rhein - Willkommen zur RheinCam. Auf dieser Seite wird das Bild alle 90 Sekunden aktualisiert, aber für einen Weinstand würde es auch reichen, wenn dies alle 5 Minuten aktualisiert werden würde.

Wie Sie sehen, kann man dies machen. Dies ist kein Hexenwerk, man muß es nur wollen.


Hattenheim

Ein Nachtrag: Normalerweise wäre ich im Rahmen meiner Radtour von Eltville aus weitergefahren, zumindest bis nach Hattenheim. Aber ab Walluf hing eine schwarze Wolke über mir, die mich auch schon mal beregnete. Also beschloss ich, in Eltville umzukehren und zurück nach Hause zu fahren. Einige Tage später bin ich dann doch nach Hattenheim gefahren, wenn auch nicht mit dem Rad. Mein Ziel war der Weinstand in Hattenheim: Weinstand und Hattenheimer Weinfässer. Und ein kurzer Blick in Handy zeigte:

Weinstand Hattenheim

Also mit dem Netz verbunden und die Anmeldung aufgerufen:

Weinstand Hattenheim

Kurz den Geschäftsbedingungen zugestimmt, ohne sie vorher gelesen zu haben (wer liest das schon?) und schon war ich im Internet. Und die Verbindung war brauchbar.

Fazit: gut und brauchbar.


Erbach

Auch in Erbach gibt es einen Weinstand: Erbacher Weinprobierstand und Weintreff Erbach. Aber hier gibt es kein WLAN.

Samstag, 2. April 2022

Simulationen


Wir berechnen das Klima im Jahre 2100. Dazu werden im Computer Modelle gebaut, jede Menge Daten erhoben (aktuelle und historische), Software geschrieben, und diese Software läuft dann in großen und teuren Computern, um aus den Daten eine Vorhersage für das Jahr 2100 zu berechnen. Von den Ergebnissen haben Sie sicherlich schon einmal gelesen.

Aber wie sieht das auf kleinerer Ebene aus? Bleiben wir doch in Wiesbaden und betrachten auch nicht, was in 80 Jahren sein wird, denn nur wenige unter den Lesern dieses Textes werden das Jahr 2100 erleben. Aber Veränderungen in der Stadt Wiesbaden erleben wir. Und mein Eindruck ist, daß wir viele solcher Veränderungen erleben.

Die Stadtpolitik greift in den Straßenverkehr ein, das hat sie schon immer gemacht. Hier wird eine Straße neu gebaut (z.B. im Baugebiet Erbenheim Süd) oder eine bestehende Straße ausgebaut (z.B. Boelckestraße), dort wird eine Einbahnstraßenregelung eingeführt, eine Radspur ausgewiesen, eine Fahrspur für Autos entfernt (z.B. erster Ring). An einer Pförtnerampel haben Sie vermutlich auch schon mit Ihrem Auto gestanden und die nicht mehr vorhandene Abbiegemöglichkeiten am Landeshaus vom ersten Ring in Richtung Biebrich kennen Sie vermutlich auch.

Das waren nur einige Beispiele, es gibt viele Veränderungen im Straßenverkehr in Wiesbaden. Wird eigentlich vorher überlegt, welche Veränderungen solche Eingriffe bewirken? Wird überlegt, wer belastet und wer entlastet wird?


Simulation

Wir leben in einer Zeit, die sehr von Computern (Hard- und Software) geprägt wird. Vieles wird berechnet, gesteuert, überwacht, ausprobiert (=simuliert). Werden solche Geräte auch zum Thema Straßenverkehr eingesetzt? Setzt die Stadt Wiesbaden solche Geräte ein, um die Auswirkungen ihrer Eingriffe in den Straßenverkehr zu simulieren, bevor die Eingriffe vorgenommen werden? Gibt es ein Computer-Modell des Straßenverkehrs in der Stadt Wiesbaden?

In einem solchen Modell, in einer solchen Simulation sollten alle Straßen in Wiesbaden enthalten sein, alle Ampeln, alle Abbiegemöglichkeiten usw. Und natürlich sollte man wissen, zu welcher Uhrzeit welche Belastung auf diese Straßen zukommt, sprich: wieviele Fahrzeuge zu jeder Uhrzeit fahren. Damit hätte man ein Modell des Straßenverkehrs der Stadt Wiesbaden, in das man eingreifen kann, also als Simulation. Man könnte z.B. im Computer eine Straße sperren und in der Simulation durchrechnen lassen, wie sich der Verkehr nach diesem Eingriff entwickelt. Man könnte sich im Computermodell ansehen, wie sich eine geplante Änderungen auswirkt und danach überlegen, ob man diese Änderung vornimmt.


Zukunftsmusik?

In Ihren Ohren klingt dies nach Zukunftsmusik? Ich muß sie enttäuschen, das geht schon lange so. Nur für die Stadt Wiesbaden mag dies Zukunftsmusik sein.

Vor etwa 40 Jahren war ich in solch einem Projekt und habe dort entsprechende Software geschrieben. Auf der Basis erhobener Zahlen zum Straßenverkehr wurde für eine Stadt ein Modell entwickelt und dieses im Computer durchgerechnet. Was passiert eigentlich, wenn man eine Straße zur Einbahnstraße erklärt? Die Simulation liefert eine Antwort. Und wenn ich die gleiche Straße nehme und sie in eine Einbahnstraße umwandle, aber in entgegengesetzter Richtung? Auch hier liefert die Simulation eine Antwort.

Das alles war möglich um das Jahr 1980 herum, das genaue Jahr weiß ich jetzt nicht mehr. Der Computer von damals (Prime P250) war ein Schrank für den Preis von irgendetwas zwischen 100.000 und 200.000 DM. Die genauen Daten kenne ich nicht mehr, aber die Plattenkapazität dieses Computers betrug 64 Megabyte (bitte beachten Sie: Megabyte, nicht Gigabyte wie Ihr Handy). Jeder heute bei einem Discounter angebotene PC hat eine höhere Rechenleistung. Und einen Massenspeicher von 64 Megabyte kann man heute fast nicht mehr herstellen, heute reden wir vom mindestens 1.000-fachen Speicherplatz, eher sogar vom 16.000-fachen.

Was vor 40 Jahren ging, sollte heute auch gehen, und sogar viel besser. Aber setzt die Stadt Wiesbaden so etwas ein? Besitzt die Stadt Wiesbaden solch eine Simulationssoftware?

Vor einigen Wochen gab es eine Diskussion über Probleme des Straßenverkehrs. In dieser Diskussion habe ich diesen Punkt vorgebracht und erhielt als Antwort, daß man ja DigiV habe, ausbaue und auch einsetzen werde. Sorry, aber das ist genau die falsche Antwort. DigiV ist ein System zur Steuerung des vorhandenen Verkehrs, mein Argument zielt auf die Zeit vor der Entscheidung.

Probiert man in Wiesbaden einfach mal etwas in der Praxis aus und schaut dann, welche Auswirkungen solch ein Eingriff hat? Wird schon schiefgehen, was kann schon passieren. Dies ist ja nur eine Operation am offenen Herzen.

Dienstag, 22. März 2022

"Frau Kastl, sie müssen uns helfen, diese Zettelwirtschaft abzuschaffen"


So lautete die Überschrift eines Vortrags auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs, gehalten am 27.12.2021. Aus der Einleitung dieses Vortrages möchte ich zitieren:

Mit diesem Anruf begann im August 2020 eine ziemliche abenteuerliche Reise durch die wunderbare Welt der Digitalisierung in einem Gesundheitsamt – noch viel weiter ...

Ein Erfahrungs- und Statusbericht über 15 Monate Digitalisierungsbemühungen im Bereich des Öffentlichen Gesundheitsdiensts.

Quelle: Digitalisierung. In einer Pandemie. Im Gesundheitsamt!

Den vollständigen Vortrag finden Sie hier:



Wie alles anfing

Seit über 2 Jahren beschäftigt uns dieses Virus, denn bereits am 31.12.2019 konnte man auf der SPIEGEL-Seite lesen:

Quelle: DER SPIEGEL vom 31.12.2019


Wie es heute aussieht

Wie sieht das mittlerweile aus? Aktuell steigen die Zahlen der positiv getesteten Personen in praktisch allen Kreisen dieser Republik. Inzidenzen, R-Wert, Hospitalisierung, ....

Schlagworte oder Kennzahlen schwirren durch die Diskussion und es entsteht der Eindruck, daß nichts funktioniert. Immer noch nicht, obwohl wir seit 2 Jahren mit diesem Virus kämpfen. Und dazu fand ich im Internet dieses Bild:


Gefunden habe ich dies Ende November auf Twitter: Pandemie-Bekämpfung in Deutschland in einem Bild. Die Infektion mit dem Corona-Virus fand statt am 11.November 2021, deshalb wird eine häusliche Quarantäne vom 11. November bis zum 21. November 2021 angeordnet. Bitte schauen Sie auf das Datum des Schreibens: erstellt wurde dieses Schreiben am 24. November 2021, also 3 Tage nach Ende der Quarantäne. Wie begeben Sie sich rückwirkend in Quarantäne?

Ist das Fake News? Im Internet liest man ja so vieles, aber diese Information scheint zu stimmen, denn diverse Zeitungen bestätigen solche und ähnliche Geschichten:


Und in Wiesbaden?

Das war nun Hamburg, aber in Wiesbaden sieht es nicht viel besser aus. Eine Bekannte hatte Kontakt zu einer Person, bei der eine Corona-Infektion festgestellt wurde. Auf Anfrage beim Gesundheitsamt wurde ihr mitgeteilt, daß man baldmöglichst auf sie zukommen werde. Sie begab sich freiwillig in Quarantäne, vereinbarte mit ihrem Arbeitgeber Home-Office und hielt sich daran. Nach Ablauf ihrer Quarantäne bekam sie einen Anruf vom Gesundheitsamt, daß sie in Kontakt mit einer infizierten Person war und sich deshalb sofort in Quarantäne zu begeben habe. Eine entsprechende schriftliche Anweisung würde noch folgen. Immerhin war das Gesundheitsamt so einsichtig, auf die schriftliche Anordnung zu verzichten, nachdem man dem Vertreter den Sachverhalt und insbesondere den zeitlichen Ablauf erklärte.

Und dies scheint nicht der einzige Fall in Wiesbaden gewesen zu sein. Aber mittlerweile wurde die Verfolgung der Kontakte und Anordnung von Quarantäne in vielen Gesundheitsämtern eingestellt.


Immer wieder diese Digitalisierung

Was haben wir alle gelacht bei der Erläuterung, daß die Informationen via FAX weitergereicht werden. Beschrieben hatte ich dies bereits vor ca. 2 Jahren: Es lebe das FAX-Gerät.

Klar, da fehlt die Digitalisierung. Falls dies jemand noch bezweifelte, so wurde er von der Corona-Pandemie eines besseren belehrt. Daten werden ausgedruckt, von Hand in Computer übertragen, wieder ausgedruckt und dann per FAX an die nächste Stelle übermittelt. Das geht besser und zuverlässiger, wie jeder aus der IT-Branche weiß.

So sehen die Abläufe aus:

Quelle: Vortrag von Frau Kastl, Slide #20

Bitte beachten Sie den zeitlichen Verzug zwischen den einzelnen Schritten. Beim RKI nannte man dies "Meldeverzug" und man behalf sich, in dem man Zahlen schätzte:

Durch den Meldeverzug sind die Daten die letzten Tage in der Grafik noch unvollständig und füllen sich mit den in den kommenden Tagen nachfolgend übermittelten Daten auf.

Quelle: COVID-19-Dashboard mit täglich aktualisierten Fallzahlen

Der Karikaturist Klaus Stuttmann hat die Situation wunderschön zusammengefasst. Leider ist es nicht so einfach, das Werk eines Menschen, der von seiner Arbeit lebt, hier wiederzugeben. Deshalb geben ich Ihnen nur den Link auf dieses Bild: Die deutschen Behörden endlich digitalisieren!!. Genauso ist es. Besser kann man es nicht darstellen.

Frau Kastl hat den gleichen Sachverhalt in ihrem Vortrag so dargestellt:

Quelle; Vortrag von Frau Kastl, Slide #18


QR-Codes

Immerhin haben wir Bürger in der Pandemie den Umgang mit QR-Codes gelernt. Eigentlich eine praktische Sache. Aber nichts ist so gut, als daß man es in Deutschland nicht doch noch vermurksen könnte.

Vor einigen Tagen erschien in der WELT folgender Text:

Bis zum vergangenen Freitag wurden 204,7 Millionen digitale Zertifikate über erfolgte Corona-Impfungen ausgegeben, wie das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) mitteilte. Allerdings wurden dem Ministerium zufolge bis zu diesem Montag „nur“ 162,1 Millionen Dosen für Erst-, Zweit- und Drittimpfungen gespritzt, also 42,6 Millionen weniger.

Quelle: Über 42 Millionen mehr Impfzertifikate ausgestellt als Impfdosen verabreicht, veröffentlicht am 27.01.2022

Ein Bekannter hat sich gegen Corona impfen lassen. Nach jedem Impftermin fand er zwei Briefe in seinem Briefkasten, sowohl nach der ersten als auch nach der zweiten Impfung. Alle 4 Briefe enthielten einen QR-Code als Nachweis der jeweiligen Impfung. In beiden Fällen wurden 2 Zertifikate für eine Impfung ausgestellt, insgesamt also 4 Zertifikate für 2 Impfungen.

Diesen Vorgang kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Am 17. Januar 2022 habe ich mich gegen Corona impfen lassen, die sog. Booster-Impfung. Nach der Impfung bin ich mit dem gelben Impfausweis zur Apotheke gegangen und habe mir das Zertifikat ausstellen lassen, das ich danach in die Corona-Warn-App eingelesen habe. So schön so gut, aber doppelt hält besser, denn am 3. März erhielt ich ein Schreiben des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, mit dem man mir den QR-Code für die Impfung vom 17.1. zusandte. Nun dauerte es 6 Wochen, bis ich dieses Schreiben erhielt und hätte somit in diesen 6 Wochen ohne entsprechenden Nachweis dagestanden. Möglicherweise hätte man mich auch an bestimmten Veranstaltungen nicht teilnehmen lassen. Aber glücklicherweise hatte ich ja bereits das Zertifikat aus der Apotheke auf meinem Handy. Und natürlich unterscheiden sich die beiden QR-Codes, so daß vermutlich meine Impfung vom 17. Januar zweimal gezählt wurde. Schöne Statistik.

Offensichtlich hat das RKI und somit die Politik keinen Überblick über den Stand der Krankheit. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie.

Und diese Entwicklung geht weiter:

Das Robert-Koch-Institut gibt den Anspruch auf, die Zahl der Corona-Fälle präzise zu erfassen. Damit verliert nun auch noch die wichtige Fallzahlstatistik an Glaubwürdigkeit. Für die Bürger ist die Kapitulation der Behörde ein Ärgernis.

Quelle: Die Kapitulation des RKI

Ab sofort wird nicht mehr gezählt, jetzt wird geschätzt. So etwas machen unsere Politiker, zumindest dulden sie es.


Was kann man tun?

Die Antwort auf diese Frage möchte ich Ihnen überlassen. Aber die letzte Aussage aus dem Vortrag von Frau Kastl möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:

Quelle: Vortrag von Frau Kastl, Slide #46