Sonntag, 29. Oktober 2017

Premium-WLAN für Wiesbaden


Wiesbaden ist etwas Besonderes. Darüber mag man streiten, auf jeden Fall sehen die Wiesbadener das so. Und so verwundert es nicht, daß hier alles etwas feiner und somit auch etwas teurer ist als anderswo. Dies betrifft auch das Thema WLAN, zumindest mal das öffentliche WLAN. Die Stadtpolitik hat erst die Entwicklung verschlafen, andere Orte haben längst ein öffentliches WLAN. Also will man in Wiesbaden jetzt zwar spät, aber dafür mit Macht dieses Thema angehen. Und es muß ein besonderes WLAN sein, natürlich. Und jetzt beginnt der Aktionismus.


Wo

Wo soll es denn öffentliches WLAN geben? Die Stadt Wiesbaden hat sich bisher nicht dazu geäußert, aber die Ortsbeiräte in diversen Stadtteilen haben Wünsche angemeldet. Diese liegen dem Stadtparlament und der Stadtverwaltung vor. Sie können sich diese Beschlüsse auch selbst ansehen, wenn Sie dazu auf diese Seite gehen: Politisches Informationssystem Wiesbaden (PIWi). Auf der Seite wechseln Sie bitte in den Tab Erweiterte Suche und geben in der Suchzeile den Text WLAN ein. Nun markieren Sie bitte noch in der Rubrik Suche nach alle Kästchen und danach klicken Sie auf den Button Suche. Die Seite präsentiert Ihnen dann alle vorhandenen Informationen zum Thema WLAN, soweit sie öffentlich zugänglich sind. Viele Worte, so sieht das aus:

Anfrage an PIWI zum Thema WLAN
Anfrage an PIWI Ausschnitt aus der Antwort

Einen Hinweis möchte ich noch anbringen: Für die Gestaltung und Bedienung dieser Seite bin ich nicht verantwortlich.


Kosten

Solch eine Aktion kostet Geld, niemand arbeitet ohne Bezahlung. Also hat man mal die Kosten für WLANs, betrieben bzw. bezahlt von der Stadt Wiesbaden, aufgestellt, denn diese Beträge müssen in den Haushalt der Stadt Wiesbaden eingestellt werden, d.h. vom Stadtparlament beschlossen werden. So lauten diese Zahlen in der entsprechenden Vorlage:
  • für die Installation eines WLANs rechnet die Stadt Wiesbaden mit einmaligen Kosten in Höhe von 15.000 € im Durchschnitt pro Installation
  • für den laufenden Betrieb des Internetanschlusses fallen pro Jahr 20% dieses Betrages an, d.h. 3.000 € pro Jahr je WLAN
  • für Planung und Koordination dieser Aktivitäten benötigt die Stadt Wiesbaden 50.000 €, jeweils für 2018 und 2019

Stolze Beträge, die von den Steuerzahlern aufgebracht werden müssen. Es kann sich also nur um ein Premium-Produkt handeln.

Dazu möchte ich einige Anmerkungen machen, möchte aber etwas ausholen.


Internetanschluß

WLAN ist eine Technik, um einem Notebook, Tablet oder Smartphone einen Internetzugang zu bieten. Basis dafür ist ein Internetanschluß, an den ein WLAN-Router (oder Access Point) angeschlossen wird. Dieser WLAN-Router baut dann das WLAN-Netz auf, das von den entsprechenden Geräten benutzt wird, d.h WLAN überbrückt die Strecke zwischen Router und Endgerät. WLAN verwendet man, weil die Technik ausgereift, einfach zu installieren und preisgünstig ist. Außerdem kann man in ein WLAN ohne grössere Probleme zusätzliche Geräte einbinden, was über andere Techniken Probleme verursacht. Stellen Sie sich nur einmal vor, man würde dies über eine Kabelverbindungen zwischen Endgerät und Router versuchen...... Man benötigt also einen Internetanschluß und ein Gerät, das das Funknetz aufbaut und bedient (einen entsprechenden Router oder Access Point). Damit komme ich zu den Kosten einer solchen Lösung.


Kosten eines Internetanschlusses

Sie haben vermutlich einen Internetanschluß. Bitte erinnern Sie sich daran, was Sie damals für die Installation des Anschlusses bezahlt haben. Ich will jetzt mit den Zahlen für meinen Anschluß argumentieren, Ihre Zahlen dürften ähnlich sein.

Für die Installation meines Internetanschlusses habe ich nichts bezahlt, 0,00 €. Darin enthalten war ein Router, der WLAN-fähig war. Im Rahmen der Installation des Internetanschlusses wurden im Keller des Hauses etliche Teile angebracht, kostenlos.

Nach den Kosten der Installation komme ich nun zu den Betriebskosten: Dieser Internetzugang kostet mich pro Jahr 540 € (= 45 € pro Monat), wobei ich auch den schnellsten Internetzugang habe, den man als Privatperson aktuell bestellen kann.

Bitte vergleichen Sie diese Zahlen mit den Kosten Ihres Anschlusses und danach mit den Zahlen, die man aus der Stadtpolitik hört.


Beispiel Heßloch

Der Ortsbeirat in Heßloch hat für seinen Stadtteil einen Antrag auf ein öffentliches WLAN gestellt. Vorgeschlagen wurden dabei zwei Orte, einmal eine Bushaltestelle und einmal ein Haus im Ortskern. Für das Haus im Ortskern liegt dem Ortsbeirat ein Angebot eines Unternehmens vor, das für die Installation des WLANs einen Betrag von ca. 100 € und für die Betriebskosten einen monatlichen Betrag von ca. 40 € vorsieht. Die Stadt Wiesbaden hat dem Ortsbeirat geantwortet und ich möchte die Stellungnahme der Stadt ungekürzt zitieren:
Die Durchschnittskosten, einen öffentlichen Platz in der Stadt qualitativ hochwertig mit WLAN zu versorgen, liegen im Schnitt bei ca. 15.000 bis 20.000 Euro einmalig, und nochmal bis zu 20% pro Jahr laufende Kosten. Dies deckt sich mit den Summen, die auch andere Städte, z.B. Mainz, aufgewendet haben. Ein handelsüblicher DSL-Anschluss mit einfachem Access-Point kann natürlich auch installiert werden und wäre kostengünstiger. Eine solche Ausstattung hat qualitative Einschränkungen in der Bandbreite, Reichweite und vor allem in der Stabilität und Verfügbarkeit (wer ist bei einem Routerausfall zuständig und in der Lage zu entstören?) eine Integration in das städtische WLAN wäre nicht gegeben und die Störerhaftung läge bei der Stadt. Ein städtisches WLAN, das auch durch die LHW beworben wird, muß einem höheren Qualitätsanspruch genügen.

Quelle: Schreiben an den Ortsbeirat Heßloch

Zu diesen Punkten möchte ich im Einzelnen Stellung nehmen.

Vorbemerkung

WLAN ist ein Standard, der weltweit verbindlich ist, allerdings haben einzelne Länder kleinere Modifikationen an diesem vorgenommen. Sie finden die Beschreibung des Standards als auch die regionalen Abweichungen hier: IEEE 802.11. Zusätzlich gibt es eine Organisation, die Geräte auf ihre Übereinstimmung mit den Standards prüft: Wi-Fi Alliance. Es darf kein WLAN-fähiges Gerät verkauft werden, das nicht von dieser Organisation geprüft und für gut befunden wurde. U.a. wird geprüft, daß die von der Antenne abgestrahlte Energie nicht über 0.1 W liegt (im 2,4 GHz-Band).

Auch die Stadt Wiesbaden kann und darf keine Geräte einsetzen, die nicht den entsprechenden Normen genügen.

Installation

Für ein öffentliches WLAN in Heßloch am Kelterhaus benötigt man einen DSL-Anschluß plus einen Router, wobei der DSL-Anschluß bereits vorhanden ist. Über einen solchen DSL-Anschluß sind Geschwindigkeiten bis zu 50 MBit/s möglich, wobei man damit sicher 20 Teilnehmer im WLAN-Netz versorgen kann, vermutlich auch mehr. Allerdings können nicht alle Teilnehmer über dieses WLAN einen Film bei Netflix schauen, aber diese Möglichkeit würde auch die Stadt Wiesbaden nicht bieten (im WLAN am Rathaus in Wiesbaden geht das auch nicht).

Und laut dem Angebot an den Ortsbeirat Heßloch würde ein Unternehmen für die notwendige Installation der Geräte einen Betrag von 100 € berechnen.

Einschränkungen

Da diese Geräte genormt sind, kann eine Stadt Wiesbaden keine höhere Reichweite für ihr WLAN anbieten als sie jede Privatperson am privaten WLAN vorfindet. Die verfügbare Bandbreite hängt u.a. am DSL-Anschluß, über den die Daten der Nutzer ins Internet eingespeist werden. Und eine hohe Verfügbarkeit eines WLAN-Angebotes garantiert auch keine Stadt Wiesbaden bei ihrem WLAN-Angebot am Rathaus (siehe: WLAN mit Vertrag).

Routerausfall

Bitte überlegen Sie, wie oft bei Ihnen der Router ausfällt. Und was unternehmen Sie dann? Normalerweise trennt man den Router vom Strom, wartet ca. 30 Sekunden und verbindet ihn danach wieder mit dem Stromnetz. Nach einigen weiteren Minuten des Wartens funktioniert dies auch wieder. Eine solche Aufgabe kann man auch an einen Bürger delegieren, genauso macht es die Stadt Wiesbaden ja auch für die Kästen mit den Beuteln für Hundekot, die von einem Paten betreut werden, der die Kästen auffüllt.

WLAN ist keine lebensnotwendige Einrichtung, wenn es mal ausfällt, dann ist dem halt so. Und wenn es am nächsten Tag wieder zur Verfügung steht, dann ist das OK. Und je mehr WLAN-Angebote es gibt, desto weniger fällt ein einzelner Ausfall ins Gewicht (wenn er denn nicht auf Dauer ist). Ein Ausfall eines WLANs hat nicht die Priorität eines Ausfalls von elektrischem Strom.

Integration

Eine Integration in das städtische WLAN-Netz ist angedacht? Da es aktuell kein städtisches WLAN-Netz gibt, kann man sich unter einer solchen Integration nichts vorstellen. Allerdings hat Freifunk in Wiesbaden vorgeführt, was dies heissen kann: Sofern man sich einmal in Wiesbaden in das Freifunk-WLAN-Netz eingewählt hat, klappt die Anmeldung im Freifunk-Netz an einem anderen Ort oder Tag ohne Probleme. Für diese Eigenschaft des WLAN-Netzes muß eine Stadt Wiesbaden nichts tun, dafür ist alles vorhanden.

Störerhaftung

Eine Erläuterung dieses Themas finden Sie auf der entsprechenden Wikipedia-Seite. Dieses Risiko, von einem Anwalt mit einem Verfahren überzogen zu werden, ist vom Gesetzgeber endlich abgeschafft worden (Analyse: Endlich offenes WLAN! ). Allerdings war dieses Gesetzt zum Zeitpunkt der Antwort an den Ortsbeirat noch nicht in Kraft getreten. Aber ab sofort gibt es dieses Monstrum nicht mehr, dies ist heute kein Argument mehr.

Werbung für WLAN

Am Ort des WLANs bringt man ein Hinweisschild an, daß es hier WLAN gibt. So haben wir dies am Weinstand in Erbenheim auch gemacht (siehe hier: Austrinken (Wein-LAN #4)). Will die Stadt Wiesbaden mit einem WLAN-Angebot werben? Für das WLAN am Rathaus gibt es auch keinen Hinweis, nur Insider wissen von der Existenz des WLANs. Ein WLAN-Angebot ist heute Standard, damit kann man überregional nicht mehr punkten. Oder will man mit dem Slogan werben: "WI ist die letzte Stadt, die WLAN anbietet"?

Höherer Qualiätsanspruch

Ansprüche kann man ja haben, aber dann sollte die Praxis auch entsprechend sein. In dieser Frage muß die Stadt Wiesbaden erklären, was sie unter dem höheren Qualitätsanspruch versteht. Das WLAN der Stadt Wiesbaden am Rathaus erfüllt keinen Qualittätsanspruch.


Zusammenfassung der Argumente

Bitte vergleichen Sie diese Zahlen mit den Zahlen der Stadt Wiesbaden; am Beispiel Heßlochs fragt man sich dann schon, was die Stadt Wiesbaden mit dem Betrag von 14.900 € macht, die sich als Differenz zwischen dem schriftlichen Angebot des Unternehmens an den Ortsbeirat Heßloch und der Kalkulation der Stadt Wiesbaden ergibt.


Fallunterscheidung

Nun sind nicht alle WLAN-Installationen gleich und eine WLAN-Installation bei einer Privatperson ist etwas anderes als eine solche Installation am Rathaus in Wiesbaden. Einige solcher Fälle hatte ich schon einmal beschrieben und entsprechende Kosten dargestellt: Was kostet 1 Pfd. WLAN ?.

Ich will hier noch einmal die Kosten an einigen Beispielen darstellen und fange dazu mit einem einfachen Fall an: WLAN an einem Ort mit Besucherverkehr, z.B. das Bürgerbüro in der Schwalbacher Strasse. Dorthin kommen Bürger, um z.B. den Ausweis oder den Pass zu verlängern. An diesem Ort sitzen Mitarbeiter der Stadt Wiesbaden und dort gibt es auch Computer, die an ein Netzwerk angeschlossen sind. Öffentliches WLAN lässt sich an diesem Ort einfach realisieren: Man stelt einen entsprechenden Router auf, schließt diesen an Strom und Netzwerk an und fertig. Gut, das ist vereinfacht, aber so geht es. Man sollte zumindest noch ein Schild anbringen, daß es hier WLAN gibt.
Kosten: Ein Router plust (höchstens) eine Stunde Arbeit.

Die Situation in Heßloch hatte ich bereits dargestellt und sie ist geringfügig aufwändiger als das eben beschriebene Beispiel, aber auch hier sind die Kosten für die Stadt Wiesbaden sehr gering. Ich möchte mich wiederholen: ca. 100 € für die Installation plus ca. 40 € pro Monat für den Betrieb.

Das nächste Beispiel wäre ein grösserer Platz, auf dem man WLAN anbieten will. Dies ist natürlich etwas aufwändiger, aber am Weinstand in Erbenheim habe wir auch den gesamten Platz mit ca. 4.000 Quadratmetern mit WLAN versorgt. Und auf den Filmnächten auf den Reisingeranlagen gab es auch WLAN: "Gibt es hier WLAN ?". Und die Kosten dieser Aktion waren auch überschaubar: Was kostet 1 Pfd. WLAN ?. Dieses WLAN versorgte bis zu 180 Teilnehmern, da kommt das Qualitäts-WLAN der Stadt Wiesbaden am Rathaus nicht mit. Und das alles zu Kosten von weniger als 1.000 €, die aus privater Tasche finanziert wurden. Die aufgebaute Technik war ein Provisorium, bei einer festen Lösung lägen die Kosten vermutlich etwas höher.

Ein Beispiel für WLAN auf eine grosse Veranstaltung war der Hessentag in Rüsselsheim: Freifunk@Hessentag 2017. Hier wurde ein WLAN-Netz aufgebaut, das bis zu 2.500 Teilnehmer versorgen konnte. In diesem Fall wäre die Stadt Wiesbaden mit ihrem Betrag von 15.000 € nicht hingekommen, diese Installation war sicher teurer.


Muß WLAN sein ?

In der Stadtpolitik ist diese Frage ausdiskutiert, JA, man will ein öffentliches WLAN haben. Offen sind noch, an welchen Orten und in welcher Form man ein solches WLAN haben will. Wie bisher dargestellt gibt es zu den Kosten überzogene Vorstellungen. Also stelle ich zwei Fragen:
  1. Muß das WLAN an diesem Ort sein ?
  2. Gibt es Alternativen ?

Die erste Frage heißt konkret: Wenn die Installation des WLANs an einem Ort so viel Geld kostet, ist dieses WLAN an diesem Ort notwendig? Was erreicht man damit, wieviele Teilnehmer wird dieses WLAN versorgen?

Und falls man wirklich eine Strasse aufreissen muß, um wegen WLAN ein Kabel zu verlegen, dann sage ich: Lasst es sein!.

Man kann sich natürlich auch fragen, ob es auf Seiten der Technik nicht Möglichkeiten gibt, die vergleichbares leisten, aber wesentlich preisgünstiger sind. Freifunk hat nicht die Möglichkeiten, Kabel in die Erde zu verlegen, bekommt aber die Anbindung ihrer Hotspots auch hin: Freifunk Hotspot in der Hans-Bredow-Strasse. Die grünen Linien auf dieser Karte stellen Richtfunkstrecken dar, über die die Anbindung des Hotspots an das Freifunk-Netz (und damit an das Internet) realisiert wird.


Freifunk

Innerhalb Wiesbadens gibt es eine aktive Gruppe von Freifunk. Diese Gruppe hat u.a. im Auftrag der Stadt Wiesbaden die Flüchtlingsunterkünfte mit WLAN versorgt oder (ohne Auftrag) die Filmnächte in den Reisingeranlagen. Sie können das, sie wissen was geht und wie es geht, also: Gelbe Seiten, vielleicht sollte man sie mal fragen.


Fazit

Von 1979 bis 1990 war Margaret Thatcher Premierministerin von Großbritannien. Ihre beständig vorgetragene Vorstellung von Wirtschaftspolitik lautete: Der Staat erledigt eine Aufgabe teuer und schlecht, die Privatindustrie kann das alles besser (Thatcherismus).

Lese ich die Argumentation der Stadt Wiesbaden, fällt mir immer nur Frau Thatcher ein. Warum muß die Stadt Wiesbaden zeigen, daß ihre Aussage (vielleicht) doch richtig ist?



Nachtrag

Die Entwicklung überrollt mich: Wiesbaden: 55 städtische Gebäude bieten freies WLAN an - Hohe Kosten für weiteren Ausbau , aber nach der Lektüre des Zeitungsartikels brauche ich meinen Text in den wesentlichen Punkten nicht umzuschreiben.

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Wein-LAN #4: Auswertung


Der Abend ist vorbei, die Weinstand-Saison ist mit diesem Abend auch beendet. Erst in ca. 6 Monaten geht es weiter.

Und so sah der Platz am darauf folgenden Tag aus:

Weinstand in Erbenheim
aufgenommen am 14. Oktober 2017 gegen 17:00 Uhr

Aber am Vortag, bei geöffnetem Weinstand, sah das so aus:

Weinstand in Erbenheim
ca. 17 Uhr ca. 18 Uhr ca. 19 Uhr
ca. 20 Uhr ca. 21 Uhr ca. 22 Uhr

Es war ein schöner Abend, das Wetter spielte mit und es waren bis zu 150 Besucher am Weinstand (meine Schätzung). Und gegen 22 Uhr, als der Weinstand geschlossen wurde, war ausgetrunken, d.h. es gab keinen Wein mehr. Die Besucher nahmen das Motto des Abends (=Austrinken) wörtlich.


WLAN

Die Technik hat funktioniert und das WLAN wurde auch genutzt, wie Sie an diesem Bild erkennen können:


Im Rahmen des Aufbaus des Weinstandes wurde gegen 16 Uhr das WLAN eingeschaltet, kurz nach 22 Uhr habe ich dann den Stecker gezogen. Und Sie sehen, daß max. 20 Smartphones im WLAN angemeldet waren. Insgesamt wurden an diesem Abend ca. 1.5 GB an Daten übertragen.

Klicken Sie einfach auf das Bild drauf, dann erscheint dieses Bild in groß und Sie können mehr erkennen. Dies gilt auch für die anderen Bilder auf dieser Seite.


Ort des Geschehens

Hier sehen Sie auf der Karte von OpenStreetMap den Platz, auf dem der Weinstand steht:


Der Weinstand steht direkt am Heimatmuseum und der Platz hin zur Kirche wird von den Besuchern genutzt. Auf dieser Fläche von vielleicht 200 bis 300 Quadratmetern findet dies alles statt und überall war der WLAN-Empfang gut. Das gesamt Areal, begrenzt von Wandersmannstraße und Ringstraße, einer Fläche von vielleicht 4.000 Quadratmetern, war durch unsere Technik gut mit WLAN versorgt.

Und somit komme ich zu den Kosten einer solchen Aktion.


Kosten der Technik

In der Stadtpolitik wird aktuell der Haushalt der Stadt Wiesbaden beraten, und in den Haushalt soll Geld für ein öffentliches WLAN eingeplant werden. Von Seiten der Stadtpolitik werden da phantastische Zahlen für eine WLAN-Installation genannt. Ich will hier mal die Kosten dieser WLAN-Installation am Weinstand dagegen setzen.

Im Text Wein-LAN #3 wurden die damals eingesetzten Geräte abgebildet, die gleichen Geräte wurden auch diesmal verwendet. Freifunk Wiesbaden hat die Geräte zur Verfügung gestellt, dafür ein großes Dankeschön. Was aber entsteht an Kosten, wenn diese Geräte gekauft, eingerichtet und aufgestellt würden, und zwar von einem Unternehmen, das seinen Mitarbeitern auch übliche Löhne zahlen soll?

Für die Installation der Technik setze ich einen Betrag von 700 € an. Darin enthalten sind die Kosten der Geräte mit 500 € und Löhne in Höhe von 200 €. Das sind Schätzungen, aber ich denke, daß ich recht großzügig geschätzt habe. Und für den Betrieb des WLANs an diesem Abend fiel ein Betrag von 10 € an.

Bitte vergleichen Sie diese Zahlen mit den Zahlen der Stadt Wiesbaden, die für eine WLAN-Installation einen Betrag von 15.000 € ansetzt.

Unsere Technik war ein Provisorium, eine feste Installation an diesem Ort würde vermutlich etwas teurer werden, aber die Kosten würden nicht explodieren.


Fazit

Internetanschlüsse (und somit WLAN oder eine entsprechende zukünftige Technik) werden so selbstverständlich werden wie elektrisches Licht. Aber in Wiesbaden bleibt es noch eine Weile dunkel.

Dienstag, 10. Oktober 2017

Austrinken (Wein-LAN #4)


Die Saison endet, überall werden die Weinstände geschlossen, leider. Und so ist am Freitag, den 13. Oktober 2017, der letzte Weinstand in Erbenheim, austrinken ist angesagt. Schön war die Saison.

Betrieben wird dieser Weinstand jeweils von einem der Vereine aus Erbenheim, und an diesem Freitag ist das die SPD. Und es wird an diesem Abend wieder ein frei nutzbares WLAN geben, so wie bei den früheren Weinstand-Abenden der SPD und wie das hier z.B. für die letzte Aktion einmal beschrieben wurde: Wein-LAN #3. Gleiche Technik beim WLAN, wieder Freifunk (natürlich), auch die Weine stammen vom gleichen Winzer wie beim letzten Mal (Friedel Russler in Walluf).


Eigentlich wäre ich mit meiner Ankündigung durch, aber auf einen Aspekt am WLAN möchte ich trotzdem noch eingehen.


Verschlüsselung

"Warum ist das WLAN hier am Weinstand nicht verschlüsselt ?", so wurde ich an einem der Abende gefragt. Und meine Antwort darauf lautete: "Weil Verschlüsselung an dieser Stelle nichts bringt". Und diese Aussage möchte ich hier näher erläutern.


WLAN verschlüsseln ?

Mein privates WLAN ist verschlüsselt, natürlich. Ohne diese Verschlüsselung könnte sich jeder Passant in der Nähe des Hauses mit einem entsprechenden Gerät an meinem WLAN anmelden und könnte dann über meinen Internetanschluß surfen. Das wäre eigentlich noch nichts verwerfliches, aber in der Vergangenheit konnte man da juristisch belangt werden, wenn ein solcher (wörtlich genommen) Außenstehender eine Schweinerei begeht. Aber dies ist mittlerweile wohl rechtlich geklärt, jedoch bleibt ein weiterer Aspekt: Mitleser.

Bei einem unverschlüsselten WLAN kann man mit einem entsprechenden Gerät und Software mitlesen und mitschneiden, was ich im Internet treibe, welche Seiten ich mir ansehe, welche Bestellung ich aufgebe usw. Und das möchte ich nicht, das geht den 'Außenstehenden' nichts an.

Um bei einem verschlüsselten WLAN mitlesen zu können benötigt man den Schlüssel, natürlich den passenden für das jeweilige WLAN. Und den zu meinem WLAN passenden Schlüssel verrate ich Ihnen nicht.


WLAN am Weinstand

Das WLAN am Weinstand fällt in die Kategorie öffentliches WLAN, diese sind üblicherweise nicht verschlüsselt. Bevor sich Ihr Smartphone mit einem WLAN verbindet, wählen Sie dieses WLAN aus. Dazu zeigt Ihnen Ihr Smartphone in einer Übersicht die verfügbaren WLANs an und in dieser Übersicht wird Ihnen in der Form eines Icons dargestellt, ob dieses WLAN verschlüsselt ist oder nicht. Und natürlich werden Sie nach dem Schlüssel gefragt, sofern Ihr Smartphone sich mit einem verschlüsselten WLAN verbinden will.

Wenn wir das WLAN am Weinstand verschlüsseln, können Sie das WLAN erst nutzen, nachdem Sie den Schlüssel erfragt haben, z.B. am Tresen. Wenn man diesen einen Schlüssel aber an zwei Personen übergibt, dann können diese beiden Personen die Kommunikation der jeweils anderen Person mitlesen. D.h. die Daten, die das Smartphone (in Ihren Händen) mit dem Router (im Weinstand) austauscht, werden für diese Strecke verschlüsselt und dafür wird der an Sie übergebene Schlüssel verwendet. Für die zweite Person gilt dies auch, und da sie beide den gleichen Schlüssel erhalten haben, werden die Daten des Smartphones der zweiten Person genauso verschlüsselt wie die Daten des Smartphones der ersten Person. Bei der letzten Aktion Wein-LAN waren fast 20 Personen im WLAN angemeldet. Bei einer Verschlüsselung des WLANs hätte jeder dieser Personen die Daten jeder anderen Person mitlesen können, also genauso wie bei einem unverschlüsselten WLAN.

Die Verschlüsselung des WLANs würde etwas bringen, wenn jeder Nutzer einen eigenen, von allen anderen verschiedenen Schlüssel benutzen würde. Sie müssten sich dann vor der Anmeldung am Tresen des Weinstandes einen Schlüssel abholen, dürften diesen nicht weitergeben und Sie müssten darauf vertrauen, daß die Person hinter dem Tresen mit diesem Ihrem Schlüssel keinen Unfug treibt. Sie sehen, das geht nur mit einem gewissen Aufwand und einer Portion Vertrauensvorschuß.


https

Aber es gibt einen Weg, wie Sie sicher kommunizieren können und dieser Weg heißt Verschlüsselung. Ja, doch, richtig, es geht über Verschlüsselung. Lassen Sie mich das bitte erklären: Schauen Sie sich einmal die Adresse einer Internetseite etwas genauer an. Diese Adressen beginnen mit den Buchstabenfolgen http oder https, die Details dazu habe ich in einem älteren Text hier auf dieser Seite schon einmal dargestellt (TLS) und möchte sie deshalb hier nicht mehr wiederholen; bitte lesen Sie den Sachverhalt auf der älteren Seite nach. Bei einer Seite, deren Adresse mit https beginnt, ist eine Verschlüsselung eingeschaltet, und zwar erhält jeder Besucher dieser Seite einen eigenen Schlüssel. Sofern zwei Person am Weinstand die gleiche Seite aufrufen, so kann trotzdem die erste Person die Seite der zweiten Person nicht lesen, da die Kommunikation einen anderen Schlüssel verwendet; das ist dann sicher.

Die meisten Seiten im Internet sind heute auf diesem Weg abgesichert, eine zusätzliche Sicherung durch die Verschlüsselung des WLANs am Weinstand ist somit unnötig. Trotzdem möchte ich Ihnen einen Rat geben: Tun Sie mit Ihrem Smartphone am Weinstand nichts, was Sie irgendwann einmal bereuen könnten.


VPN

VPN ist eine Abkürzung, die Langfassung dazu steht für Virtual Private Network. Praktisch bedeutet dies, daß Sie auf Ihrem Smartphone eine Software installieren müssen, die Ihre Internetdaten verschlüsselt und an einen anderen Server, häufig im Ausland, schickt, wo sie entschlüsselt und weitergeleitet werden. Somit ist die Verbindung zwischen Ihrem Smartphone und dem Router im Weinstand auf jeden Fall verschlüsselt, und zwar für jeden Anwender dieser Software mit einem eigenen Schlüssel. Es kann aber sein, daß die Nutzung einer solchen Software kostenpflichtig ist.

Mit einer solchen Software sind Sie auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Wundern Sie sich bitte nicht, welche Werbung Sie jetzt auf Ihrem Gerät sehen, denn im Internet sind Sie möglicherweise kein Deutscher mehr. Und lassen Sie sich nicht erzählen, daß die Nutzung dieser Software verboten ist. Fragen Sie einfach zurück, wo dies steht, wo man das Verbot nachlesen kann. Und die Stadt Wiesbaden bietet über ihre Tochter Witcom eine solche Lösung auch an, wenn auch nur für Großkunden.


Fazit

Sie können das WLAN am Weinstand nutzen, ganz nach Ihren Bedürfnissen. Und so wie Sie in der Öffentlichkeit (d.h. am Weinstand) Wein trinken und dabei gesehen werden, unternehmen Sie bitte im WLAN am Weinstand nur Dinge, die nicht geheim, peinlich oder sonst etwas sind.