Donnerstag, 16. Dezember 2021

Unsere IT soll schöner werden


In der Wiesbadener Stadtpolitik fällt das Thema Digitalisierung in die Zuständigkeit des Ausschusses für Wirtschaft, Beschäftig., Digitalis., Gesundheit. Die letzte Sitzung dieses Ausschusses fand statt am 7. Dezember 2021. Auf der Tagesordnung dieser Sitzung finden Sie unter dem Punkt 11 einen Antrag zum Thema Gesamtkonzept zur Digitalisierung der Stadt Wiesbaden mit folgendem Inhalt:


Diese Sitzung begann mit einigen Punkten zur Geschäftsordnung. Zum Ablauf wurden bestimmte Punkte vorgezogen, andere nach hinten verschoben, und insbesondere bestimmte Anträge als unkritisch bewertet und somit pauschal verabschiedet. Dazu gehörte auch der Punkt 11 der Tagesordnung, also der gerade dargestellte Antrag, der einstimmig angenommen wurde. Eine Diskussion über diesen Antrag fand nicht statt.


Anmerkungen

Der Antrag ist natürlich zu begrüßen, denn es zeigt sich, daß das Thema Digitalisierung (also eigentlich der gesamte Bereich IT) in der Wahrnehmung der Stadtpolitik eine grössere Aufmerksamkeit bekommt. Aber im Antrag wird nicht gesagt, was am Thema Digitalisierung in der Stadt Wiesbaden zu beanstanden ist. Es gibt keine Punkte der Kritik, auch keine pauschale Aussage zur gegenwärtigen Situation der Digitalisierung in der Stadtverwaltung in Wiesbaden. Ebenfalls wird nicht beschrieben, welchen Stand an Digitalisierung man erreichen will. Was ist eigentlich das Ziel des Antrags? Alles soll besser werden?

Der Ausschuss gibt dem Magistrat den Auftrag, Informationen über den aktuellen Stand der Digitalisierung in Wiesbaden zu sammeln und darzustellen. Verbunden ist dies mit dem Auftrag, die weitere Entwicklung darzustellen. Also eigentlich sagt der Antrag nur aus, daß andere (sprich der Magistrat) zu arbeiten haben. Naja.


Probleme der IT in der Stadtverwaltung in Wiesbaden

Die Corona-Pandemie hat die Schwachstellen in der Bekämpfung des Virus aufgezeigt. Die Zahlen zu Ansteckungen und Erkrankungen sind eher gewürfelt, als dass sie die Realität beschreiben. Dazu eine aktuelles Beispiel aus Wiesbaden:

Quelle: Explodierende Sieben-Tage-Inzidenz in Wiesbaden - Das ist der Grund! vom 8. Dezember 2021

Es müssen 400 Fälle an das RKI gemeldet werden, wofür das Gesundheitsamt mehrere Tage braucht. War das FAX-Papier all und neues Papier musste erst bestellt werden?


Stand heute

An einigen Beispielen möchte ich Ihnen zeigen, wie so etwas heute gelöst werden kann.

Bestellung

Vor einigen Tagen habe ich bei einem Anbieter in China einige Teile für meinen Computer bestellt. Das Produkt habe ich (in Deutschland sitzend) ausgewählt und dann gekauft. Der chinesische Anbieter hat dann in den USA die Kreditkartenfirma befragt, ob ich den Preis auch würde bezahlen können. Nachdem die Kreditkartenfirma dies bestätigt hat, hat der chinesische Anbieter mir eine Bestätigung zum Kauf und zum Eingang der Zahlung per Mail zugesandt. Der Kaufvorgang hat weniger als eine Minute gedauert, inkl. der Prüfung durch die Kreditkartenfirma.

Die Stadt Wiesbaden braucht für die Übermittlung der Zahl der Corona-Erkrankungen mehrere Tage.

Feinstaub-Messung in Erbenheim

Am Haus messe ich die Belastung durch Feinstaub, wie ich dies hier bereits einmal dargestellt habe: Feinstaub. Etwa alle 150 Sekunden wird gemessen und die Werte per Internet an einen Server geschickt, das sind über 550 solcher Meldungen an einem Tag. Insbesondere ist kein Mensch an der Erfassung der Daten beteiligt, auch erfolgt die Übermittlung ohne FAX-Gerät. Und dies seit über 3 Jahren. Das Senden der Daten an den zentralen Server erfolgt über einen Computer, der ca. 4€ kostet (inkl. Versand von China nach Deutschland). Und dieser Computer ist damit nicht ausgelastet, er langweilt sich.


Fazit

Lassen wir uns überraschen, was der Magistrat dem Ausschuss berichten wird. Insbesondere werde ich mir natürlich ansehen, wohin sich die Stadtverwaltung in Sachen Digitalisierung (sprich IT) bewegen will. Aber ich vermute, daß dies eine Ansammlung von wohlklingenden Worten wird.

Sonntag, 28. November 2021

"wir werden demnächst darüber nachdenken"


ParkenDD war bereits mehrfach ein Thema hier auf diesem Blog. In der Sache hat sich seit dem letzten Text hier auf diesem Blog nichts getan, aber ich möchte trotzdem auf dieses Thema zurückkommen, denn am 9. November fand eine Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Beschäftig., Digitalis. und Gesundheit statt, auf der man sich u.a. mit diesem Thema beschäftigte. Und die dortige Diskussion ging völlig an der Sache vorbei.

Die Sache ist: Die Stadt Wiesbaden hat Informationen zu Parkhäusern über einen Dienst angeboten, die von Programmen wie u.a. ParkenDD genutzt wurden. Und diesen Dienst hat die Stadt Wiesbaden in ihrer unergründlichen Weisheit abgeschaltet. Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen und der Stadt Wiesbaden (und der Stadtpolitik) fällt allmählich auf, dass sie dort etwas getan haben. Jetzt beginnt das Nachdenken darüber, ob man einen solchen Dienst wieder anbieten sollte. Dieses Nachdenken wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, weshalb mit einem solchen Angebot vermutlich erst in einem Jahr zu rechnen sein wird. Eine verbindliche Aussage zum zeitlichen Rahmen gibt es aber nicht.


Kauf eines Autos

Aber von vorne, und ich beginne mit einem anschaulichen Beispiel, um das Problem auf den zentralen Punkt zu bringen. Nehmen wir einmal an, Sie besitzen ein Auto. Aus irgendwelchen Gründen verkaufen Sie dieses Auto. Nach einem halben Jahr stellen Sie fest, dass Sie doch ein Auto benötigen und dann beginnen Sie, über die Frage der Neuanschaffung eines Autos nachzudenken. Dabei vernachlässigen Sie völlig, dass Sie nach der Unterschrift unter den Kaufvertrag noch eine Zeit warten müssen, bis Sie das von Ihnen bestellte Modell übergeben bekommen. Und bis dahin leben Sie ohne Auto.


Situation

Das Beispiel ist nicht direkt vergleichbar, aber so in etwa stellt sich die Situation beim Thema ParkenDD dar.

Die Zahl der aktuell freien Parkplätze in den Parkhäusern in Wiesbaden findet man im Internet irgendwo in den Tiefen der Seite www.wiesbaden.de. Außerdem gab es eine weitere Seite, auf der man diese Zahlen ebenfalls finden konnte, und beide Seiten präsentierten identische Zahlen. Die Seite auf wiesbaden.de präsentierte die Seite optisch aufbereitet, wobei man über die Gestaltung sicherlich streiten kann. Die andere Seite, die ich zur Vereinfachung interne Seite nennen möchte, zeigte die Daten in einer hässlichen Form an. Diese hässliche Seite hatte jedoch den Vorteil, dass man die Daten ohne Verrenkungen per Software auslesen konnte. Seiten im Internet kann man sich ja nicht nur mit eigenen Augen ansehen, man kann sie auch per Programm anfordern und auswerten. Eine Suchmaschine macht auch nichts anderes. Und so hat das Programm ParkenDD diese interne Seite angefordert, aus dieser Seite die aktuellen Zahlen extrahiert und in eigener Form weiter verwendet.

Mitte Mai 2021 wurde die Seite mit der Übersicht über die Parkhäuser auf wiesbaden.de abgeschaltet, die interne Seite ebenfalls. Somit konnte ParkenDD diese Daten nicht mehr anzeigen, alle anderen Internetseiten mit diesem Service waren ebenfalls trockengelegt. Nach etwa 14 Tagen wurde auf wiesbaden.de die Seite erneut freigeschaltet, die interne Seite wurde nicht mehr freigeschaltet. Ich will da keine Verschwörungstheorie bauen, ein einfaches Vergessen dürfte als Erklärung ausreichen. Auf Hinweise auf diesen Fehler wurde nicht reagiert.

Diese Situation habe ich auf diesem Blog am 9. Juni 2021 beschrieben: Open Data: Worte und Taten.

In der Sitzung vom 9. November des Ausschusses für Wirtschaft, Beschäftig., Digitalis. und Gesundheit gab es einen Antrag zu diesem Thema, der sich explizit auf das Programm ParkenDD bezog: Open Data Nutzung zur Parkplatzbelegung in Wiesbadener Parkhäusern - Antrag der Fraktionen Volt, CDU, FDP und Die Linke vom 03.11.2021 -

Das war der Inhalt dieses Antrags:


Bei Aufruf des Tagesordnungspunktes begann die Diskussion zu diesem Antrag mit dem Verweis des Vorsitzenden (=Simon Rottloff) auf die letzte Sitzung des Stadtparlaments und die dortige Frage #15, die ich hier bereits beschrieben hatte. Damit sei doch die Sache bereits beantwortet und der Antrag somit hinfällig. Dem schloss sich die Mehrheit des Ausschusses nicht an, so dass es doch eine Diskussion zu diesem Antrag gab.

Nach meinem Verständnis hätte über die Frage diskutiert werden müssen, ob die Stadt Wiesbaden diese Information zur Zahl freier Parkplätze in den Parkhäusern wieder zur Verfügung stellen will. Und natürlich über die Frage, in welcher Form dies geschehen soll. Und insbesondere über die Frage, bis wann sie diese Daten wieder zur Verfügung stellen wird. Man sollte nicht vergessen, dass diese Daten bis Mai 2021 zur Verfügung standen und erst im Rahmen der Verbesserung auf der Seite www.wiesbaden.de abgeschaltet wurden, ein typischer Fall einer Verschlimmbesserung.

Die Diskussion drehte sich um dies und das, sie dauerte länger. Zwischendurch ging es mal um die Steigerung der Kosten der Einführung von DigiV. Insbesondere wurde über roadside units diskutiert, die damit nichts zu hatten, aber dann doch nichts damit zu tun hatten. Diese roadside units sind wohl aktuell im Test, aber da ParkenDD bereits seit über 2 Jahren lief und diese roadside-units jetzt erst getestet werden sollen, konnte es damit nichts zu tun haben.


Ergebnis

Einladungen, Tagesordnungen und Beschlüsse der Stadtpolitik werden hier auf dieser Seite präsentiert: Politisches Informationssystem Wiesbaden (PIWi). Die hier angesprochene Sitzung des Ausschusses finden Sie hier: Dienstag, 9. November 2021, 17:00 Uhr. Den Antrag findet man als Tagesordnungspunkt 7 in der Liste und das Ergebnis laut PIWi lautet:

Quelle: Antrag 21-F-84-0001 in PIWi am 24.11.2021

Der Beschluß liegt noch nicht vor. Zwar fand die Sitzung am 9. November 2021 statt, aber nach 14 Tagen zeigt diese Stadt immer noch nicht an, wie das Ergebnis der Diskussion lautet.

Am 29. November, also fast 3 Wochen nach der Sitzung, konnte man dann in PIWi lesen: "Einstimmig - Durch Aussprache erledigt".

In der Diskussion wurde erklärt, dass die Stadt Wiesbaden diese Daten wieder zur Verfügung stellen will. Aber wann? Dazu kann man sich noch nicht äussern, dazu müsse man erst nachdenken.


Fazit

Für die Umstellung der Anzeige dieser Daten auf der Homepage der Stadt Wiesbaden wurde die alte Darstellung abgeschaltet und die neue Darstellung nach 14 Tagen freigeschaltet. Warum muß man eine Internetseite für 14 Tage abschalten? Üblich ist, dass man die neue Seite intern vorbereitet und den Übergang von der alten zur neuen Seite so vornimmt, dass sich der Wechsel unauffällig vollzieht. Und die interne Seite kann man auch weiterlaufen lassen, bis man eine neue Lösung hat. So kann man das machen.

Da bemüht man sich, natürlich unbezahlt, etwas für diese Stadt zu tun. Und dann kommen die hohen Damen und Herren Stadtverordnete dieser Stadt daher und hauen das einfach so weg. Da sie sehr hoch sitzen, fällt ihnen nicht einmal auf, dass sie eine Initiative abgeschaltet haben. Da sie diese Initiative nicht kennen (weil sie nicht zuhören, wenn man ihnen diese vorstellt), ist diese Initiative auch ohne Bedeutung für sie.

Sicherlich ist eine solche Vorgehensweise sehr motivierend, also eigentlich demotivierend.

Die Linke

Ingo von Seemen ist ein wackerer Kämpfer gegen das kapitalistische System. Als solcher sitzt er für die Partei Die Linke im Wiesbadener Stadtparlament und führt dort diesen Kampf. Profite sind ihm ein Übel, insbesondere wenn private Firmen solche Profite erzielen. Dass die Stadt Wiesbaden solche Daten wie z.B. die Auslastung der Parkhäuser zur Verfügung stellt und diese Daten dann von einer privaten Gruppe ausgelesen werden, um diese Daten zu verwenden, aufzubereiten und mit weiteren Informationen verknüpft zur Verfügung zu stellen, NEIN, das geht ja gar nicht. Da könnte ja eine andere Organisation Profite erzielen mit den Daten der Stadt Wiesbaden. Und so schlug das klassenkämpferische Herz von Ingo von Seemen und er stellte in dieser Sitzung klar, dass er die Verwendung solcher Daten durch andere Organisationen nicht mag.

Nun arbeitet die Stadt Wiesbaden mit Steuergeldern, also Geldern der Bürger. Und mit diesem Geld werden u.a. auch die Aktivitäten zur Erfassung und Präsentation der Daten zu Parkhäusern bezahlt. Da wir Bürger dies bezahlen, gehören die Daten auch uns, die Stadt Wiesbaden tut dies in unserem Auftrag. Die Daten gehören also nicht der Organisation Stadt Wiesbaden.

Für das Programm ParkenDD wurde eine Erweiterung benötigt, um die Daten von Wiesbaden in diesem Programm verwenden zu können. Dieses kleine Stück Software stammt von mir, dafür habe ich kein Geld erhalten, während Ingo von Seemen für seinen antikapitalistischen Kampf im Stadtparlament Geld erhält. Den genauen Betrag kann man hier nachlesen: Satzung über die Entschädigung für ehrenamtlich Tätige. Bitte beachten Sie, dass Herr von Seemen Stadtverordneter und Fraktionsvorsitzender ist.

Open Data hat auch den Zweck, Daten anderen Organisationen zur Verfügung zu stellen, damit diese mit diesen Daten andere Anwendungen entwickeln, also aus diesen Daten etwas machen. Und im Falle der Daten zu Parkhäusern kann dies bedeuten, dass man diese Daten an ein Navigationsprogramm übergibt, das dann die optimale Route zum ausgewählten Parkhaus berechnet. Auf eine solche Anwendung, entwickelt von Herrn von Seemen, würden wir warten und warten und ....


Abschluß des Abends

Nach der verkorksten Diskussion im Ausschuss bin ich nach Hause gefahren. Aber dieser Abend endete durchaus positiv, denn zu Hause erwartete mich ein kleines Abendessen. Und das sah so aus:



Freitag, 29. Oktober 2021

ParkenDD - weiterhin ohne Wiesbaden


ParkenDD ist eine App für Android-Handies und iPhones, die für mehrere Städte den Status der dortigen Parkhäuser anzeigt und auf Wunsch einen Autofahrer direkt zu einem ausgewählten Parkhaus leitet. Diese App wurde in Dresden entwickelt und hat deshalb DD im Namen. Diese App bot diese Möglichkeit auch für Wiesbaden an, bis im Mai diesen Jahres dies von der Stadtverwaltung abgeschaltet wurde, ob mit Absicht oder aus Versehen. Auf diversen Seiten im Internet wurden ebenfalls die Anzahl freier Parkplätze in Wiesbadener Parkhäusern angezeigt, die nach der Abschaltung diese Informationen auch nicht mehr anzeigen konnten.

Auf diesem Blog hatte ich dieses Problem bereits einmal beschrieben: Open Data: Worte und Taten. Und die App hatte ich hier bereits einmal vorgestellt: ParkenDD.

In der Stadtpolitik spielte dieses Thema keine Rolle, lediglich der Stadtverordnete Simon Rottloff erklärte sich bereit, in dieser Sache nachzufragen. In der Sitzung des Stadtparlaments vom 15. Juli 2021 sollte eine entsprechende Frage an den Magistrat gestellt werden. Da etliche Fragen auf dieser Liste waren und die Fragen in der Reihenfolge des Eingangs gestellt werden, war die für diese Fragestunden vorgesehen Zeit verbraucht, bevor diese Frage gestellt werden konnte. Somit verschob sich alles auf die nächste Sitzung des Stadtparlaments, die am 30. September 2021 stattfand. Hier konnte Simon Rottloff die Frage stellen:

Frage des Stadtverordneten Simon Rottloff an den Magistrat:

Die Stadt Wiesbaden hat einige Seiten ihres Internet-Auftrittes wiesbaden.de geändert, darunter auch die Seite mit der Angabe der Anzahl freier Plätze in Wiesbadener Parkhäusern. Seit dem 21. Mai sind dadurch private Anbieter, die diese Zahlen zusammen mit weiteren Informationen auf eigenen Seiten präsentierten, von dieser Möglichkeit ausgeschlossen worden. Dies betrifft u.a. folgende Anbieter: ProKlima Wiesbaden, HitRadio FFH, Radio Harmony, planet radio, fliessbaden.de, ParkenDD.

Ich frage den Magistrat:
1. Ist dieser Ausschluss dem Magistrat bekannt?
2. Ist ein solcher Ausschluss vom Magistrat beabsichtigt?
3. Wie steht der Magistrat zur Forderung, diese Zahlen im Rahmen von “Open Data” wieder zur Verfügung zu stellen?
4. Sofern diese Zahlen wieder zur Verfügung gestellt werden sollen: wann stehen diese Zahlen wieder zur Verfügung?

Quelle: Frage 15 (zu finden hier: Stadtverordneter Simon Rottloff (SPD)

Beantwortet wurde diese Frage vom zuständigen Dezernenten Andreas Kowol. Hier sehen Sie die Antwort auf diese Frage:




Situation

Die Zahl freier Parkplätze in Wiesbadener Parkhäusern kann man sich hier ansehen:

Quelle: Belegung und Informationen zu den
Parkhäusern im Wiesbadener Parkleitsystem
 

Nehmen wir einmal das Parkhaus am Luisenplatz als Beispiel. Das sagt mir diese Seite, wenn ich auf das entsprechende Symbol für dieses Parkhaus klicke:


Nach dieser Darstellung sind zum Abfragezeitpunkt 57 Parkplätze in diesem Parkhaus frei. Nun schau ich mir die Darstellung der gleichen Situation auf anderen Internetseiten an und erhalte davon abweichende Informationen. Hier ein Beispiel von Radio Harmony.FM:

Quelle: Radio Harmony - Parkhaus-Info Wiesbaden

Zum gleichen Zeitpunkt berichtet diese Seite von 188 freien Parkplätzen in diesem Parkhaus.

Dann schau ich auf einer anderen Internetseite nach:

Quelle: planet radio - parkhäuser in wiesbaden

Auch hier finden Sie wieder die Zahl 188 freier Plätze.

Die letzten beiden Aussagen sind falsch, wie ein Vergleich mit den Daten auf der Seite der Stadt Wiesbaden ergibt. Die Daten auf diesen beiden Seiten sind seit etwa Mitte Mai 2021 gleich geblieben, d.h. diese Daten sind alles andere als aktuell. Dies ist aber kein Fehler der Anbieter dieser Seite.

Eine weitere Internetseite, die gerne die aktuellen Daten von Wiesbaden anzeigen würde, kommentiert dies so:

Quelle: Verkehrsverschönerungsblog

Ein weiterer Kommentar:

Quelle: HIT RADIO FFH - Parkhaus-Info Wiesbaden


ParkenDD hat Wiesbaden komplett herausgenommen (siehe: ParkenDD - Karte). In der Liste der unterstützten Städte finden Sie Wiesbaden nicht mehr.


Historisches

Bei der alten Lösung erfolgte die Darstellung dieser Zahlen auf 2 Internetseiten. Eine war die offizielle Seite der Stadt Wiesbaden, also auf www.wiesbaden.de zu finden. Die andere Internetseite war eine interne (und hässliche) Seite, die aber hervorragend per Software auslesbar war. Die interne Seite war somit maschinenlesbar, um ein Schlagwort zu bringen. Und von dieser internen Seite wurde per Software die jeweiligen Daten geholt, extrahiert, umformatiert und auf einer Seite des jeweiligen Anbieters angezeigt bzw. weiterverwendet. Im Mai 2021 erfolgte dann die Abschaltung dieser internen Seite, zusammen mit der Neugestaltung der offiziellen Seite. Danach gab es wieder die offizielle Seite, aber die interne Seite existierte nicht mehr. Somit waren alle privaten Anbieter dieser Information von den Daten abgeschnitten. Zu diesem Vorgang der Abschaltung erfolgte keine Information, auch wurde keine Alternative angeboten bzw. angekündigt.


Lösung der Stadt Wiesbaden

Auf der Seite der Stadt Wiesbaden gab es nach etwa 2 Wochen nach der Abschaltung wieder eine entsprechende Darstellung der Zahl freier Plätze in den Parkhäusern. Glücklicherweise gibt es dies, aber die Lösung der Stadt Wiesbaden hat etliche Nachteile.

Angenommen, Sie kommen als Auswärtiger in diese Stadt, wo finden Sie dann diese Seite? Und für jede Stadt, in die Sie kommen, müssen Sie die entsprechende Seite auf dem jeweiligen Internetauftritt der Stadt suchen. Ist eine solche Lösung für die Stadtpolitik akzeptabel? Die Seite der Stadt Wiesbaden ist nicht per Software auslesbar, da sie für diesen Zweck ungeschickt aufgebaut ist.

Private Anbieter können die Anzeige dieser Information (Zahl freier Parkplätze in einem Parkhaus) noch mit weiteren Angeboten verknüpfen. So bietet Ihnen ParkenDD eine Navigation zu einem von Ihnen ausgewählten Parkhaus an, die über das auf Ihrem Handy installierte Navigationsprogramm erfolgt. Das bietet Ihnen die Seite der Stadt Wiesbaden nicht, während ParkenDD Ihnen diese Möglichkeit für jede Stadt bietet, zu der ParkenDD die entsprechenden Daten hat.


Zukünftige Lösung

In einem Brief wies Herr Stadtrat Kowol darauf hin, daß aktuell das Parkleitsystem umgestellt wird (Stichwort Digi-V). In diesem Rahmen wurde die alte Datenschnittstelle abgeschaltet. Eine neue Schnittstelle wird gerade erarbeitet, wobei dieser Prozess noch Zeit beanspruchen wird. Anfang 2022 sollen dann Informationen zur neuen Datenschnittstelle bereitgestellt werden.

Sofern im Januar diese Schnittstelle zur Verfügung steht, werden sich die übrigen Anbieter die neue Struktur ansehen und die eigene Software entsprechend anpassen müssen. Man wird dann sehen, inwieweit die neue Schnittstelle von ihrer Struktur in die jeweiligen Programme passt. Auf jeden Fall wären dann die übrigen Anbieter dieser Information für mindestens 7 Monate von diesen Daten abgeschnitten worden. Einfach mal so.


Bewertung

Wieso erst abschalten und danach eine neue Möglichkeit schaffen? Warum kann man nicht die alte Lösung weiterlaufen lassen und diese erst abschalten, wenn die neue Möglichkeit läuft?

Ein Beispiel zur Verdeutlichung des Problems: Sie bewohnen ein Haus, das umgebaut werden soll. Jetzt wird das (alte) Haus abgerissen, und danach mit dem Bau des neuen Hauses begonnen. Wo wohnen Sie in der Zwischenzeit? Bei der Stadt Wiesbaden würde sich diese Frage erst gar nicht stellen, und die Stadtpolitik interessiert sich nicht für diese Frage.

Warum konnte man die alte Lösung nicht weiterlaufen lassen, bis die neue Lösung existiert und funktioniert?


Montag, 27. September 2021

IT-Sicherheit und Stadtpolitik


Alle paar Tage liest man von Attacken auf Computersysteme, die Daten verschlüsseln und darüber Geld erpressen wollen. Auf diesem Blog hatte ich dieses Problem bereits dargestellt: "Your personal files are encrypted!".

Eine solche Aktion kann auch die Stadt Wiesbaden treffen, denn dies kann jede Organisation treffen, aber auch jede Privatperson. Wobei Organisationen, insbesondere große Organisationen, natürlich interessanter sind, denn dort ist mehr Geld zu holen. Und so war die Frage, ob sich die Stadtpolitik mit diesem Thema beschäftigt und welche Fragen sie an die Verantwortlichen im Magistrat stellt.


Stadtpolitik

Am 21.9.2021 fand eine Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Beschäftig., Digitalis., Gesundheit statt. Auf der Tagesordnung dieser Sitzung finden Sie die Tagesordnungspunkte 8 und 11, die jeweils Anträge an den Ausschuss zu diesem Thema enthalten.

Tagesordnungspunkt 81):


Tagesordnungspunkt 112):

Zwei Anträge, praktisch gleiche Zielrichtung. Soweit und so gut.


Sitzung am 21.9.2021

Die Sitzung begann um 17 Uhr. Als die Position 8 (und somit auch 11) der Tagesordnung aufgerufen wurde, war es bereits 19 Uhr. Die Diskussion dieser Tagesordnungspunkte drehte sich mehr um formale Fragen, denn es gab 2 Anträge zum gleichen Fragenkomplex.

Die Stadt Wiesbaden beschäftigt seit dem 1.7.2021 einen IT-Sicherheitsbeauftragten, der sich in der Sitzung kurz vorstellte. Da er erst seit ca. 10 Wochen in dieser Position tätig ist, konnte er die angesprochenen Fragen nicht im Detail beantworten, da er sich noch in die Struktur der IT der Stadt Wiesbaden und ihrer Gesellschaften einarbeite.

Ausserdem wurde von Seiten des Magistrats darauf hingewiesen, daß die Beantwortung dieser Fragen mündlich erfolgen solle, da die detaillierten Fragen in den beiden Anträgen einen beträchtlichen Aufwand in der Beantwortung erzeugen würden.

Um 19:15 Uhr kam es dann zur Abstimmung über die beiden Anträge. Zur Basis der Abstimmung wurde der Antrag 8 (von den Fraktionen Freie Wähler und Pro Auto) genommen, da dieser als der weitreichendere angesehen wurde. Über den Antrag im Punkt 11 wurde somit nicht mehr abgestimmt. Die im Antrag von FW/Pro Auto enthaltenen Punkte 1 - 11 wurden per Abstimmung für erledigt erklärt. Neu aufgenommen wurde ein Punkt 12 mit der Aussage, daß in der kommenden Sitzung ein mündlicher Bericht von Seiten des Magistrats zu diesem Thema erfolgen soll. Ein solcher Bericht soll dann in jeder folgenden Sitzungen erfolgen.

Die nächste Sitzung des Ausschusses findet am 9. November 2021 statt.


Bewertung

In 6 Wochen erfährt man dann vielleicht mehr. Hoffentlich warten die potentiellen Hacker noch 6 Wochen, bevor sie die Computersysteme der Stadt Wiesbaden attackieren.


Persönliche Erklärung

für den Antrag von Seiten SPD habe ich eine initiale Fassung geschrieben. Daraus wurde dann der Antrag der Fraktionen Die Grünen/SPD, der dann als Punkt 11 auf der Tagesordnung auftauchte.


Randbemerkung

Bei der Recherche für diesen Text fiel mir diese Stellenanzeige der Stadt Wiesbaden auf:

Quelle: Stadt Wiesbaden auf Twitter
vom 7. Dezember 2020

Wen sucht die Stadt Wiesbaden für diese Aufgabe? Also erst einmal eine Frau (=eine IT-Sicherheitsbeauftragte). Alternativ kann es auch ein IT-Sicherheitsbeauftragter sein, aber dafür mit w/m/d. Wieso muß nur der Mann, aber nicht die Frau w/m/d sein? Wiesbaden macht dies auch alles anders, denn in Stellenanzeigen heißt es üblicherweise m/w/d. Nur in Wiesbaden heißt dies w/m/d. Also will man unbedingt eine Frau haben für diese Stelle. Besetzt wurde die Stell dann aber doch mit einem Mann. Ach ja, Wiesbaden.


Anmerkungen:
1) Position 8: Antrag der Fraktion FW/Pro Auto vom 09.09.2021

Montag, 6. September 2021

"Your personal files are encrypted!"


Eine solche Meldung auf dem Bildschirm eines Computers ist kein gutes Zeichen. Da hat man nicht nur Pech gehabt, sondern einen möglicherweise kleinen Fehler gemacht, der aber schwerwiegende Auswirkungen haben wird.

Computer (und Netzwerke) sind die Nervenstränge einer modernen Gesellschaft. Wenn die Nervenbahnen eines Menschen erkranken, dann ist er in seinen Bewegungen eingeschränkt, er leidet. Wenn Computer und Netzwerke gestört oder nicht arbeitsfähig sind, leiden Organisationen und Privatpersonen. Dies kann bis zur Einstellung der Tätigkeit gehen.


Ransomware

Die aktuelle Bedrohung für Computersysteme heißt Ransomware und die Meldung in der Überschrift dieses Textes kommt nach einer Infektion mit Ransomware. Dazu schreibt Wikipedia zur Erläuterung:

Ransomware(von englisch ransom für „Lösegeld“), auch Erpressungstrojaner, Erpressungssoftware, Kryptotrojaner oder Verschlüsselungstrojaner, sind Schadprogramme, mit deren Hilfe ein Eindringling den Zugriff des Computerinhabers auf Daten, deren Nutzung oder auf das ganze Computersystem verhindern kann. Dabei werden private Daten auf dem fremden Computer verschlüsselt oder der Zugriff auf sie verhindert, um für die Entschlüsselung oder Freigabe ein Lösegeld zu fordern.

Quelle: Artikel zu Ransomware auf der Wikipedia

Angeblich zeigt sich dann auf dem Bildschirm eines befallenen PCs folgendes Bild:

Quelle: Wikipedia

So oder so ähnlich meldet sich angeblich das Programm. Und da ich das selbst noch nicht gesehen habe, kann ich nur wiedergeben, was ich zum Thema gefunden habe.


Aufstellung solcher Attacken

Einige Beispiele solcher Fälle von Ransomware-Befall möchte ich hier angeben. Hinter den Links kommen Sie auf Texte mit der Darstellung, wie es der entsprechenden Organisation ergangen ist:

usw.

Wobei der erfolgreiche Angriff auf Maersk ein großes Unternehmen betraf, denn Maersk ist die größte Reederei dieser Welt. Schauen Sie sich einfach mal die Güterzüge im Rheingau an. Auf den dort transportierten Containern lesen Sie häufig den Namen Maersk. Und Sie können sich sicherlich ausmalen, wie es aussieht, wenn ein solcher Weltkonzern auf Bleistift und Papier zurückgeht.

Aber nicht jeder Angriff auf Computer ist ein Angriff mit Ransomware. Manchmal ist es auch einfach ein Eindringen in ein System, um Daten abzugreifen, möglichst vertrauliche Daten. Darunter fällt diese Attacke: Hackerangriffe auf den Deutschen Bundestag.


Angriffsszenarien

Der Angriff auf die Computersysteme erfolgt gerne über Mails. Diese Mails kommen von vertrauenswürdiger Seite, zumindest behaupten ds diese Mails. Aber die Absenderangabe von Mails lässt sich fälschen, sogar ganz einfach. Gerne hängt dann an einer solchen Mail ein Anhang, auf den man klicken soll. Und da diese Mail von einem "vertrauenswürdigen Absender" kommt, klickt man auch schnell mal darauf und dann ist es passiert. Man hat sich ein Programm eingefangen, daß alle greifbaren Daten verschlüsselt. Gleichzeitig verbreitet sich das Programm über das Netzwerk, setzt sich so in anderen Computern fest, und dies tut es besonders gerne an den zentralen Stellen, den Servern.

Ein anderer Weg greift über Schwachstellen in der Software an, also an Lücken, die noch nicht geschlossen worden sind. Bei dem Angriff auf die Computer der Gemeinde Anhalt-Bitterfeld war vermutlich ein Fehler in der Druckersoftware innerhalb von Microsoft Windows die Lücke, die als Einfallstor genutzt wurde.

Im Rahmen des Angriffs mit Ransomware werden nicht nur die greifbaren Daten verschlüsselt sondern vorher auch eine gewisse Menge an Daten auf einen fremden Computer transferiert. Diese benötigt der Urheber des Angriffs, um sich zu legitimieren, denn schließlich will man ja Geld vom Opfer für die Freigabe der Computer.


Geld

Üblicherweise bieten die Ganoven an, daß sie die Daten wieder entschlüsseln, also in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Natürlich kostet dies Geld, je nach Größe des Opfers können dies ein paar Tausend bis einige Millionen Euros sein. Und natürlich gibt es keine Bankverbindung, da diese einer Person zugeordnet werden kann. Also erwartet man die Zahlung in Bitcoins, denn diese scheinen anonym zu sein. Und die Entschlüsselung Ihrer Daten müssen Sie natürlich selbst vornehmen, Sie erhalten von den Ganoven nur einen Schlüssel, d.h. eine kurze Zeichenfolge, die im Vorgang der Entschlüsselung benutzt wird. Hoffentlich passt dieser Schlüssel.

Großes Ganovenehrenwort? Trauen Sie solchen Ankündigungen? Und was ist, wenn die Zahlung erfolgt, Sie aber danach nichts mehr von den Ganoven hören? Oder Sie erhalten zwar einen Schlüssel, aber dieser ist bei der Entschlüsselung der Daten nicht brauchbar, d.h. nach der Entschlüsselung haben Sie immer noch Schrott, aber nicht Ihre Daten. Kann man Ganoven trauen?


Beispiele solcher Angriffe

Aus meiner beruflichen Tätigkeit möchte ich 2 Beispiele von Angriffen auf PCs darstellen. Anmerken möchte ich, daß ich nicht im Bereich IT-Sicherheit arbeite.

Vor 20 Jahren

Damals war ich in einem Projekt tätig und schrieb Software für diesen Auftraggeber. Und irgendwann waren die Computer von einem Virus befallen worden (da gab es aber keinen Zusammenhang zu meiner Tätigkeit). Das Unternehmen hatte zwischen 30 und 40 Mitarbeiter und eine entsprechende Anzahl PCs. Dieses Virus kam auf irgendeinem Weg in das Unternehmen auf einen PC und pflanzte sich von dort über das Netzwerk auf alle angeschlossenen Computer fort. Nun hatte das Unternehmen Mitarbeiter, die sich hauptberuflich um die Computer kümmerten. Diese fingen auch an, dieses Virus auf den einzelnen Computern zu entfernen, was auch erfolgreich war. Leider fand man das Virus nach wenigen Minuten wieder auf den gerade gesäuberten Computern wieder, wobei die Infektion über das Netzwerk erfolgte. Also alles wieder von vorne. Das Unternehmen arbeitete im Bereich Software-Entwicklung, was dann für mehrere Tage eingestellt werden musste. Nach etwa 4 Tagen war das Unternehmen wieder arbeitsfähig.

Angriff über den Anhang an einer Mail

Bitte bedenken Sie, daß die Viren vor 20 Jahren primitiv waren. In den vergangenen 20 Jahren haben die Programmierer dieser Viren auch dazu gelernt, so daß man diese heute nicht mehr so leicht entfernen kann. Dies möchte ich an einem weiteren Beispiel verdeutlichen, das neueren Datums ist:

Eine Bekannte beschwerte sich über ihren Computer, der immer langsamer laufe. Und dann kam noch ein Brief der Telekom mit dem Inhalt, daß sie ihren Computern säubern solle, da dieser vermutlich von einem Virus befallen sei. Ich habe mir diesen Computer angesehen und festgestellt, daß diese Maschine arsch langsam lief (CPU-Auslastung bei 100%). Daraufhin habe ich im Internet nach Software gesucht, die diesen PC prüfen und möglichst säubern solle. Ich habe da auch ein passendes Stück Software gefunden und dieses auf diesem PC gestartet. Es meldete mir diverse Viren, die das Programm gefunden hatte. Über den angegebenen Namen der einzelnen Viren habe ich Informationen eingeholt, Suchmaschine sei Dank. Und dann habe ich gesagt: auweia, das sah nicht gut aus. Glücklicherweise gibt es aber Software, die solche Viren nicht nur sucht sondern angibt, diese aus dem Computer zu entfernen. Geholt, gestartet und gelesen: xxx Kopien dieses Virus gefunden, Entfernung dieser Viren kosten 25 US-$. Soviel zum Thema kostenlose Software.

Also gut, Rechner platt machen und alles neu installieren. Vorher habe ich natürlich alle Daten gesichert. Das Betriebssystem zu installieren ist kein Problem, dauert 1 bis 2 Stunden, aber es müssen die Daten zurückgespielt und alle Anwendungen neu installiert und wieder eingerichtet werden. Da sind schnell mal 2 Tage weg, für einen PC.

Danach gab es noch einmal kurz Chaos, denn im Mail-Postfach befanden sich plötzlich 1.500 Mails. Eine kurze Prüfung ergab, daß dies Rückläufer waren, d.h. diese Mails wurden vom Mailversender zurückgesandt, da der Empfänger nicht bekannt sei. Das Virus hatte sich somit das Mail-Postfach meiner Bekannten geschnappt und darüber, d.h. unter ihrem Namen, Tausende und Abertausende von Mails mit obskuren Angeboten versandt. Das erklärte auch, warum der Computer so langsam wurde, denn er war mit anderen Dingen (sprich Mailversand) beschäftigt.

Eingefangen hatte meine Bekannte sich diesen Computer-Schädling über eine "Telekom-Rechnung", die sie in ihrer Mail fand. Sauber gemacht und kaum von einer echten Telekom-Rechnung zu unterscheiden, aber diese "Rechnung" stammt eben nicht vom Unternehmen Deutsche Telekom. An diese Mail angehängt war eine PDF-Datei mit den angeblichen Details der Rechnung. Aber dies war keine PDF-Datei sondern eine Datei mit der Endung ".pdf.exe", was Windows 7 aber nicht angezeigt hat, es zeigte nur die Endung ".pdf" an. Einmal drauf geklickt und schon startet das Programm (= die exe-Datei). Und damit hatte meine Bekannte diesen Schädling auf dem Computer.

In diesem Jahr

Das waren alles Beispiele aus der Vergangenheit, und insbesondere keine Attacken mit Ransomware. Aber hier ein aktuelles Beispiel:

Laut einer Umfrage von BR und "Zeit Online" ist es Tätern in mehr als 100 Fällen gelungen, IT-Systeme von Behörden und öffentlichen Einrichtungen zu verschlüsseln. Die Bundesregierung hat über die Fälle keinen Überblick.
....
Als die Hacker kamen, sah Ernst Walter nur noch "Buchstabensalat". So erzählt es der geschäftsführende Beamte der kleinen Gemeinde Kammeltal im Landkreis Günzburg. Anfang April hatten Hacker Server verschlüsselt und wollten die Gemeinde offenbar erpressen. Daten gegen Geld. Die Gemeinde erstattete Anzeige bei der örtlichen Polizei, nach 45 Minuten war die Kriminalpolizei im Rathaus. Doch die konnte wenig ausrichten, bis heute hat die Gemeinde keinen Zugriff auf viele Daten. Sie arbeitet mit einem Backup.

Quelle: Mehr als 100 Behörden erpresst vom 29.6.2021. Die Hervorhebung stammt von mir.

Report des BKA

Das BKA gibt jährlich einen Bericht zu Cyberkriminalität heraus. In diesem findet man u.a.:

4.4 RANSOMWARE
Ransomware zählte auch im Jahr 2020 zu den primären Bedrohungen für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Von allen Modi Operandi im Phänomenbereich Cybercrime besitzt Ransomware das höchste Schadenspotenzial. Eine Infektion mit Ransomware und eine damit zusammenhängende Verschlüsselung des Systems kann für jede Art von Unternehmen zu massiven und kostenintensiven Geschäfts- bzw. Funktionsunterbrechungen führen.

Attacken auf KRITIS, z. B. Krankenhäuser und Wasserwerke, zeigen, dass erfolgreiche Ransomware-Angriffe drastische Folgen für die Zivilbevölkerung nach sich ziehen und elementare Services des öffentlichen Geschehens sabotieren können.

Quelle: Bundes­lage­bild Cyber­crime 2020 auf Seite 23.


Stadt Wiesbaden

Die Verwaltung der Stadt Wiesbaden ist mit ca. 6.000 Mitarbeitern die größte Organisation in der Region. Viele der dort beschäftigten Mitarbeiter arbeiten in Büros an Computern und sind somit potentielles Ziel für einen solchen Angriff. Und wenn ein Angriff erfolgt ist, dann liegt die Stadtverwaltung lahm, nichts geht mehr. Sie können kein Auto mehr zulassen oder abmelden und erhalten keine Bescheinigungen. Und im ganz harten Fall werden auch keine Rechnungen mehr beglichen, keine Gelder mehr ausgezahlt, auch keine Gehälter an die Mitarbeiter1).

Hat sich die Stadt Wiesbaden auf einen solchen Angriff vorbereitet? Hat sich die Stadtpolitik mit diesem Thema beschäftigt?


TLS hier im Blog

Es ist zu befürchten, daß sich die Stadt Wiesbaden und die Stadtpolitik bisher nicht mit diesem Thema beschäftigt haben. Aber hinterher wird man fleißig mit dem Finger auf Andere zeigen....

Vor ca. 4 Jahren hatte ich bereits das Thema Sicherheit der Computersystem hier auf dem Blog dargestellt. Durch Zufall hatte ich festgestellt, daß ein Server der Stadt Wiesbaden schlecht gesichert war und dieses hier im Blog dargestellt (siehe: TLS). Es hat ca. 5 Monate gedauert, ich hatte weitere Texte zum gleichen Thema hier auf dem Blog veröffentlicht und auch mehrfach mit Vertretern der Stadtpolitik diskutiert, bis dieser Fehler in der Konfiguration des Servers beseitigt wurde. 5 Monate!

Mittlerweile könnte ich diese Diskussion zum gleichen Thema erneut beginnen, denn zu der eingesetzten Software gibt es neuere Version (TLS in der Version 1.3), aber ich will eine solche Diskussion nicht erneut führen.



Fefe

Irgendwie dreht sich die Diskussion im immer gleichen Kreis. Das war nicht vorhersehbar, wir warten auf unsere Lieferanten, uns liegen keine Informationen zu Maßnahmen vor, wir brauchen Zeit für das Einspielen der Patches, wir haben alles getan, aber die bösen Russen/Chinesen/Koreaner(Nord)/xxxxx, usw., also wie immer.

Hier einige deutliche Worte eines ITlers zu diesem Thema: Fefe #1 und Fefe #2.



Anmerkungen:
1) Zitat: "konnte die Finanzverwaltung unter anderem aufgrund der Blockade die Gehälter für das Personal nicht in gewohnter Form auszahlen." (Quelle: Cyberangriff: TU Berlin rechnet mit monatelangen IT-Einschränkungen

Mittwoch, 1. September 2021

Wein hinterm Zaun (Wein-LAN #9)


Trotz der Pandemie findet das öffentliches Leben langsam wieder statt, wenn auch in eingeschränkter Form. Und so gibt es in Erbenheim seit einigen Wochen wieder einen Weinstand, mit Registrierung am Eingang, Maskenpflicht, grösserem Abstand, Desinfektionsmitteln usw. Dies alles ist heute möglich trotz einer Inzidenz von 86 (Stand: Freitag 27. 8.2021), sofern man ein Hygienekonzept vorlegt, das auch genehmigt wurde.

So sah es am Weinstand in Erbenheim an diesem Tag aus:


Der Weinstand wird betrieben von den Vereinen aus dem Ort. Und an diesem Freitag war dies die SPD Erbenheim, die sich um die Getränke kümmerte. Für das Essen sorgte die evang. Paulusgemeinde. Das Wetter spielte auch mit, da es, von einigen Tropfen abgesehen, nicht regnete, obwohl Regen vorhergesagt war. Und die Temperaturen waren trinkerfreundlich, denn der Weinstand begann um 17 Uhr bei 20 Grad und endete um 22 Uhr bei 16 Grad (2 oder 3 Grad mehr hätten es schon sein können). Und natürlich gab es an diesem Freitag WLAN:


Und das WLAN wurde durchaus genutzt, aber hauptsächlich wurde geschwätzt und dabei Wein getrunken. Auch die Kids hatten ihren Spaß mit den Gleichaltrigen am nebenan liegenden Spielplatz, wobei die Eltern sich dann mehr der Unterhaltung mit Bekannten widmen konnten.


WLAN am Weinstand

Wo sich Menschen treffen, da gehört ein WLAN hin. Sei es zum Zwecke der Kommunikation ("wann kommst Du? Wir sind schon da."), Zeigen von Bildern ("schau mal, wie süß mein Enkel ist") oder um Antworten auf wichtige Fragen ("wer hat nochmal die Musik zum Film 'Das Boot' komponiert?") zu finden.

Und das WLAN wurde genutzt. Hier finden Sie eine Übersicht über die angemeldeten Nutzer im WLAN:


Gegen 15 Uhr begannen wir mit dem Aufbau, Tische und Bänke aufstellen und abwischen, Gläser einräumen, Spülmaschine starten, Schirme aufstellen, Getränkekarten verteilen usw. Und natürlich WLAN aufbauen und einschalten. Das alles endete dann kurz vor 22 Uhr, denn wir begannen mit Abbau und Aufräumen, dazu gehörte auch Abschalten des WLANs.

In der Spitze waren 21 Smartphones im WLAN-Netz angemeldet. Was die Menschen damit gemacht haben kann ich Ihnen nicht sagen, es geht mich auch nichts an. Und am Platz anwesend waren in der Spitze etwas mehr als 100 Personen, geschätzt.

Das WLAN wurde also durchaus genutzt.


Hardware

Eingesetzt haben wir die aus vergangenen Aktionen bewährte Hardware, also:

  • Router von TP-Link (TL WR1043N)
  • Raspberry Pi 3B
  • LTE-Stick von Huawei (E3372h)
  • sowie Netzteile, div. Kabel für Strom, USB und Netzwerk

Im LTE-Stick steckte eine SIM-Karte von O2, die wir kostenlos erhalten haben.

Die Hardware kostet zusammen vielleicht 120€, inkl. der benötigten Kabel. Dazu kämen noch Lohnkosten für Aufspielen der Software, Aufbau und Abbau der Anlage am Weinstand, die aber bei dieser Aktion nicht anfielen. Sie sehen, alles nicht die Welt.

Auf Router und Raspberry lief die Software von Freifunk, die diese kostenlos zur Verfügung stellen. Und sie lief gut, ohne Probleme.


Grund der Aktion

Ich möchte mich wiederholen: Wo sich Menschen treffen, da gehört ein WLAN hin.

Die Forderung nach einem WLAN an diesem Platz wurde bereits mehrfach gestellt, so auch im Ortsbeirat und in vergangenen Kommunalwahlen von mehreren Parteien. Nur getan hat sich nichts in dieser Frage. Nun kann man diese Forderung aufstellen, aber bei der Begründung tut man sich schwer. Man kann natürlich sagen, andere Orte haben das auch, aber ob es an diesem Platz einen Sinn macht und welchen, das kann man abstrakt schlecht begründen. Also haben wir einfach mal ein WLAN an diesem Platz angeboten und anschließend geschaut, ob und wie es genutzt wird.

Anhand der vorliegenden Zahlen können Sie jetzt entscheiden, ob ein WLAN an diesem Platz notwendig ist.


Stadtpolitik

Im Jahre 2015 gab es die erste Aktion Wein-LAN (nachzulesen hier: Ankündigung: Wein-LAN, Auswertung: Wein-LAN: eine Auswertung). Die Aktion am 27.8.2021 wurde zum neunten Mal durchgeführt, hier auf dem Blog finden Sie zu jeder Aktion eine entsprechende Auswertung.

Die Stadtpolitik kann man damit nicht beeindrucken. Vor ca. 2 Jahren gab es ebenfalls einen Weinstand mit WLAN, wobei damals das Wetter besser war, somit mehr Personen am Weinstand waren und damit auch mehr Smartphones im WLAN angemeldet waren. Und zur Frage WLAN an diesem und vergleichbaren Orten und die Reaktion der Stadtpolitik auf diese Forderung hatte ich damals geschrieben: Da kannste ach em Ochs ins Horn petze.

Donnerstag, 26. August 2021

Neulich im Lumem


Heißt es Lumem? Oder Lumen? Egal wie man es schreibt, es geht hier um Corona. Diese Pandemie beschäftigt uns nun seit fast 18 Monaten. Eigentlich ist dies genügend Zeit, um Dinge mal auf die Reihe zu kriegen. Aber dem ist nicht so.

Seit etwa einem Jahr habe ich diese Corona Warn App der Bundesregierung auf meinem Handy. Sie zeigt mir jeden Tag an, daß ich keine Risikobegegnungen hatte. Obwohl ich auch einmal eine Warnung drauf hatte mit 3 Risikobegegnungen. Glücklicherweise bin ich bis heute von diesem Virus verschont worden.

Seit einigen Wochen kann diese App auch Impfzertifikate anzeigen, und ein Einchecken in Restaurants oder anderen Einrichtungen ist auch möglich. Dies ist also eine Alternative zur Luca-App. Dazu hält man sein Smartphone auf den entsprechenden QR-Code und das war es dann schon. Natürlich muß auf dem Smartphone diese App gestartet sein, denn in der App ist der Programmcode, der diesen QR-Code ausliest und diese Daten weiter verarbeitet.

Nun leben wir in Deutschland. Deshalb haben Luca-App und die Corona-Warn App unterschiedliche QR-Codes, die auch untereinander nicht verstanden werden. Wir müssen ja dankbar sein, daß nicht jedes Bundesland einen eigenen Code bzw. eine eigene App hat.

Hier ein Beispiel aus meinem Handy, an welchen Orten ich in den letzten Tagen war:


Und an dieser Aufstellung ist einiges falsch.


Lumen

Das Lumen befindet sich hinter dem Rathaus und seit ein paar Tagen gibt es dort auf der Terrasse einen Weinstand, an dem ich war. Nun schreibt sich das Lumen so: Lumen und nicht Lumem, aber dies kann ein Erfassungsfehler sein. Entweder ist dies noch nicht aufgefallen. Oder die Möglichkeit zum Ändern dieses Textes ist nicht vorgesehen.


Weinstand

Aber in diesem Text geht es um den Weinstand zwischen Rathaus und evang. Kirche in Erbenheim, wie man auch an der Strassenbezeichnung erkennen kann. Dieser Weinstand findet statt am Freitag, jeweils zwischen 17 und 22 Uhr. Und am 13.8. 2021 war ich an diesem Weinstand, habe dort ein Glas Wein getrunken (könnten auch 2 gewesen sein, oder so) und mit vielen Leuten geschwätzt. Und vorher habe ich mich per QR-Code angemeldet, denn ohne Anmeldung darf ich nicht rein. Irgendwann bin ich dann nach Hause gegangen. Und am nächsten Tag, dem 14. 8., war ich dann im Lumen. Das Bild sagt, daß ich von 13:15 bis 15:30 Uhr dort war, das könnte so stimmen. Nur die Bezeichnung darüber stimmt nicht, da ich in dieser Zeit nicht am Weinstand in Erbenheim sondern im Lumen war. Dafür fehlt in der Aufstellung mein Besuch am Freitag Abend am Weinstand.


Auswirkungen

Das mag auf den ersten Blick als kleines Problem erscheinen, aber dies ist ein grösseres Problem.

Stellen Sie sich einmal vor, am Weinstand in Erbenheim wäre eine Person gewesen, die an Corona erkrankt gewesen wäre. Am Weinstand gab es möglicherweise viele Begegnungen dieser Person mit anderen Personen, also viele Möglichkeiten der Übertragung des Virus. Einige Tage später hätte diese Person festgestellt, daß sie erkrankt ist und diese Information wäre an das Gesundheitsamt weitergegeben worden. Über diese App erhält das Gesundheitsamt die Liste der dort anwesenden Personen und kann diese warnen bzw. eine Quarantäne aussprechen. Wäre das in diesem Fall möglich? Nein, denn ich war am 13.8. nicht an diesem Weinstand, zumindest sagt dies die App und ich wäre somit auf der Liste nicht aufgetaucht.

Sofern ein ähnlicher Fall am Samstag, den 14.8., im Lumen aufgetreten wäre, d.h. es wäre eine Person im Lumen gewesen, die einige Tage später als erkrankt bewertet worden wäre, dann würde ich auch in diesem Fall nicht gewarnt werden. Laut App war ich nämlich am 14.8. zwischen 13:16 und 15:30 Uhr am Weinstand in Erbenheim, konnte also gar nicht in Kontakt mit dieser erkrankten Person im Lumen kommen. So sagt dies die App.


Neuer Versuch

Eine Woche später habe ich diesen Versuch wiederholt. Wieder war ich am Freitag Abend (20.8.2021) am Weinstand in Erbenheim und am Samstag Nachmittag, den 21.8., im Lumen. In beiden Fällen habe ich mich per Corona Warn App angemeldet. Das berichtet mir jetzt die App:


Laut dieser App war ich Freitag Abend nicht am Weinstand, was nicht stimmt. Die Angabe mit meinem Besuch im Lumen am Samstag, den 21.8., stimmt allerdings.


Fazit

Was bringt diese App, wenn sie solche Fehler hat?

Nein, sie arbeitet nicht grundsätzlich falsch, nur manchmal. Aber dadurch wird sie nur eingeschränkt nutzbar.


Nachtrag

Passend dazu: Die Luca-App soll nicht von der zuständigen Stelle der Bundesregierung geprüft werden. Dies berichtet der Heise-Verlag: Innenministerium lässt Luca-App nicht durch das BSI überprüfen . Wenn diese Nachricht kein Nährboden für Verschwörungstheorien ist.

Dienstag, 17. August 2021

wiesbadende


Dies ist kein Text über Gender-Sprache, auch wenn die Überschrift dies suggeriert. Weiterhin geht es in diesem Blog um Themen aus der IT, gerne bezogen auf Wiesbaden. Obwohl, wenn man so etwas sieht:

Biebrich am Rheinufer im September 2020

Nein, weiterhin geht es hier um IT-Themen. Und erneut beziehe ich mich auf die Seite www.wiesbaden.de, der Selbstdarstellung der Stadt Wiesbaden.


www.wiesbaden.de

In einem früheren Text hatte ich dargestellt, wie es mit der Kompetenz der im Stadtparlament vertretenen Parteien in Sachen Digitalisierung ausschaut1). Und im letzten Text hatte ich dargestellt, wie sich die Stadt Wiesbaden im Internet präsentiert2). Dafür hatte ich eine einfache Suche nach einer beliebigen Information auf der Seite www.wiesbaden.de als Beispiel genommen und dargestellt, daß die Suchfunktion auf dieser Seite nur als Schmuckelement dient. Diese Suchfunktion kann keinen anderen Zweck haben, denn für eine Suche ist sie ungeeignet, da sie kaum brauchbare Ergebnisse liefert.

Ich will bei der Seite www.wiesbaden.de bleiben und zeigen, wie man in Kontakt mit einem Vertreter der Stadt kommen kann und beschränke mich dabei auf Mails. Grundsätzlich kann ich sagen, daß auf dieser Seite an etlichen Stellen solche Möglichkeiten angeboten werden. Ob Ihre Mail zur Kenntnis genommen wird, ob sie beantwortet wird, ob sie etwas bewirkt, dazu möchte ich mich hier nicht äussern.


Oberbürgermeister

Sie können eine Mail an den Oberbürgermeister schreiben. Das entsprechende Formular finden Sie hier: E-Mail an den Oberbürgermeister. Und so sieht es aus:


Vielleicht wollen Sie eine Kopie Ihrer Mail haben? Wie machen Sie dies? Es ist keine Mailadresse angegeben, Sie können nur dieses Formular benutzen. Das macht aber nichts, es gibt auch noch diese Seite: Dezernat I – Dezernat des Oberbürgermeisters. Und auf dieser Seite finden Sie auch eine Mailadresse:


Klicken Sie auf die angegebene Adresse, dann landen Sie auf einem Formular, das sich vom bisherigen Formular ein wenig unterscheidet: Sie finden auf der Seite eine Mailadresse. Und Sie haben die Möglichkeit, eine Kopie Ihres Textes an Ihre Mailadresse senden zu lassen.

So sieht die Mailadresse auf dieser Seite aus:


Mal angenommen, Sie wollen sich diese Mailadresse merken und kopieren sich diese in ein anderes Programm (via copy and paste). Dann sieht die Mailadresse in Ihrem Zielprogramm so aus:

oberbuergermeisterwiesbadende

Das ist keine gültige Mailadresse mehr. In diesem Wort fehlen 2 Zeichen, die ich hier einmal hervorgehoben darstellen möchte: oberbuergermeister@wiesbaden.de. Man hat aus der Mailadresse diese Sonderzeichen entfernt, warum auch immer. Die auf der gleichen Seite angegebenen Telefonnummern können Sie selbstverständlich per copy and paste kopieren, korrekt, vollständig und unverändert. Warum dies bei Telefonnummern geht, bei Mailadressen aber nicht? Ich weiß es nicht.

Warum gibt es 2 verschiedene Formulare für Mails? Auch dies kann ich Ihnen leider nicht sagen.


Weitere Beispiele

Nach einigem Stöbern auf der Internet-Seite der Stadt Wiesbaden fand ich mehrere Mailadressen, die ich Ihnen hier präsentieren möchte, natürlich in der Form, wie sie mein Mailprogramm nach einem copy and paste erhält:

  • buergerbuerowiesbadende
  • ordnungsamtwiesbadende
  • dezernat.IIwiesbadende
  • buergerreferatwiesbadende
  • dezernat.IIIwiesbadende
  • wahlenwiesbadende
  • protokollwiesbadende
usw.

Dies ist nur eine kleine Übersicht. Aber Sie erkennen das Muster: es sind alles wiesbadende.


Geht es noch schlechter?

Natürlich geht es schlechter. Dazu schauen Sie sich bitte einmal diese Seite an: Herzlich Willkommen auf der Plattform der Ausländerbehörde der Landeshauptstadt Wiesbaden. Dort finden Sie dieses:


Wie schreiben Sie eine Mail an die angegebene Adresse? Mit copy and paste können Sie die Mailadresse nicht in Ihr Mailprogramm kopieren, diese Möglichkeit ist ausgeschaltet. Bei Bedarf müssen Sie sich diese Adresse merken oder Sie schreiben sich diese Adresse ab.


Noch ein Weg

Ich will nicht immer so destruktiv sein. Auf dieser Seite wiesbaden.de gibt es durchaus einen weiteren Weg. Das wäre so einfach, wenn dies alles durchgängig (und falsch) wäre. Doch nicht in Wiesbaden. Da muß doch jemand noch eine andere Lösung haben....

Schauen Sie sich bitte einmal dieses an:


Und wenn Sie auf dieser Seite auf den dort angegebenen Text pressereferat@wiesbaden.de klicken, dann startet Ihr Mailprogramm mit einer neuen Mail, wobei die entsprechenden Felder bereits vorbelegt sind. Gelöst wird dies durch folgende Anweisung im HTML-Code der Seite:

<div class="spnd-pressreport-content-text-publisher-email"><a href="mailto:pressereferat@wiesbaden.de">pressereferat@wiesbaden.de</a></div>

Das sieht doch schon mal gut aus. Und so funktioniert es auch.


Bewertung

3 verschiedene Wege zur Darstellung der Mailfunktion habe ich auf dieser Seite gefunden, aber es würde mich nicht wundern, wenn es weitere Implementationen dieser Funktionalität gibt.

Ein Weg ist gut, ein Weg ist schlecht, ein Weg ist sehr schlecht. Warum einfach und gut, man kann es doch auch aufwändig und schlecht machen. Das ist der Stand in Wiesbaden.

Man hat sich ziemlich Mühe gegeben, die Sache zu vermurksen. Mit dem gleichen Aufwand hätte man es auch richtig und benutzerfreundlich machen können.


Radfahrende

Einen kleinen Schlenker möchte ich mir aber doch noch gestatten. Auf dem Bild oben sehen Sie einen Hinweis an Radfahrer, wobei das Wort Radfahrer gegendert wurde. Aber was ist mit Spaziergängern, die auch erwähnt werden? Sollte man da nicht auch Frauen einschliessen und deshalb auch dieses Wort gendern? Und was ist mit dem Wort Kinder?




Anmerkungen:

Montag, 19. Juli 2021

Suchen & Finden


"suchet, so werdet ihr finden" - so steht es schon in der Bibel1). Und das möchte ich am Beispiel des Internetauftritts dieser Stadt überprüfen. Findet man das, was man sucht?

Die Stadt Wiesbaden hat im Rahmen der Pandemie mehrfach und voller Stolz verkündet, daß man über das Internet, also Online, einen Termin im entsprechenden Amt vereinbaren könne. Somit würden unnötige Besuche vermieden, der Andrang im Amt reduziert und Sie als Bürger kommen schneller zum Ziel.

Mal angenommen, Sie müssen Ihren Ausweis verlängern und benötigen dazu einen Termin im Bürgerbüro. Dann gehen Sie auf die Seite wiesbaden.de und ... und dort müssen Sie suchen. Nun ist eine solche Suche auf dieser Seite vorgesehen, also nutzen Sie diese und geben in das entsprechende Feld ein: Terminvereinbarung. Das präsentiert Ihnen dann diese Seite:


Dort finden Sie alles Mögliche, aber nicht das, was Sie gesucht haben. Sie können natürlich Ihre Suchvorgaben präzisieren, z.B.: Terminvereinbarung Bürgerbüro. Aber nun finden Sie nur Pressemitteilungen aus den Jahren 2011 bis 2019, aber immer noch nicht das, was Sie gesucht haben.

Also gehen wir doch mal zu den kommerziellen Anbietern. Das lieferte mir Google:


Die ersten beiden Einträge verweisen auf das Bürgerbüro und die Kfz-Zulassungsstelle. Und der erste Eintrag ist das, was Sie gesucht haben. Nach einem Klick auf den Link landen Sie wieder auf der Seite wiesbaden.de, aber diesmal auf einer Seite, auf der Sie auch den Link zur Online-Terminreservierung finden.

So sollte das sein. So ist dies auch bei Google, aber nicht auf der Seite der Stadt Wiesbaden.

Bei der Google-Suche musste ich 2 Schlagwörter verwenden, denn ich wollte einen Termin in Wiesbaden haben. Das können Sie auch einschränken, indem Sie Google mitteilen, die Suche auf die Seite wiesbaden.de zu beschränken. Hier können Sie dies selbst ausprobieren: Google-Suche nach Terminvereinbarung in Wiesbaden.

Schauen Sie sich bitte das Bild der Google-Suche erneut an. Gesucht hatte ich mit dem Schlagwort Terminvereinbarung, die gelieferte Antwort bezog sich auf Terminreservierung. D.h. Google lieferte Antworten für ein anderes, durchaus passendes Schlagwort. Was sagt denn die Wiesbaden-Seite, wenn man nach diesem Schlagwort sucht:


Aha, jetzt klappt es. Auf der Wiesbaden-Seite muß man die richtigen Schlagworte vorgeben, dann erhält man auch das gesuchte Ergebnis. Aber wehe, Sie kennen die richtigen Suchbegriffe nicht.


Kfz-Zulassung

Aber mal angenommen, Sie suchen gezielt nach einem Termin, um ein Auto anzumelden. Also suche ich und finde dieses:


Natürlich interessiert Sie im Juli 2021, daß die Ämter an Rosenmontag teilweise geschlossen sind (die Mitteilung ist übrigens von 2008). Auch die Pressemitteilung, daß das Bürgerservice-Portal jetzt Online ist (von 2013), hilft Ihnen eigentlich nicht weiter. Und die 100-Tage-Bilanz des Ordnungsdezernenten Dr. Franz hilft Ihnen auch nicht weiter (Pressemitteilung ist von 2014).

Manche Dinge werde mit dem Alter immer besser, die angebotenen Informationen gehören nicht dazu.

Mittendrin finden Sie einen Hinweis: Kraftfahrzeug zulassen (Neu- oder Gebrauchtwagen). Auf dieser Seite beginnt dann Ihre Reise durch die Seite wiesbaden.de, denn Sie müssen dort den richtigen Link finden, der Sie auf eine weitere Seite führt, auf der Sie den richtigen Link finden müssen, der Sie auf eine weitere Seite führt, auf der Sie den richtigen Link finden müssen. Nach einem Klick auf diesen landen Sie auf einer externen Seite und geben dort Ihre persönlichen Daten ein, finden auf dieser Seite aber keinen Hinweis, wofür Sie diese eingeben. Aber mit Gottvertrauen landen Sie dann auf der nächsten Seite und sehen dort, daß Sie u.a. einen Termin bei der Kfz-Zulassungsstelle auswählen können.

Geht dies auch einfacher? Versuchen Sie es doch bitte mal damit: Suche über Google. Da landen Sie dann auch nur in den Tiefen der Seite wiesbaden.de, benötigen aber jetzt 2 Klicks weniger. Oder Sie gehen direkt auf den von Google angebotenen Eintrag Wiesbaden Terminbuchung2) und landen dann direkt dort, ohne Umwege.


Auf der Wiesbaden-Seite sind diese Beispiele keine Einzelfälle. Ich zeige Ihnen an weiteren Beispielen, was Ihnen die Suchfunktion auf dieser Seite vorschlägt, und Sie überlegen sich bitte, ob die Antworten brauchbar sind. Dazu verwende ich einige Ortsteile von Wiesbaden und beginne mit Biebrich, dem größten Stadtteil von Wiesbaden.


Weitere Beispiele

An einigen Beispielen möchte ich Ihnen zeigen, was die Suchfunktion auf der Seite wiesbaden.de vorschlägt und welche Qualität diese Vorschläge haben. Demgegenüber stelle ich die Liste der Vorschläge einer Suchmaschine, die auf der gleichen Seite sucht.

Biebrich

Hier der Vergleich der Suchergebnisse bei einer Suche mit dem Schlagwort biebrich über die eingebaute Funktion und den Ergebnissen der Suche via Google:

Suche nach: biebrich
www.wiesbaden.de www.google.de

Auf der Seite 1 der Liste der Antworten finden Sie u.a. eine Presserklärung zur Bürgersprechstunde in Biebrich. Allerdings stammt diese Presseerklärung aus dem Jahre 2012, ist somit 9 Jahre alt. Auf der Google-Seite finden Sie diese Presseerklärung nicht, vermutlich hält Google sie für veraltet (= sehe ich auch so).

Dotzheim

Also suche ich mal für den nächsten Stadtteil:

Suche nach: dotzheim
www.wiesbaden.de www.google.de

U.a. finden Sie in der Liste der Antworten einen Hinweis auf Straßenbauarbeiten in Dotzheim, aber dieser Hinweis stammt aus dem Jahr 2008. Diese Maßnahmen sollten doch längst abgeschlossen sein, selbst in Wiesbaden. Ausserdem finden Sie einen Hinweis, daß die Dotzheimer Straße in Richtung Dotzheim gesperrt werden wird. Dieser Hinweis ist neueren Datums, stammt aber auch schon aus dem Jahre 2013.

Im Vergleich dazu liefert Google keine solch veralteten Informationen, nur Hinweise auf Texte zur Geschichte von Dotzheim und aktuellen Angeboten. Die findet Google auf der Seite wiesbaden.de

Erbenheim

Nun wohne ich ja in Erbenheim, also suche ich mal danach:

Suche nach: erbenheim
www.wiesbaden.de www.google.de

Neben vielen richtigen Hinweisen bietet die Wiesbaden-Seite auch eine Einladung zur Ortsbeiratssitzung an, die am 22. Januar 2014 stattgefunden hat. Aha. Hochinteressant, aber der Termin ist bereits verstrichen.

Im Vergleich dazu bietet Google Links auf Darstellungen zur Geschichte und Gegenwart von Erbenheim, alle gefunden auf der Seite wiesbaden.de. Insbesondere bietet Google keine Hinweise auf veraltete Termine.

Heßloch

Nachdem das mit den großen Stadtteilen nicht klappte, die Suche mit einem mittelgroßen Stadtteil nicht befriedigend war, versuch ich es einmal mit dem kleinsten Stadtteil:

Suche nach: heßloch
www.wiesbaden.de www.google.de

Auch hier bietet die städtische Seite durchaus Wissenswertes an, aber auch eine Einladung zu einer Sitzung des Ortsbeirates, die am 27. November 2013 stattgefunden hatte. Hmmmmm.

In Vergleich dazu bietet Google Links auf Seiten an, die Informationen über Heßloch enthalten. Allerdings fehlen bei der Google-Suche die Einladungen zu Termin aus der Vergangenheit, zumindest auf den Seiten 1 und 2.


Fazit

Die Formulierung aus der Bibel möchte ich abändern: suchet, so werdet ihr irgendetwas finden. Aber was hat das gefundene Ergebnis mit meiner Suche zu tun? Suchen? Ja. Finden? Eher nicht.

Die Seite wiesbaden.de bietet Ihnen eine Vielzahl von Informationen. Das ist nicht verwunderlich, denn die Stadtverwaltung umfasst vielfältige Bereiche, und zu allen diesen Bereichen sollten Sie auf dieser Seite Informationen finden. Also hilft hier nur eine ausgefeilte Menüstruktur, aber eigentlich hilft Ihnen nur eine Suchfunktion. Eine solche Suchfunktion gibt es auch auf dieser Seite, aber ich rate Ihnen von der Verwendung dieser Funktion ab, da diese Funktion nur dekorativen Zwecken dient. Suchen Sie lieber über die Suchmaschine Ihres Vertrauens.


Persönliche Anmerkung

Es ist für mich unverständlich, daß man auf der Wiesbaden-Seite eine Suchfunktion mit diesem Leistungsumfang überhaupt anbietet. Und unsere gewählten Stadtpolitiker wissen offensichtlich nicht, wie dies aussieht. Oder sie wollen es nicht wissen.


Nationalismus

Bitte gestatten Sie mir einige Anmerkungen aus nationalistischer Sicht.

Es ist für mich völlig unverständlich, daß man für eine solche Aufgabe auf einen Anbieter aus dem Ausland zurückgreifen muß, der an dieser Dienstleistung natürlich ein kommerzielles Interesse hat. Außerdem ist unverständlich, daß ein Anbieter in den USA die Feinheiten der deutschen Sprache (wie Reservierung vs. Vereinbarung) umsetzen kann, während wir dies hier mit Deutsch als Muttersprache nicht hinbekommen.

Können wir so etwas nicht? Oder wollen wir dies nicht können?


Nachtrag

Anmerkungen zur Suchfunktion auf der Seite wiesbaden.de hatte ich vor ca. einem Jahr bereits einmal gebracht (siehe Lessons learned ?). Bereits damals habe ich am Beispiel Terminreservierung bzw. Terminvereinbarung auf die hier beschriebenen Probleme mit der Suchfunktion auf dieser Seite hingewiesen, aber nur als ein Beispiel unter vielen. Damals bezog sich der Text auf die Frage, was wir nach Corona ändern werden bzw. wollen, insbesondere im Bereich Digitalisierung.

Was hat sich in der Zwischenzeit geändert? Was wurde verbessert? Ich denke, das ist kaum der Rede wert.



Anmerkungen:
2) Bei mir war das der 3. Eintrag in der Antwortliste von Google.