Freitag, 17. November 2017

Dein WLAN - das unbekannte Wesen


In Wiesbaden ist man beim Thema WLAN vor Überraschungen nicht gefeit. So konnte man am 27.10.2017 im Wiesbadener-Kurier lesen, daß 55 städtische Gebäude freies WLAN anbieten. Hoppla, woher kommt dies so plötzlich? Bisher hat sich die Stadtpolitik doch mit diesem Thema so schwer getan. Also ist es an der Zeit, sich diese Angebote einmal näher anzusehen.


Wo ?

Wo findet man denn nun überall dieses WLAN der Stadt Wiesbaden? Der Artikel liefert eine Aufstellung:

HIER GIBT ES FREIES WLAN

In folgenden städtischen Einrichtungen und Gebäuden gibt es freies WLAN: Mediathek, Hochstättenstraße; Feuerwache 1 und 2; Justiz- und Verwaltungszentrum, Mainzer Straße; Rathaus; Stadtplanungsdezernat u.a., Gustav-Stresemann-Ring; Kämmerei, Hasengartenstraße 21; Amt für Soziale Arbeit, Dotzheimer Straße 99; Ordnungsbehörde und Amt für Zuwanderung und Integration, Europaviertel; Rechtsamt, Wilhelmstraße 32; Villa Clementine, Wilhelmstraße; Ortsverwaltung Biebrich, Rathausstraße; Umweltladen, Luisenstraße; Brückenschule, Brunhildenstraße; Kindertagesstätten (38 verschiedene Standorte); Forsthaus Platte; Zulassungsstelle Schierstein; Jugendzentrum Klarenthal (in Arbeit).

Quelle: Wiesbaden: 55 städtische Gebäude bieten freies WLAN an - Hohe Kosten für weiteren Ausbau

Ich bringe diese Aufstellung mal in eine andere Form:

In folgenden städtischen Einrichtungen und Gebäuden gibt es freies WLAN:
  • Mediathek, Hochstättenstraße
  • Feuerwache 1 und 2
  • Justiz- und Verwaltungszentrum, Mainzer Straße
  • Rathaus
  • Stadtplanungsdezernat u.a., Gustav-Stresemann-Ring
  • Kämmerei, Hasengartenstraße 21
  • Amt für Soziale Arbeit, Dotzheimer Straße 99
  • Ordnungsbehörde und Amt für Zuwanderung und Integration, Europaviertel
  • Rechtsamt, Wilhelmstraße 32
  • Villa Clementine, Wilhelmstraße
  • Ortsverwaltung Biebrich, Rathausstraße
  • Umweltladen, Luisenstraße
  • Brückenschule, Brunhildenstraße
  • Kindertagesstätten (38 verschiedene Standorte)
  • Forsthaus Platte
  • Zulassungsstelle Schierstein
  • Jugendzentrum Klarenthal (in Arbeit)

Das ist doch schon mal eine Liste. Aber bevor ich mich auf den Weg mache, möchte ich noch einige Anmerkungen machen.


Stadtpolitik

Das ist eine ganz beachtliche Liste. Und bisher hat man aus der Stadtpolitik bzw. der Stadtverwaltung das Argument gehört, daß die Installation eines WLANs durchschnittlich 15.000 € kostet. Im Einzelfall wird dies sicherlich unterschiedlich sein, mal höher und mal niedriger, aber bei 55 WLANs kann man schon mit dem Durchschnittswert rechnen: 800.000 €1) Gesamtkosten für diese WLANs. Das ist schon eine stattliche Summe, da muß das Stadtparlament zustimmen. Wann ist im Stadtparlament der Beschluß gefasst worden, diese Gebäude mit WLAN auszustatten? Wann ist im Stadtparlament der Beschluß gefasst worden, diesen Betrag in den Haushalt 2016/2017 einzustellen?

Irgendwie hat sich das nicht bis zu mir herumgesprochen.


WLANs in Wiesbaden

Es gibt etwa 145.000 Haushalte in Wiesbaden2). Heutzutage dürfte fast jeder Haushalt einen Internetanschluß haben, und bei fast jedem Internetanschluß dürfte das WLAN eingeschaltet sein, also geh ich mal von 70.000 WLANs in Wiesbaden aus. Den Effekt werde Sie auch gleich auf den Aufnahmen vom Bildschirm meines Smartphones erkennen. Aber es geht nicht um diese WLANs, es geht um freie und öffentliche WLANs, wie dies ja auch im Artikel herausgestellt wurde. Davon gibt es weniger.

Freie WLANs

Freie WLANs schränken ihre Nutzer nicht ein. Natürlich gibt es Gesetze, die eine Rahmen vorgeben: § 130 des Strafgesetzbuches legt fest, daß Volksverhetzung strafbar ist. An diese und weitere gesetzliche Regelungen müssen Sie sich als Bürger halten, was auch immer Sie tun, also auch bei der Nutzung eines WLANs und auch sonst. Aber über diese gesetzlichen Regelungen hinausgehend dürfen keine Einschränkungen vorgenommen werden, sonst sind dies keine freien WLANs mehr. Und natürlich kann man ein solches Netz mißbrauchen, aber ein Mord ist per Gesetz auch verboten und trotzdem werden Menschen ermordet (nicht nur im Tatort).

Öffentliches WLAN

WLAN ist Funktechnik und somit immer öffentlich, aber man kann die Übertragung von Daten per WLAN schützen durch eine Verschlüsselung. Öffentliche WLAN-Netze sind somit unverschlüsselte Netze, denn anders können Sie Ihr Smartphone nicht mit einem solchen Netz verbinden.

Freie und öffentliche WLANs

In Wiesbaden gibt es ein freies und öffentliches WLAN-Netz, das von Privatpersonen aufgebaut und betrieben wird: Freifunk. Mittlerweile umfasst dieses Netz ca. 350 Knoten in Wiesbaden.

Aber zurück zum Kurier-Artikel und den 55 WLANs der Stadt Wiesbaden.


Reise zu den WLANs

Also schau ich mir diese WLANs mal an. Öffentlich sollen sie sein, frei sollen sie auch sein, und an 55 Orten in dieser Stadt kann man sie finden.

Zum Rathaus brauche ich nicht mehr, dort gibt es ein öffentliches WLAN, wie ich hier in diesem Blog schon einmal dargestellt habe: WLAN am Rathaus. Und das WLAN in der Mauritius-Mediathek hatte ich mir auch schon mal angesehen: WLAN in der Mauritius-Mediathek. Bleiben immer noch genügend Stellen übrig, die ich mir mal ansehen kann.

Vorgehensweise

Und wie prüfe ich das? Wie kann ich mir ein WLAN anschauen? Ich mache das so:

WIESBADEN - Wenn sich vor der Mediathek in der Hochstättenstraße mal wieder ein Pulk von Jugendlichen an die Wand neben dem Eingang drückt, dann hat das vermutlich wenig zu tun mit dem Literatur-Angebot drinnen. Die Jugendlichen haben anderes im Sinn: Nicht nur in der Einrichtung selbst, sondern auch rund ums Gebäude kann man sich kostenlos ins Internet einloggen. Die Mediathek gehört zu den inzwischen 55 der etwa 250 städtischen Gebäude mit Ämtern oder anderen Einrichtungen, in denen das möglich ist.

Quelle: Wiesbaden: 55 städtische Gebäude bieten freies WLAN an - Hohe Kosten für weiteren Ausbau

Ich bin zwar kein Jugendlicher mehr, aber genau so mache ich das: Ich stelle mich vor das Gebäude, schalte an meinem Smartphone das WLAN an und schaue, ob ich das WLAN der Stadt Wiesbaden finde. Und, sofern ich dieses finde, melde ich mich dort an, denn es soll ja ein freies und öffentliches WLAN sein. Ich bin also Außenstehender, wörtlich genommen.


Ich präsentiere Ihnen hier die Ergebnisse meiner WLAN-Tour. Und wie auf diesem Blog üblich können Sie einfach auf ein Bild klicken, dann erscheint es in voller Größe.

Behörden

55 WLANs betreibt also die Stadt Wiesbaden, davon ziehe ich die Kindergärten ab, dann bleiben noch 17 übrig. Zwischen dem 2. und dem 13. November habe ich mich an manchen Orten auf dieser Liste einfach vor das Gebäude gestellt und auf meinem Smartphone geschaut, ob ich hier ein freies und öffentliches WLAN finde. Und hier präsentiere ich Ihnen meine Suchergebnisse:

WLAN an städtischen Behörden
Amt für soziale Arbeit
Dotzheimer Str. 99
Feuerwache 1
Kurt Schuhmahcer Ring 16
Planungsdezernat
Gustav Stresemenn- Ring
Rechtsamt
Wilhelmstrasse 32
Villa Clementine,
Wilhelmstrasse/Frankfurter Strasse
Justiz- und Verwaltungszentrum
Mainzer Strasse
Ortsverwaltung Biebrich
Rathausstr. 63

An 7 Orten habe ich das geprüft und präsentiere Ihnen die Liste der an diesem Ort verfügbaren WLANs. Sehen Sie in diesen Listen ein Netz, das sich irgendwie als ein Netz der Stadt Wiesbaden zu erkennen gibt? Also ich nicht, Mißerfolg meiner Tour bisher.


Kindergärten

Aber laut diesem Artikel gibt es WLAN an städtischen Kindergärten:

Aber auch Kindertagesstätten sind auf den WLAN-Zug aufgesprungen, inzwischen sind es 38. Doch denen gehe es weniger darum, Kindern oder Eltern kostenfreies Surfen zu ermöglichen, erläutert Emmel. Vielmehr sei es ein Angebot an die Mitarbeiter, um diese nicht etwa an große Firmen zu verlieren, die für ihre Kitas offen mit solchen „Schmankerln“ werben.

Quelle: Wiesbaden: 55 städtische Gebäude bieten freies WLAN an - Hohe Kosten für weiteren Ausbau

Weiter geht die Reise an die entsprechenden Orte. Hier ist mein Ergebnis:

WLAN an städtischen Kindergärten
Erbenheim, Am Bürgerhaus Dotzheimer Str. 161 Wallufer Platz 2 Luxemburgplatz
Hasengartenstrasse 48 Bunsenstr. 6 Schlangenbader Str. 5 Harry-Truman-Str. 4

Und auch hier sehe ich wieder kein WLAN-Netz, das als Netz der Stadt Wiesbaden zu erkennen wäre.


Erfolg, Erfolg !

Doch, ich bin fündig geworden, es gibt städtische Ämter, die ein WLAN anbieten. Und diese Fundstellen präsentiere ich Ihnen jetzt.

Europaviertel

Im Europaviertel findet man in der Alcide-De-Gasperi-Straße in einem Gebäude u.a. das Amt für Zuwanderung und Integration. Hier gibt es ein öffentliches WLAN:

Erfolg im Europaviertel
Amt für Zuwanderung und Integration, Alcide-De-Gasperi-Straße 2

Das WLAN-Netz wird vom gleichen Betreiber wie am Rathaus oder in der Mediathek realisiert, weswegen es sich auch als Rathaus Wiesbaden meldet. Und einen Vertrag muß man wieder abnicken. Aber danach soll dieses WLAN doch einen Internetzugang bieten? Also habe ich als Test die Seite m.spiegel.de3) aufgerufen, aber diesen Test nach ca. 3 Minuten abgebrochen, da ich diese Seite noch nicht einmal im Ansatz sehen konnte. Vielleicht bin ich zu ungeduldig.

Amt für Soziale Arbeit

Das Amt befindet sich in der Dotzheimer Str. 99 und dort wurde ich wieder fündig:

Erfolg am Amt für Soziale Arbeit
keine Verbindung möglich irgendwie klappte es doch WLAN am Rathaus

Das Netz tauchte in der Liste der an diesem Ort (=Bushaltestelle) verfügbaren WLANs auf, aber eine Verbindung zwischen meinem Smartphone und dem Netz konnte erst einmal nicht hergestellt werden. Irgendwie klappte dies dann doch, es meldete sich als Rathaus-Netz, aber eine Seite konnte ich auch hier nicht aufrufen, weshalb ich dies auch hier nach 3 Minuten abgebrochen habe.

Kämmerei

In der Hasengartenstrasse wurde ich dann wieder fündig. Dort findet man die Kämmerei und dort gab es auch wieder das städtische WLAN:

Erfolg in der Hasengartenstr
kein Wiesbaden-Netz gefunden doch noch gefunden


Auf den ersten Blick habe ich kein Netz gefunden. Aber es gibt dort ein WLAN der Stadt, das aber nur ein schwaches Signal bis auf die Strasse sandte, weshalb es in der Liste weiter unten einsortiert wurde. Mit diesem Netz habe ich das Smartphone verbunden, aber auch hier konnte ich keine Seite aufrufen, also habe ich den Versuch auch hier nach ca. 3 Minuten abgebrochen.

Umweltladen

In der Luisenstrase 19 wurde ich wieder fündig:

Erfolg am Umweltladen
es gibt einen Hotspot

Aber auch hier kam ich über die Anmeldung nicht hinaus, d.h. ich konnte keine Seite aufrufen. Also breche ich auch diese Aktion ab.

Feuerwache 2

Die Feuerwache 2 findet man in der St. Florian Straße (da hatte jemand Humor). Hier fand ich ein städtisches WLAN:

Erfolg an der Feuerwache 2
Übersicht über die Netze verbunden Nachrichtenseite aktuelle Uhrzeit

Da wurde ich dann mutiger und wollte messen, welche Geschwindigkeit dieses städtische WLAN mir denn zur Verfügung stellt. Dies war das Ergebnis:


Das war wohl nix. Aber das war das beste Ergebnis im Rahmen meiner Rundreise zu den städtischen WLANs.


Freifunk in Wiesbaden

Halt, nicht ganz, denn als ich vor dem Umweltladen stand, fand ich in der Liste der WLANs ein Freifunk-Netz. Freifunk ist eine aktive Gruppe von Privatpersonen, die solche Hotspots aufbauen und betreiben und somit ihren Internetanschluß zur Verfügung stellen (teilen). Also habe ich das Smartphone sich mit dem Freifunk-Netz verbinden lassen, und siehe da, dieses Netz war nutzbar:


In diesem Netz konnte ich einzelne Internet-Adressen eingeben und mir die dazugehörigen Seiten ansehen, sogar einen Geschwindigkeitstest konnte ich durchführen. Und wie Sie am Ergebnis sehen, ist dieses Netz in der Tat nutzbar.


Fazit

Laut dem Artikel im Wiesbadener-Kurier gibt es 55 öffentliche WLANs in Wiesbaden. Gefunden habe ich davon nur wenige, und die waren nicht brauchbar. Die Stadt Wiesbaden macht erste tapsige Schritte in Sachen WLAN. Das wird noch etwas dauern. Und bei der Aussage mit den 55 freien und öffentlichen WLANs sollte man einmal nachzählen.


Jordanien

Vor einigen Tagen erhielt ich per Mail folgendes Bild:

© T. Weidenhaus, aufgenommen am 7. 11. 2017 um 12:08 Uhr im Wadi Musa in Jordanien

Jordanien hat nur etwa 1,1% der Wirtschaftsleistung Deutschlands4), aber trotzdem gibt es in Jordanien dieses WLAN. Was in einem Tal im armen Jordanien geht, geht im reichen Wiesbaden noch lange nicht.





Anmerkungen:
1) So habe ich gerechnet: 15.000 € soll eine WLAN-Installation kosten, sagte immer die Stadtverwaltung. Und 55 WLANs soll es geben, steht im Kurier-Artikel. Also: 55 * 15.000 = 825.000, zumindest sagt dies der Taschenrechner an diesem Computer.
2) Quelle: Wiesbaden in Zahlen, und auf dieser Seite fand ich Zahlen und Fakten 2017. In dieser PDF-Datei findet man diese Zahlen.
3) Eingegeben hatte ich www.spiegel.de. Der Server erkannte, daß meine Anfrage von einem Smartphone kam und hat entsprechend die Mobilversion diesr Seite geschickt: m.spiegel.de
4) Quelle: Weltbank

Sonntag, 29. Oktober 2017

Premium-WLAN für Wiesbaden


Wiesbaden ist etwas Besonderes. Darüber mag man streiten, auf jeden Fall sehen die Wiesbadener das so. Und so verwundert es nicht, daß hier alles etwas feiner und somit auch etwas teurer ist als anderswo. Dies betrifft auch das Thema WLAN, zumindest mal das öffentliche WLAN. Die Stadtpolitik hat erst die Entwicklung verschlafen, andere Orte haben längst ein öffentliches WLAN. Also will man in Wiesbaden jetzt zwar spät, aber dafür mit Macht dieses Thema angehen. Und es muß ein besonderes WLAN sein, natürlich. Und jetzt beginnt der Aktionismus.


Wo

Wo soll es denn öffentliches WLAN geben? Die Stadt Wiesbaden hat sich bisher nicht dazu geäußert, aber die Ortsbeiräte in diversen Stadtteilen haben Wünsche angemeldet. Diese liegen dem Stadtparlament und der Stadtverwaltung vor. Sie können sich diese Beschlüsse auch selbst ansehen, wenn Sie dazu auf diese Seite gehen: Politisches Informationssystem Wiesbaden (PIWi). Auf der Seite wechseln Sie bitte in den Tab Erweiterte Suche und geben in der Suchzeile den Text WLAN ein. Nun markieren Sie bitte noch in der Rubrik Suche nach alle Kästchen und danach klicken Sie auf den Button Suche. Die Seite präsentiert Ihnen dann alle vorhandenen Informationen zum Thema WLAN, soweit sie öffentlich zugänglich sind. Viele Worte, so sieht das aus:

Anfrage an PIWI zum Thema WLAN
Anfrage an PIWI Ausschnitt aus der Antwort

Einen Hinweis möchte ich noch anbringen: Für die Gestaltung und Bedienung dieser Seite bin ich nicht verantwortlich.


Kosten

Solch eine Aktion kostet Geld, niemand arbeitet ohne Bezahlung. Also hat man mal die Kosten für WLANs, betrieben bzw. bezahlt von der Stadt Wiesbaden, aufgestellt, denn diese Beträge müssen in den Haushalt der Stadt Wiesbaden eingestellt werden, d.h. vom Stadtparlament beschlossen werden. So lauten diese Zahlen in der entsprechenden Vorlage:
  • für die Installation eines WLANs rechnet die Stadt Wiesbaden mit einmaligen Kosten in Höhe von 15.000 € im Durchschnitt pro Installation
  • für den laufenden Betrieb des Internetanschlusses fallen pro Jahr 20% dieses Betrages an, d.h. 3.000 € pro Jahr je WLAN
  • für Planung und Koordination dieser Aktivitäten benötigt die Stadt Wiesbaden 50.000 €, jeweils für 2018 und 2019

Stolze Beträge, die von den Steuerzahlern aufgebracht werden müssen. Es kann sich also nur um ein Premium-Produkt handeln.

Dazu möchte ich einige Anmerkungen machen, möchte aber etwas ausholen.


Internetanschluß

WLAN ist eine Technik, um einem Notebook, Tablet oder Smartphone einen Internetzugang zu bieten. Basis dafür ist ein Internetanschluß, an den ein WLAN-Router (oder Access Point) angeschlossen wird. Dieser WLAN-Router baut dann das WLAN-Netz auf, das von den entsprechenden Geräten benutzt wird, d.h WLAN überbrückt die Strecke zwischen Router und Endgerät. WLAN verwendet man, weil die Technik ausgereift, einfach zu installieren und preisgünstig ist. Außerdem kann man in ein WLAN ohne grössere Probleme zusätzliche Geräte einbinden, was über andere Techniken Probleme verursacht. Stellen Sie sich nur einmal vor, man würde dies über eine Kabelverbindungen zwischen Endgerät und Router versuchen...... Man benötigt also einen Internetanschluß und ein Gerät, das das Funknetz aufbaut und bedient (einen entsprechenden Router oder Access Point). Damit komme ich zu den Kosten einer solchen Lösung.


Kosten eines Internetanschlusses

Sie haben vermutlich einen Internetanschluß. Bitte erinnern Sie sich daran, was Sie damals für die Installation des Anschlusses bezahlt haben. Ich will jetzt mit den Zahlen für meinen Anschluß argumentieren, Ihre Zahlen dürften ähnlich sein.

Für die Installation meines Internetanschlusses habe ich nichts bezahlt, 0,00 €. Darin enthalten war ein Router, der WLAN-fähig war. Im Rahmen der Installation des Internetanschlusses wurden im Keller des Hauses etliche Teile angebracht, kostenlos.

Nach den Kosten der Installation komme ich nun zu den Betriebskosten: Dieser Internetzugang kostet mich pro Jahr 540 € (= 45 € pro Monat), wobei ich auch den schnellsten Internetzugang habe, den man als Privatperson aktuell bestellen kann.

Bitte vergleichen Sie diese Zahlen mit den Kosten Ihres Anschlusses und danach mit den Zahlen, die man aus der Stadtpolitik hört.


Beispiel Heßloch

Der Ortsbeirat in Heßloch hat für seinen Stadtteil einen Antrag auf ein öffentliches WLAN gestellt. Vorgeschlagen wurden dabei zwei Orte, einmal eine Bushaltestelle und einmal ein Haus im Ortskern. Für das Haus im Ortskern liegt dem Ortsbeirat ein Angebot eines Unternehmens vor, das für die Installation des WLANs einen Betrag von ca. 100 € und für die Betriebskosten einen monatlichen Betrag von ca. 40 € vorsieht. Die Stadt Wiesbaden hat dem Ortsbeirat geantwortet und ich möchte die Stellungnahme der Stadt ungekürzt zitieren:
Die Durchschnittskosten, einen öffentlichen Platz in der Stadt qualitativ hochwertig mit WLAN zu versorgen, liegen im Schnitt bei ca. 15.000 bis 20.000 Euro einmalig, und nochmal bis zu 20% pro Jahr laufende Kosten. Dies deckt sich mit den Summen, die auch andere Städte, z.B. Mainz, aufgewendet haben. Ein handelsüblicher DSL-Anschluss mit einfachem Access-Point kann natürlich auch installiert werden und wäre kostengünstiger. Eine solche Ausstattung hat qualitative Einschränkungen in der Bandbreite, Reichweite und vor allem in der Stabilität und Verfügbarkeit (wer ist bei einem Routerausfall zuständig und in der Lage zu entstören?) eine Integration in das städtische WLAN wäre nicht gegeben und die Störerhaftung läge bei der Stadt. Ein städtisches WLAN, das auch durch die LHW beworben wird, muß einem höheren Qualitätsanspruch genügen.

Quelle: Schreiben an den Ortsbeirat Heßloch

Zu diesen Punkten möchte ich im Einzelnen Stellung nehmen.

Vorbemerkung

WLAN ist ein Standard, der weltweit verbindlich ist, allerdings haben einzelne Länder kleinere Modifikationen an diesem vorgenommen. Sie finden die Beschreibung des Standards als auch die regionalen Abweichungen hier: IEEE 802.11. Zusätzlich gibt es eine Organisation, die Geräte auf ihre Übereinstimmung mit den Standards prüft: Wi-Fi Alliance. Es darf kein WLAN-fähiges Gerät verkauft werden, das nicht von dieser Organisation geprüft und für gut befunden wurde. U.a. wird geprüft, daß die von der Antenne abgestrahlte Energie nicht über 0.1 W liegt (im 2,4 GHz-Band).

Auch die Stadt Wiesbaden kann und darf keine Geräte einsetzen, die nicht den entsprechenden Normen genügen.

Installation

Für ein öffentliches WLAN in Heßloch am Kelterhaus benötigt man einen DSL-Anschluß plus einen Router, wobei der DSL-Anschluß bereits vorhanden ist. Über einen solchen DSL-Anschluß sind Geschwindigkeiten bis zu 50 MBit/s möglich, wobei man damit sicher 20 Teilnehmer im WLAN-Netz versorgen kann, vermutlich auch mehr. Allerdings können nicht alle Teilnehmer über dieses WLAN einen Film bei Netflix schauen, aber diese Möglichkeit würde auch die Stadt Wiesbaden nicht bieten (im WLAN am Rathaus in Wiesbaden geht das auch nicht).

Und laut dem Angebot an den Ortsbeirat Heßloch würde ein Unternehmen für die notwendige Installation der Geräte einen Betrag von 100 € berechnen.

Einschränkungen

Da diese Geräte genormt sind, kann eine Stadt Wiesbaden keine höhere Reichweite für ihr WLAN anbieten als sie jede Privatperson am privaten WLAN vorfindet. Die verfügbare Bandbreite hängt u.a. am DSL-Anschluß, über den die Daten der Nutzer ins Internet eingespeist werden. Und eine hohe Verfügbarkeit eines WLAN-Angebotes garantiert auch keine Stadt Wiesbaden bei ihrem WLAN-Angebot am Rathaus (siehe: WLAN mit Vertrag).

Routerausfall

Bitte überlegen Sie, wie oft bei Ihnen der Router ausfällt. Und was unternehmen Sie dann? Normalerweise trennt man den Router vom Strom, wartet ca. 30 Sekunden und verbindet ihn danach wieder mit dem Stromnetz. Nach einigen weiteren Minuten des Wartens funktioniert dies auch wieder. Eine solche Aufgabe kann man auch an einen Bürger delegieren, genauso macht es die Stadt Wiesbaden ja auch für die Kästen mit den Beuteln für Hundekot, die von einem Paten betreut werden, der die Kästen auffüllt.

WLAN ist keine lebensnotwendige Einrichtung, wenn es mal ausfällt, dann ist dem halt so. Und wenn es am nächsten Tag wieder zur Verfügung steht, dann ist das OK. Und je mehr WLAN-Angebote es gibt, desto weniger fällt ein einzelner Ausfall ins Gewicht (wenn er denn nicht auf Dauer ist). Ein Ausfall eines WLANs hat nicht die Priorität eines Ausfalls von elektrischem Strom.

Integration

Eine Integration in das städtische WLAN-Netz ist angedacht? Da es aktuell kein städtisches WLAN-Netz gibt, kann man sich unter einer solchen Integration nichts vorstellen. Allerdings hat Freifunk in Wiesbaden vorgeführt, was dies heissen kann: Sofern man sich einmal in Wiesbaden in das Freifunk-WLAN-Netz eingewählt hat, klappt die Anmeldung im Freifunk-Netz an einem anderen Ort oder Tag ohne Probleme. Für diese Eigenschaft des WLAN-Netzes muß eine Stadt Wiesbaden nichts tun, dafür ist alles vorhanden.

Störerhaftung

Eine Erläuterung dieses Themas finden Sie auf der entsprechenden Wikipedia-Seite. Dieses Risiko, von einem Anwalt mit einem Verfahren überzogen zu werden, ist vom Gesetzgeber endlich abgeschafft worden (Analyse: Endlich offenes WLAN! ). Allerdings war dieses Gesetzt zum Zeitpunkt der Antwort an den Ortsbeirat noch nicht in Kraft getreten. Aber ab sofort gibt es dieses Monstrum nicht mehr, dies ist heute kein Argument mehr.

Werbung für WLAN

Am Ort des WLANs bringt man ein Hinweisschild an, daß es hier WLAN gibt. So haben wir dies am Weinstand in Erbenheim auch gemacht (siehe hier: Austrinken (Wein-LAN #4)). Will die Stadt Wiesbaden mit einem WLAN-Angebot werben? Für das WLAN am Rathaus gibt es auch keinen Hinweis, nur Insider wissen von der Existenz des WLANs. Ein WLAN-Angebot ist heute Standard, damit kann man überregional nicht mehr punkten. Oder will man mit dem Slogan werben: "WI ist die letzte Stadt, die WLAN anbietet"?

Höherer Qualiätsanspruch

Ansprüche kann man ja haben, aber dann sollte die Praxis auch entsprechend sein. In dieser Frage muß die Stadt Wiesbaden erklären, was sie unter dem höheren Qualitätsanspruch versteht. Das WLAN der Stadt Wiesbaden am Rathaus erfüllt keinen Qualittätsanspruch.


Zusammenfassung der Argumente

Bitte vergleichen Sie diese Zahlen mit den Zahlen der Stadt Wiesbaden; am Beispiel Heßlochs fragt man sich dann schon, was die Stadt Wiesbaden mit dem Betrag von 14.900 € macht, die sich als Differenz zwischen dem schriftlichen Angebot des Unternehmens an den Ortsbeirat Heßloch und der Kalkulation der Stadt Wiesbaden ergibt.


Fallunterscheidung

Nun sind nicht alle WLAN-Installationen gleich und eine WLAN-Installation bei einer Privatperson ist etwas anderes als eine solche Installation am Rathaus in Wiesbaden. Einige solcher Fälle hatte ich schon einmal beschrieben und entsprechende Kosten dargestellt: Was kostet 1 Pfd. WLAN ?.

Ich will hier noch einmal die Kosten an einigen Beispielen darstellen und fange dazu mit einem einfachen Fall an: WLAN an einem Ort mit Besucherverkehr, z.B. das Bürgerbüro in der Schwalbacher Strasse. Dorthin kommen Bürger, um z.B. den Ausweis oder den Pass zu verlängern. An diesem Ort sitzen Mitarbeiter der Stadt Wiesbaden und dort gibt es auch Computer, die an ein Netzwerk angeschlossen sind. Öffentliches WLAN lässt sich an diesem Ort einfach realisieren: Man stelt einen entsprechenden Router auf, schließt diesen an Strom und Netzwerk an und fertig. Gut, das ist vereinfacht, aber so geht es. Man sollte zumindest noch ein Schild anbringen, daß es hier WLAN gibt.
Kosten: Ein Router plust (höchstens) eine Stunde Arbeit.

Die Situation in Heßloch hatte ich bereits dargestellt und sie ist geringfügig aufwändiger als das eben beschriebene Beispiel, aber auch hier sind die Kosten für die Stadt Wiesbaden sehr gering. Ich möchte mich wiederholen: ca. 100 € für die Installation plus ca. 40 € pro Monat für den Betrieb.

Das nächste Beispiel wäre ein grösserer Platz, auf dem man WLAN anbieten will. Dies ist natürlich etwas aufwändiger, aber am Weinstand in Erbenheim habe wir auch den gesamten Platz mit ca. 4.000 Quadratmetern mit WLAN versorgt. Und auf den Filmnächten auf den Reisingeranlagen gab es auch WLAN: "Gibt es hier WLAN ?". Und die Kosten dieser Aktion waren auch überschaubar: Was kostet 1 Pfd. WLAN ?. Dieses WLAN versorgte bis zu 180 Teilnehmern, da kommt das Qualitäts-WLAN der Stadt Wiesbaden am Rathaus nicht mit. Und das alles zu Kosten von weniger als 1.000 €, die aus privater Tasche finanziert wurden. Die aufgebaute Technik war ein Provisorium, bei einer festen Lösung lägen die Kosten vermutlich etwas höher.

Ein Beispiel für WLAN auf eine grosse Veranstaltung war der Hessentag in Rüsselsheim: Freifunk@Hessentag 2017. Hier wurde ein WLAN-Netz aufgebaut, das bis zu 2.500 Teilnehmer versorgen konnte. In diesem Fall wäre die Stadt Wiesbaden mit ihrem Betrag von 15.000 € nicht hingekommen, diese Installation war sicher teurer.


Muß WLAN sein ?

In der Stadtpolitik ist diese Frage ausdiskutiert, JA, man will ein öffentliches WLAN haben. Offen sind noch, an welchen Orten und in welcher Form man ein solches WLAN haben will. Wie bisher dargestellt gibt es zu den Kosten überzogene Vorstellungen. Also stelle ich zwei Fragen:
  1. Muß das WLAN an diesem Ort sein ?
  2. Gibt es Alternativen ?

Die erste Frage heißt konkret: Wenn die Installation des WLANs an einem Ort so viel Geld kostet, ist dieses WLAN an diesem Ort notwendig? Was erreicht man damit, wieviele Teilnehmer wird dieses WLAN versorgen?

Und falls man wirklich eine Strasse aufreissen muß, um wegen WLAN ein Kabel zu verlegen, dann sage ich: Lasst es sein!.

Man kann sich natürlich auch fragen, ob es auf Seiten der Technik nicht Möglichkeiten gibt, die vergleichbares leisten, aber wesentlich preisgünstiger sind. Freifunk hat nicht die Möglichkeiten, Kabel in die Erde zu verlegen, bekommt aber die Anbindung ihrer Hotspots auch hin: Freifunk Hotspot in der Hans-Bredow-Strasse. Die grünen Linien auf dieser Karte stellen Richtfunkstrecken dar, über die die Anbindung des Hotspots an das Freifunk-Netz (und damit an das Internet) realisiert wird.


Freifunk

Innerhalb Wiesbadens gibt es eine aktive Gruppe von Freifunk. Diese Gruppe hat u.a. im Auftrag der Stadt Wiesbaden die Flüchtlingsunterkünfte mit WLAN versorgt oder (ohne Auftrag) die Filmnächte in den Reisingeranlagen. Sie können das, sie wissen was geht und wie es geht, also: Gelbe Seiten, vielleicht sollte man sie mal fragen.


Fazit

Von 1979 bis 1990 war Margaret Thatcher Premierministerin von Großbritannien. Ihre beständig vorgetragene Vorstellung von Wirtschaftspolitik lautete: Der Staat erledigt eine Aufgabe teuer und schlecht, die Privatindustrie kann das alles besser (Thatcherismus).

Lese ich die Argumentation der Stadt Wiesbaden, fällt mir immer nur Frau Thatcher ein. Warum muß die Stadt Wiesbaden zeigen, daß ihre Aussage (vielleicht) doch richtig ist?



Nachtrag

Die Entwicklung überrollt mich: Wiesbaden: 55 städtische Gebäude bieten freies WLAN an - Hohe Kosten für weiteren Ausbau , aber nach der Lektüre des Zeitungsartikels brauche ich meinen Text in den wesentlichen Punkten nicht umzuschreiben.

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Wein-LAN #4: Auswertung


Der Abend ist vorbei, die Weinstand-Saison ist mit diesem Abend auch beendet. Erst in ca. 6 Monaten geht es weiter.

Und so sah der Platz am darauf folgenden Tag aus:

Weinstand in Erbenheim
aufgenommen am 14. Oktober 2017 gegen 17:00 Uhr

Aber am Vortag, bei geöffnetem Weinstand, sah das so aus:

Weinstand in Erbenheim
ca. 17 Uhr ca. 18 Uhr ca. 19 Uhr
ca. 20 Uhr ca. 21 Uhr ca. 22 Uhr

Es war ein schöner Abend, das Wetter spielte mit und es waren bis zu 150 Besucher am Weinstand (meine Schätzung). Und gegen 22 Uhr, als der Weinstand geschlossen wurde, war ausgetrunken, d.h. es gab keinen Wein mehr. Die Besucher nahmen das Motto des Abends (=Austrinken) wörtlich.


WLAN

Die Technik hat funktioniert und das WLAN wurde auch genutzt, wie Sie an diesem Bild erkennen können:


Im Rahmen des Aufbaus des Weinstandes wurde gegen 16 Uhr das WLAN eingeschaltet, kurz nach 22 Uhr habe ich dann den Stecker gezogen. Und Sie sehen, daß max. 20 Smartphones im WLAN angemeldet waren. Insgesamt wurden an diesem Abend ca. 1.5 GB an Daten übertragen.

Klicken Sie einfach auf das Bild drauf, dann erscheint dieses Bild in groß und Sie können mehr erkennen. Dies gilt auch für die anderen Bilder auf dieser Seite.


Ort des Geschehens

Hier sehen Sie auf der Karte von OpenStreetMap den Platz, auf dem der Weinstand steht:


Der Weinstand steht direkt am Heimatmuseum und der Platz hin zur Kirche wird von den Besuchern genutzt. Auf dieser Fläche von vielleicht 200 bis 300 Quadratmetern findet dies alles statt und überall war der WLAN-Empfang gut. Das gesamt Areal, begrenzt von Wandersmannstraße und Ringstraße, einer Fläche von vielleicht 4.000 Quadratmetern, war durch unsere Technik gut mit WLAN versorgt.

Und somit komme ich zu den Kosten einer solchen Aktion.


Kosten der Technik

In der Stadtpolitik wird aktuell der Haushalt der Stadt Wiesbaden beraten, und in den Haushalt soll Geld für ein öffentliches WLAN eingeplant werden. Von Seiten der Stadtpolitik werden da phantastische Zahlen für eine WLAN-Installation genannt. Ich will hier mal die Kosten dieser WLAN-Installation am Weinstand dagegen setzen.

Im Text Wein-LAN #3 wurden die damals eingesetzten Geräte abgebildet, die gleichen Geräte wurden auch diesmal verwendet. Freifunk Wiesbaden hat die Geräte zur Verfügung gestellt, dafür ein großes Dankeschön. Was aber entsteht an Kosten, wenn diese Geräte gekauft, eingerichtet und aufgestellt würden, und zwar von einem Unternehmen, das seinen Mitarbeitern auch übliche Löhne zahlen soll?

Für die Installation der Technik setze ich einen Betrag von 700 € an. Darin enthalten sind die Kosten der Geräte mit 500 € und Löhne in Höhe von 200 €. Das sind Schätzungen, aber ich denke, daß ich recht großzügig geschätzt habe. Und für den Betrieb des WLANs an diesem Abend fiel ein Betrag von 10 € an.

Bitte vergleichen Sie diese Zahlen mit den Zahlen der Stadt Wiesbaden, die für eine WLAN-Installation einen Betrag von 15.000 € ansetzt.

Unsere Technik war ein Provisorium, eine feste Installation an diesem Ort würde vermutlich etwas teurer werden, aber die Kosten würden nicht explodieren.


Fazit

Internetanschlüsse (und somit WLAN oder eine entsprechende zukünftige Technik) werden so selbstverständlich werden wie elektrisches Licht. Aber in Wiesbaden bleibt es noch eine Weile dunkel.

Dienstag, 10. Oktober 2017

Austrinken (Wein-LAN #4)


Die Saison endet, überall werden die Weinstände geschlossen, leider. Und so ist am Freitag, den 13. Oktober 2017, der letzte Weinstand in Erbenheim, austrinken ist angesagt. Schön war die Saison.

Betrieben wird dieser Weinstand jeweils von einem der Vereine aus Erbenheim, und an diesem Freitag ist das die SPD. Und es wird an diesem Abend wieder ein frei nutzbares WLAN geben, so wie bei den früheren Weinstand-Abenden der SPD und wie das hier z.B. für die letzte Aktion einmal beschrieben wurde: Wein-LAN #3. Gleiche Technik beim WLAN, wieder Freifunk (natürlich), auch die Weine stammen vom gleichen Winzer wie beim letzten Mal (Friedel Russler in Walluf).


Eigentlich wäre ich mit meiner Ankündigung durch, aber auf einen Aspekt am WLAN möchte ich trotzdem noch eingehen.


Verschlüsselung

"Warum ist das WLAN hier am Weinstand nicht verschlüsselt ?", so wurde ich an einem der Abende gefragt. Und meine Antwort darauf lautete: "Weil Verschlüsselung an dieser Stelle nichts bringt". Und diese Aussage möchte ich hier näher erläutern.


WLAN verschlüsseln ?

Mein privates WLAN ist verschlüsselt, natürlich. Ohne diese Verschlüsselung könnte sich jeder Passant in der Nähe des Hauses mit einem entsprechenden Gerät an meinem WLAN anmelden und könnte dann über meinen Internetanschluß surfen. Das wäre eigentlich noch nichts verwerfliches, aber in der Vergangenheit konnte man da juristisch belangt werden, wenn ein solcher (wörtlich genommen) Außenstehender eine Schweinerei begeht. Aber dies ist mittlerweile wohl rechtlich geklärt, jedoch bleibt ein weiterer Aspekt: Mitleser.

Bei einem unverschlüsselten WLAN kann man mit einem entsprechenden Gerät und Software mitlesen und mitschneiden, was ich im Internet treibe, welche Seiten ich mir ansehe, welche Bestellung ich aufgebe usw. Und das möchte ich nicht, das geht den 'Außenstehenden' nichts an.

Um bei einem verschlüsselten WLAN mitlesen zu können benötigt man den Schlüssel, natürlich den passenden für das jeweilige WLAN. Und den zu meinem WLAN passenden Schlüssel verrate ich Ihnen nicht.


WLAN am Weinstand

Das WLAN am Weinstand fällt in die Kategorie öffentliches WLAN, diese sind üblicherweise nicht verschlüsselt. Bevor sich Ihr Smartphone mit einem WLAN verbindet, wählen Sie dieses WLAN aus. Dazu zeigt Ihnen Ihr Smartphone in einer Übersicht die verfügbaren WLANs an und in dieser Übersicht wird Ihnen in der Form eines Icons dargestellt, ob dieses WLAN verschlüsselt ist oder nicht. Und natürlich werden Sie nach dem Schlüssel gefragt, sofern Ihr Smartphone sich mit einem verschlüsselten WLAN verbinden will.

Wenn wir das WLAN am Weinstand verschlüsseln, können Sie das WLAN erst nutzen, nachdem Sie den Schlüssel erfragt haben, z.B. am Tresen. Wenn man diesen einen Schlüssel aber an zwei Personen übergibt, dann können diese beiden Personen die Kommunikation der jeweils anderen Person mitlesen. D.h. die Daten, die das Smartphone (in Ihren Händen) mit dem Router (im Weinstand) austauscht, werden für diese Strecke verschlüsselt und dafür wird der an Sie übergebene Schlüssel verwendet. Für die zweite Person gilt dies auch, und da sie beide den gleichen Schlüssel erhalten haben, werden die Daten des Smartphones der zweiten Person genauso verschlüsselt wie die Daten des Smartphones der ersten Person. Bei der letzten Aktion Wein-LAN waren fast 20 Personen im WLAN angemeldet. Bei einer Verschlüsselung des WLANs hätte jeder dieser Personen die Daten jeder anderen Person mitlesen können, also genauso wie bei einem unverschlüsselten WLAN.

Die Verschlüsselung des WLANs würde etwas bringen, wenn jeder Nutzer einen eigenen, von allen anderen verschiedenen Schlüssel benutzen würde. Sie müssten sich dann vor der Anmeldung am Tresen des Weinstandes einen Schlüssel abholen, dürften diesen nicht weitergeben und Sie müssten darauf vertrauen, daß die Person hinter dem Tresen mit diesem Ihrem Schlüssel keinen Unfug treibt. Sie sehen, das geht nur mit einem gewissen Aufwand und einer Portion Vertrauensvorschuß.


https

Aber es gibt einen Weg, wie Sie sicher kommunizieren können und dieser Weg heißt Verschlüsselung. Ja, doch, richtig, es geht über Verschlüsselung. Lassen Sie mich das bitte erklären: Schauen Sie sich einmal die Adresse einer Internetseite etwas genauer an. Diese Adressen beginnen mit den Buchstabenfolgen http oder https, die Details dazu habe ich in einem älteren Text hier auf dieser Seite schon einmal dargestellt (TLS) und möchte sie deshalb hier nicht mehr wiederholen; bitte lesen Sie den Sachverhalt auf der älteren Seite nach. Bei einer Seite, deren Adresse mit https beginnt, ist eine Verschlüsselung eingeschaltet, und zwar erhält jeder Besucher dieser Seite einen eigenen Schlüssel. Sofern zwei Person am Weinstand die gleiche Seite aufrufen, so kann trotzdem die erste Person die Seite der zweiten Person nicht lesen, da die Kommunikation einen anderen Schlüssel verwendet; das ist dann sicher.

Die meisten Seiten im Internet sind heute auf diesem Weg abgesichert, eine zusätzliche Sicherung durch die Verschlüsselung des WLANs am Weinstand ist somit unnötig. Trotzdem möchte ich Ihnen einen Rat geben: Tun Sie mit Ihrem Smartphone am Weinstand nichts, was Sie irgendwann einmal bereuen könnten.


VPN

VPN ist eine Abkürzung, die Langfassung dazu steht für Virtual Private Network. Praktisch bedeutet dies, daß Sie auf Ihrem Smartphone eine Software installieren müssen, die Ihre Internetdaten verschlüsselt und an einen anderen Server, häufig im Ausland, schickt, wo sie entschlüsselt und weitergeleitet werden. Somit ist die Verbindung zwischen Ihrem Smartphone und dem Router im Weinstand auf jeden Fall verschlüsselt, und zwar für jeden Anwender dieser Software mit einem eigenen Schlüssel. Es kann aber sein, daß die Nutzung einer solchen Software kostenpflichtig ist.

Mit einer solchen Software sind Sie auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Wundern Sie sich bitte nicht, welche Werbung Sie jetzt auf Ihrem Gerät sehen, denn im Internet sind Sie möglicherweise kein Deutscher mehr. Und lassen Sie sich nicht erzählen, daß die Nutzung dieser Software verboten ist. Fragen Sie einfach zurück, wo dies steht, wo man das Verbot nachlesen kann. Und die Stadt Wiesbaden bietet über ihre Tochter Witcom eine solche Lösung auch an, wenn auch nur für Großkunden.


Fazit

Sie können das WLAN am Weinstand nutzen, ganz nach Ihren Bedürfnissen. Und so wie Sie in der Öffentlichkeit (d.h. am Weinstand) Wein trinken und dabei gesehen werden, unternehmen Sie bitte im WLAN am Weinstand nur Dinge, die nicht geheim, peinlich oder sonst etwas sind.

Donnerstag, 28. September 2017

Glasfaser für den Hainweg ?


In meinem vorigen Text hatte ich mich mit einer entfernten Stadt beschäftigt, in diesem Text will ich hier in Wiesbaden bleiben: Hainweg ist ein Baugebiet, in dem einmal 2.000 Menschen wohnen werden. Und mich interessiert diese Frage: Wie werden die zu bauenden Wohnhäuser ans Internet angeschlossen? Wird die Anbindung in einer zukunftsorientierten Technologie (d.h. Glasfaser) oder in einer bewährten, alten Technologie (d.h. Kupferkabel) realisiert?

Aber vorher möchte ich Ihnen das Gebiet vorstellen, um das es in diesem Text geht: Baugebiet Hainweg in WI-Nordenstadt. In den Tageszeitungen wurde bereits darüber berichtet: "Ab Juni rollen die Bagger". Verantwortlich für die Planung und Koordination der Durchführung ist die Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden (SEG), die im Wohngebiet Hainweg Nordenstadt als Projektentwickler für die Stadt Wiesbaden tätig ist. Hier finden Sie die Vorstellungen der Stadt Wiesbaden zu Wohngebiet „Hainweg“ im Ortsbezirk Nordenstadt.

Neubaugebiet Hainweg in Wiesbaden-Nordenstadt
aufgenommen am 25. September 2017 gegen 15:30 Uhr


Anbindung ans Internet

Heute kann man Wohngebäude über prinzipiell zwei Techniken ans Internet anschließen: Per Funk oder1) per Kabel. Eine Lösung per Funk (Stichwort LTE) möchte ich hier nicht behandeln, denn eine solche Lösung kann man auch nachträglich realisieren. Dazu muß man einen (oder mehrere) Funkmasten aufstellen oder die Antennen auf einem Dach anbringen und diesen Standort dann per Kabel mit dem nächsten Internet-Knoten verbinden. Der Aufwand dafür ist nicht allzu groß, denn man muß nicht jede Straße in einem Gebiet aufgraben, um Kabel bis ins Haus hinein zu verlegen. Genau dies muß aber gemacht werden, wenn Leitungen bis in jedes Haus gelegt werden. Bei einem Neubaugebiet müssen aber alle Leitungen neu verlegt werden, also Gas, Wasser, Abwasser, Strom und eben auch Telefon (=Internet). Und so kann man die Anbindung ans Internet gleich richtig machen. Dazu bieten sich heute folgende Techniken an: Kupferkabel, Koaxialkabel, Glasfaser.


Warum Glasfaser ?

Und die vernünftige Technik ist Glasfaser.

Kupferkabel ist die Technik, mit der man bisher Telefonie realisiert hat, d.h. in jedem Haushalt gibt es irgendwo eine entsprechende Steckdose, an der das Telefon angeschlossen wird. Und über diese Telefonleitung wird auch eine Internetanbindung realisiert. Aber diese Technik ist ausgereizt, Geschwindigkeiten über 100 Millionen Bits pro Sekunde sind mit dieser Technik kaum zu erzielen. Deshalb scheidet diese Technik aus.

In der 80er Jahren wurden Kabel verlegt, über die die damals neu entstehenden privaten Fernsehkanäle in die Haushalte verteilt werden sollten. Damals standen Glasfaser und Koaxialkabel als Basismedium der Übertragung der Signale zur Auswahl, entschieden hat man sich für Koaxialkabel2). Vor etlichen Jahren wurde den Betreibern dieser Kabel erlaubt, in das Geschäft mit Telefonie und Internet einzusteigen, d.h. sie durften neben den Fernsehsignalen auch Telefonie und Internet über ihre Kabel leiten und für diese Dienste Kunden gewinnen.3). Über diese Technik wird heute üblicherweise eine Internetgeschwindigkeit von 120 Million Bits pro Sekunde realisiert, allerdings bieten die Betreiber auch schon 400 MBit/s an.

Zum Thema Glasfaser hatte ich in einem älteren Text auf diesem Blog bereits etwas geschrieben:

"Denn die Zukunft gehört dem Glasfaserkabel"

Dieser Aussage stammt aus dem Jahr 1982, ist also über 30 Jahre alt. Sie finden sie in diesem Artikel der Zeitschrift DER SPIEGEL Ausgabe 43/1982.

Und so schreibe ich jetzt, am Ende des Jahres 2015, diesen Text und will Sie überzeugen, daß wir Glasfaser brauchen.

Quelle: "Denn die Zukunft gehört dem Glasfaserkabel" vom 13.12.2015

Und nach dem heutigen Stand der Technik ist Glasfaser in der Lage, unsere Internet-Daten mit Geschwindigkeiten oberhalb 1 Milliarde Bits pro Sekunde (1 Gb/s) zu übertragen.

Vergraben sind aber überall Kupferkabel, in manchen Stellen, insbesondere in den Großstädten, auch Koaxialkabel. Wenn man jetzt überall die Strassen aufgräbt, die Kupferkabel herausholt und durch Glasfaserkabel ersetzt, dann wird dies teuer. Also sollte man dort anfangen, wo Straßen neu gebaut werden, also in einem Neubaugebiet, also im Hainweg in Nordenstadt. Denn nicht die Kabel sind der grosse Kostenblock einer solchen Aktion sondern die Bauarbeiten.


Was ist Glasfaser ?

Glasfasern sind dünne Fasern aus Glas, in denen das Licht quasi "gefangen" wird und sich nur innerhalb der Faser bewegen kann. Diese Fortpflanzung des Lichts geschieht mit hoher Geschwindigkeit (=Lichtgeschwindigkeit). In diesen Fasern können die Daten über grosse Entfernungen transportiert werden, da sie auf dem Weg praktisch nicht abgeschwächt werden. Man verwendet deshalb Glasfaser für die Verbindung der Kontinente, aber auch für die Verbindung der grossen deutschen Internetknoten untereinander. Eine einzelne Faser ist dabei dünner als ein einzelnes menschliches Haar.

Neben dem bereits angegebenen Link zu zu meinem älteren Text "Denn die Zukunft gehört dem Glasfaserkabel" möchte ich noch auf folgende Videos verweisen, in denen die Technik erläutert wird (das erste Video ist in Englisch):

wie funktioniert Datenübertragung per Glasfaser ?

Und im folgenden Video finden Sie die Begründung, warum das Glasfaserkabel bis ins Haus reichen muß:




Wo steht Deutschland in Sachen Glasfaser ?

Nachfolgend finden Sie eine Aufstellung, wieviel Prozent der Haushalte eines Landes an Glasfaser angeschlossen sind:


Sehen wir es mal positiv: Deutschland taucht in dieser Statistik überhaupt auf. Diese Statistik hatte ich schon einmal veröffentlicht, wenn auch mit einem älteren Stand4). Und in dieser älteren Statistik tauchte Deutschland nicht einmal auf; es hat sich somit etwas getan.

Aber in der hier abgebildeten Statistik taucht Deutschland auf dem vorletzten Platz auf, vor Österreich. Beides sind Länder, die von einer großen Koalition regiert werden (Stand: September 2017) - ob es daran liegt?


Hainweg

Der Hainweg ist ein Neubaugebiet, hier gibt es noch keine Häuser und keine Straßen, hier gibt es bisher nur Äcker (siehe die Bilder zu Beginn dieses Textes). Alles muß neu gemacht werden, damit hier in naher Zukunft Menschen leben und wohnen können. Und deshalb kann man es richtig machen, von Anfang an. Und in Sachen Internet heißt dies, daß man hier Glasfaser verlegen kann.

Auf Nachfrage teilt mir die SEG mit, daß dies auch geschehen soll. Die Firma Witcom in Wiesbaden, eine Tochter der ESWE Versorgungs AG, hat diese Aufgabe übernommen. Und Witcom wird dort Glasfaser verlegen (oder verlegen lassen).

Man wird sehen, ob und wie dies geschieht. Interessant ist natürlich die Frage, was die später einmal in diesem Gebiet wohnenden Bürger zahlen werden für den Internetanschluß und welche Leistungen sie dafür erhalten werden. Glasfaser haben und DSL-Geschwindigkeiten geboten bekommen, das macht keinen Sinn. Man wird dies verfolgen müssen.


Fazit

Das ist doch immerhin schon mal ein Anfang. Eigentlich hätte dies schon vor Jahrzehnten begonnen werden sollen, und eigentlich ist dies auch keine Großtat, es ist lediglich der Stand der Technik, aber ich will mal die Mäkelein lassen und mich freuen, daß überhaupt etwas geschieht.

Wiesbaden wächst und das bedeutet, daß weiterhin Wohnraum geschaffen werden muß. Auch in den nächsten Neubaugebieten muß Glasfaser gelegt werden5).

Damit wären die Neubaugebiete vernünftig angebunden, aber es gibt noch die vorhandene Bausubstanz. Wie kriegen wir diese Häuser angebunden an Glasfaser? Einen Weg dazu hat die SPD im Wahlprogramm für die Kommunalwahl 2016 vorgeschlagen:

9. Netzpolitik


Flächendeckende Breitbandversorgung
Unser Ziel ist die Möglichkeit der Anbindung an das Internet mit mind. 1GBit/s für Wirtschaftsunternehmen in Gewerbegebieten und die Möglichkeit der Anbindung mit mind. 100MBit/s für mind. 95% der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.
Mit der Zeit bedarf es einer stetigen Anpassung dieser Werte unter Berücksichtigung der technologischen Entwicklung. Für uns ist die Glasfasertechnologie aktuell die einzige zukunftsfähige Technologie. So streben wir an, zukünftig bei Tiefbauarbeiten die nötigen Glasfaserkabel oder Leerrohre gleich mit zu verlegen.

Quelle: Kommunalwahl in Wiesbaden 2016 bzw. im Kapitel 9 des Wahlprogramms:WAHL-PROGRAMM DER WIESBADENER SPD FÜR DIE AMTSZEIT 2016 – 2021.

Klingt gut, aber aus dem Stadtparlament ist mir keine derartige Initiative bekannt, von keiner Partei. Da hat sich die Stadtpolitik bisher nicht mit Ruhm bekleckert.




Anmerkungen:
1) Dies ist kein exklusives Oder, es kann auch über beide Wege realisiert werden.
2) Nach meiner bescheidenen Meinung war dies eine Fehlentscheidung der Politik.
3) Mein Internetanschluß läuft so.

Samstag, 16. September 2017

Internet-Paradies ?


Dieser Text handelt von Estland, genauer von Tallinn, der Hauptstadt dieses kleinen Landes am nördlichen Rand Europas, in dem ich meinen Urlaub verbracht habe. Aber dies ist kein Reiseblog, sondern das Thema dieses Blogs ist IT, und deshalb stell ich in diesem Text einmal dar, welche Erfahrungen ich mit Internet-Zugängen in Tallinn gemacht habe. Meine Darstellungen hier sind unsystematisch, nicht wissenschaftlich, sehr subjektiv, nicht verallgemeinerbar, aber genau so ist es mir ergangen. Und nein, ich bin auch nicht nach Tallinn geflogen, um einmal Internet zu erleben.

Entdecken Sie Tallinn


Erwartungen

Befragt man eine Suchmaschine zu diesen Schlagworten estland wlan, so findet man viele Artikel mit überaus positiven Darstellungen. Hier eine kleine Auswahl:

Die Meßlatte liegt also hoch, es soll alles besser sein als in Deutschland, viel besser. Ich lasse mich überraschen.


Gesetze

Es gibt viele Hinweise, daß in Estland der Zugang zum Internet ein Grundrecht sei: Die Verfassung garantiert ihren 1,4 Millionen Einwohnern den Zugang zum Internet.. Diese Aussage kann ich leider nicht verifizieren (hier finden Sie das Grundgesetz der Republik Estland), aber es gibt ein Gesetz, das allen Bürgern den Zugang zu Telekommunikations-Netzen gewährt, unabhängig von ihrem Wohnort: Right to access the Internet: the countries and the laws that proclaim it.

Die Meßlatte liegt weiterhin hoch. Ich beginne also meine Reise.


Hinflug

Meine Reise beginnt mit dem Flug nach Tallinn. Ich begebe mich also nach Frankfurt und sitze vor dem Gate, etwa eine Stunde vor dem Abflug. Da habe ich ja Zeit, ein wenig im Internet zu surfen, so etwas sollte es ja am großen Flughafen Frankfurt geben. Und siehe da, es gibt Internet:

WLAN am Flughafen Frankfurt
Übersicht über die
verfügbaren WLANs
registrieren oder anmelden hilft mir nicht weiter Danke, aber ich wollte ins Internet

Nach der Auswahl des WLANs rufe ich den Browser auf und wie in Deutschland üblich erscheint erst einmal die Seite eines Portals. Hier soll ich mich anmelden oder registrieren. Da ich mich hier noch nie angemeldet habe muß ich mich erst registrieren und somit gebe ich meine Mail-Adresse ein. Auf der folgenden Seite erhielt ich dann den Hinweis:


Ach so, der Betreiber des WLANs sendet mir eine Mail zu, die einen Link enthält, den ich doch bitte zur Bestätigung meiner Anmeldung anklicken soll. Danach könne ich selbstverständlich für eine gewisse Zeit im Internet surfen.

Hallo, wie mache ich dies? Ich sitze bei euch am Flughafen und meine Internetverbindung ist euer WLAN. Wie komme ich zu meiner Mail, wenn ich dazu ein Internet brauche und euer WLAN mich sperrt? Ich brauche einen Internet-Zugang, um einen Internet-Zugang erhalten zu können. Das ist der Stand in Deutschland, am Flughafen Frankfurt.

Ich habe dann ein wenig Musik gehört.


Hotel

In Tallinn gelandet begebe ich mich zum Hotel. An der Rezeption erhalte ich neben anderen Unterlagen unaufgefordert die Zugangsdaten zum WLAN, denn auf der Homepage des Hotels findet man folgenden Satz:
The von Stackelberg Hotel Tallinn has recently updated its WiFi internet connection.

Quelle: REASONS TO STAY AT THE VON STACKELBERG HOTEL TALLINN

Der Zugang ins Internet funktionierte ohne Probleme, es gab keine vorgeschaltete Seite und die Geschwindigkeit war immer >10 Mb/s.

Das sieht doch schon mal gut aus.


Tallinn

Danach begebe ich mich in das Zentrum von Tallinn und stelle fest, daß es in dieser Stadt sehr viele WLANs gibt.

WLAN-Gedränge in Tallinn

Auf den öffentlichen Plätzen gab es fast immer 25 - 30 aktive WLANs. Viele davon waren privater Natur und somit verschlüsselt, vernünftigerweise.

Aber auf den Bildern erkennen Sie ein beachtliches Gedränge. Die Funkfrequenzen sind genormt und diese Norm ist weltweit gültig. Für WLAN sind derzeit 13 nutzbare Frequenzen2) freigegeben und auf diesen 13 Frequenzen funken diese ca. 30 WLANs. Außerdem gibt es Überschneidungen, d.h. ein Kanal reicht in den Kanal links und rechts daneben hinein, so daß es noch enger wird. Vermutlich erklärt dies einige der schlechten Ergebnisse, die ich gleich darstellen werde.

Öffentliches Wifi

Die Stadt Tallinn betreibt mehrere WLAN-Hotspots, die den Namen TallinWifi haben. Anmeldung am Hotspot ist einfach, es erscheint nur ein Hinweis, daß dies ein ungesicherter Zugang ist.

Öffentliches WLAN in Tallinn
Übersicht über die
verfügbaren WLANs
Hinweis:
dieses WLAN ist unsicher

Die Geschwindigkeit des Zugangs war allerdings eher gemächlich, was neben dem bereits genannten Grund auch an der Anzahl in diesem WLAN aktiver Smartphones liegen kann.

Restaurants und Cafés

Viele Cafés und Restaurants bieten WLAN an, manchmal findet man aussen einen Hinweis:

Hier gibt es WLAN Übersicht über die
verfügbaren WLANs

Meistens gibt es keinen Hinweis auf das angebotene WLAN, da dies eine Selbstverständlichkeit ist. Die Anmeldung am WLAN ist häufig recht einfach, aber manche Restaurants wollten eine Anmeldung per Facebook; einmal sollte ich erst einer Facebook-Gruppe beitreten bevor ich das WLAN nutzen konnte, wieder andere wollten mich mit Werbung überschütten. Ich fand das alles nicht schön und habe solch ein WLAN nicht verwendet.

Und die Geschwindigkeit der angebotenen WLANs war häufig schlecht. Einige Beispiele zur Geschwindigkeit von WLANs in manchen Restaurants:

Geschwindigkeit des WLANs in einigen Restaurants

Das ist kaum brauchbar.

Einkaufszentren

In den Einkaufszentren der Stadt gibt es natürlich WLAN. Manche der Geschäft darin bieten WLAN an, aber auch der Betreiber offeriert dies. Hier ein Beispiel aus dem Viru Keskus Shopping Centre:


Museen

Tallinn hat eine reiche Geschichte, die sich über viele Jahrhunderte erstreckt. Entsprechend kann die Stadt in vielen Museen Zeugnisse aus ihrer Vergangenheit präsentieren. Und natürlich haben viele der Museen auch WLAN. Hier einmal zwei Beispiele:

WLAN in Museen
Estnisches Freilichtmuseum Estonian Maritime Museum


Sightseeing-Busse

Viele Städte bieten Rundreisen durch das Stadtgebiet per Bus an, so auch Tallinn: Tallinn City Tour. Und natürlich gibt es im Bus WLAN, wie Sie auf dem Bild erkennen können So meldete sich das WLAN im Bus:

Hop On Hop Off-Busse
Hinweis auf WLAN Übersicht über die
verfügbaren WLANs

Dieses WLAN bot eine brauchbare Geschwindigkeit.


SIM-Karte

Es ist somit an der Zeit, eine lokale SIM-Karte zu kaufen und diese Lösung auszuprobieren. Und da mein Smartphone 2 SIM-Karten bedienen kann, kann ich ja meine SIM-Karte aus Deutschland behalten und bin somit unter meiner alten Telefonnummer erreichbar. Die zweite SIM-Karte nehme ich dann für den Internetzugang.

In einem Einkaufszentrum in Tallinn fand ich einen Shop von Tele2, einem lokalen Provider. Dort wollte ich eine SIM-Karte kaufen, was aber in diesem Shop leider nicht möglich war. Man verwies mich an R-kisok, gleich um die Ecke, wo ich auch eine SIM-Karte erwerben konnte. Für einen Betrag von 3,50 € erhielt ich einen reinen Internetzugang für 7 Tage mit einem Datenvolumen von 5 GB und das Prepaid (von diesen Preisen können wir in Deutschland nur träumen). Diese SIM-Karte ist nur in Estland verwendbar, EU-weites Roaming wird nicht unterstützt. Laut Aufdruck auf der Verpackung kann ich mit Geschwindigkeiten von bis zu 375 Mb/s (down) bzw. 50 Mb/s (up) ins Internet gehen. Und sollten mir die 5 GB Datenvolumen nicht reichen, so kann ich auch für einen Zeitraum 30 Tagen ein Datenvolumne von 15 GB hinzubuchen - für einen Preis von 9,50 €3). Und wem das immer noch nicht reicht, der kann auch ein Datenvolumen von 30 GB hinzubuchen, für einen Preis von 15 €. Das sind Preise, und das alles für eine Prepaid-Verbindung. Davon werden wir in Deutschland noch lange träumen.

Soweit bin ich zufrieden, mein Smartphone kommt ins Internet. Um nun aber mit meinem Tablet ins Internet zu gehen musste ich am Smartphone (dort steckte die SIM-Karte) die Hotspot-Funktion aktivieren4). Durch diesen Schritt wurde das Smartphone zum mobilen Hotspot und baute eine WLAN-Netz auf, mit dem sich das Tablet verband. Problem gelöst.

Und so stellte sich das dann auf meinem Tablet dar:


Diese Werte sind zwar weit entfernt von den (theoretischen) Werten auf der Verpackung, aber damit kann ich gut leben.

Und am Ende meiner Reise stellte ich fest, daß ich von den 5 GB nur etwa 750 MB verbraucht habe, also etwa 15% des gekauften Datenvolumens.


Warum Internet im Urlaub ?

Ich habe mir in Tallinn das Lennusadam-Museum angesehen. Dort war u.a. ein U-Boot aus dem Jahre 1936 ausgestellt, das man sich auch von innen ansehen konnte5). Nachdem ich alles im Museum gesehen hatte ging ich wieder auf die Strasse und wollte mit dem Bus zurückfahren, aber der Bus war gerade abgefahren und der nächste Bus fuhr erst in 30 Minuten. Also ging ich zurück ins Museum, habe mir einen Capuccino geholt, das Tablet ausgepackt, dieses sich mit dem lokalen WLAN des Musuems verbinden lassen und habe dann ein wenig auf einer Boulevard-Seite und einer Nachrichten-Seite gelesen. Den nächsten Bus habe ich dann genommen.

Früher gab es noch kein Internet und die Menschen fuhren trotzdem und gerne in Urlaub. Aber früher hatte man eine Tageszeitung abonniert, und der Verlag bot einem an, sofern man im Urlaub eine feste Adresse hatte, für den Zeitraum des Urlaubs die abonnierte Zeitung an diese Adresse zu liefern. Also, früher war man auch im Urlaub mit seinem 'zu Hause' verbunden.


Tallinn-Card

Tallinn bietet seinen Besuchern auch verbilligten Eintritt in Museen, kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel usw. an: die Tallinn-Card. Diese hat die Größe und Form einer Kreditkarte, auf der Rückseite wird mit einem Filzstift notiert, wie lange sie gilt (bei mir: 3 Tage), daß sie für einen Erwachsenen gilt und welches das Kaufdatum war. Bei einer Nutzung dieser Karte, z.B. an der Kasse eines Museums, wird die Karte unter ein Smartphone gehalten, auf dem ein entsprechendes Programm (eine App) läuft. Diese App liest einen Code von der Karte und sendet diesen per Internet an einen zentralen Server, der die Gültigkeit der Karte an das Smartphone zurücksendet, und so erhielt ich kostenfrei meine Eintrittskarte. Und bei der ersten Nutzung der Karte wird diese auch gleich aktiviert. In Tallinn nutzt man halt die vorhandene Technik des Internets.


Besucher

Tallinn hat etwa 400.000 Einwohner und empfängt etwa 9.000.000 Besucher im Jahr. Einer davon war ich, aber ich war natürlich nicht allein in Tallinn. Auch Frank-Walter Steinmeier war in seiner Eigenschaft als Bundespräsident in Tallinn. Hier ein Bild von unserer Begegnung:


Wie Sie sehen, sehen Sie ihn nicht, allerdings sehen Sie 2 Bodyguards, wobei die Frau auf dem Bild mich gerade aus dem Weg schubst.


Experimente

Tallinn ist innovativ und experimentierte zum Zeitpunkt meines Besuches mit Bussen. In Tallinn findet man die üblichen Busse, zusätzlich aber auch Busse mit Oberleitungen und auch Straßenbahnen. Zum Zeitpunkt meines Besuches gab es auch eine Teststrecke mit autonom fahrenden Bussen:

Tallinn experimentiert mit Bussen

Zwei dieser kleinen Busse waren im Einsatz. Sie bewegten sich auf einer regulären, aber abgesperrten Strasse recht langsam vorwärts, wobei man eine Strecke von etwa 700 m als Teststrecke verwendete. Innen saß ein Mann, der fleissig die auftretenden Ereignisse mitschrieb und zur Not auch hätte eingreifen können, eben ein Experiment.


Rückflug

Auf dem Flughafen Tallinn hatte ich wieder Zeit bis zum Abflug. Also die Gelegenheit genutzt, das Tablet eingeschaltet und geschaut: Siehe da, es gibt WLAN, natürlich:

WLAN am Flughafen Tallinn

Das WLAN war brauchbar, auch die Geschwindigkeit war akzeptabel. Und man brauchte keine Anmeldung, Bestätigung oder sonstwas. Einfach auswählen, Bedingungen akzeptieren und lossurfen. Hallo Frankfurt, so geht das auch.


Fazit

Die Erwartungen in Sachen WLAN speziell und IT allgemein waren hoch und sie wurden so nicht erfüllt: Estland ist kein Paradies in Sachen öffentliches WLAN. Allerdings ist vieles besser als in Deutschland, was beim aktuellen Stand in Deutschland aber auch nicht allzu schwierig ist. Und bitte vergleichen Sie Tallinn nicht mit Wiesbaden, das wäre unfair.

Estland ist ein Pionier bei der Digitalisierung und bei Projekten zum E-Government. Das hat der Bundesaußenminister nun anerkannt und sich erinnert, wie rückschrittlich ihm Deutschland bei einer Vorstellung von "E-Estonia" vorgekommen war.

"Ich muss zugeben, dass wir Deutschen uns dabei ein bisschen wie ein Entwicklungsland gefühlt haben", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Tallinn...

Quelle: Gabriel: Deutschland bei Digitalisierung "wie ein Entwicklungsland"

Man unterteilt diese Welt in 1. Welt, 2. Welt und 3. Welt. Unter der 1. Welt versteht man die hochentwickelten Industrieländer, unter der 3. Welt die Entwicklungsländer. Und unter der 2. Welt versteht man jene Länder, die irgendwie zwischen 1. und 3. Welt liegen. Ich möchte nicht soweit gehen wie Bundesaußenminister Gabriel, aber in Sachen Digitalisierung ist Estland sicherlich 1. Welt und Deutschland zähle ich zur 2. Welt.




Anmerkungen:
1) Im Text finden Sie eine Liste mit Ländern. In dieser Aufstellung werden Sie Deutschland nicht finden
2) In den USA ist ein 14. Kanal erlaubt.
3) Vor mir liegt ein Angebot für einen Internet-Zugang (Prepaid): 1,75 GB für 9,99 €, d.h. in Deutschland kostet es 9x so viel.
4) Mein Smartphone verwendet Android in der Version 6.0. Auf diesem Weg komme ich zum mobilen Hotspot: Einstellung -> Mehr -> Tethering & mobiler Hotspot ->WLAN-Hotspot -> einschalten. Danach WLAN-Hotspot einrichten: Namen meines WLAN-Netzes vergeben und die Anzahl Nutzer auf 1 Benutzer beschränken (so habe ich das gemacht, zur Sicherheit). Fertig.
5) Dabei habe ich festgestellt, daß ich mit meiner Körperlänge ungeeignet für einen Einsatz auf diesem U-Boot war, glücklicherweise.