Sonntag, 20. Oktober 2024

1 Jahr Balkonkraftwerk


Mein Balkonkraftwerk steht seit über einem Jahr auf dem Dach der Garage. Somit ist es an der Zeit Bilanz zu ziehen:

  • Wieviel Strom haben die Solarpanele erzeugt?
  • Wieviel Geld habe ich gewonnen/gespart?
  • Welche Probleme gibt es allgemein mit Solarpanelen?

Technik

Kurz eine Darstellung meiner Anlage1):

  • Modell: yuma, 2 Solarpanele, die max. 800 Watt liefern, eingeschränkt auf max. 600 Watt durch den Wechselrichter (laut gesetzlicher Vorgabe)
  • + Wielandstecker, Kabel etc.
  • = Kosten ca. 850€ (Umsatzsteuer-frei)
  • + die Kosten für die Abnahme durch einen Elektriker.
  • + Kosten für Befestigungsmaterial
  • + Kosten für die Überwachung (zusammen vlt. 15€)
  • = Gesamtkosten knapp über 1.000 €

Der Aufbau erfolgte in eigener Hand auf dem Dach der Garage, mit Unterstützung durch einen Elektriker (z.B. für das Kabel vom Sicherungskasten bis zur Garage, Einbau und Anschluß einer Wielandsteckdose usw.). Zusätzlich gab es noch eine Abnahme durch einen Elektromeister, um die Auflagen der Stadt Wiesbaden zu erfüllen. Dafür erhielt ich von der Stadt Wiesbaden einen Zuschuss von 300€ für diese Anlage, wobei man sich bei solchen Anträgen in Geduld üben kann. Und natürlich wurde mein Antrag erst einmal abgelehnt.... aber dann kam das Geld irgendwann doch.

Die Realisierung der Überwachung des Wechselrichters lesen Sie bitte in meinem Text Strom-Ernte nach. Meine Überwachung holt von 5 Uhr morgens bis 22 Uhr in der Nacht in jeder Minute einen Datensatz vom Wechselrichter. In diesem Datensatz findet man alle relevanten Daten zum Wechselrichter. Einmal pro Minute in diesem Zeitraum, dies macht pro Tag etwa 1.000 Datensätze, für ein Jahr also mehr als 350.000 Datenwerte. Und diese Datenflut habe ich ausgewertet.


Auswertung

Lange Rede kurzer Sinn, hier sind die Zahlen:

  • die Anlage erzeugte ca. 500 kWh Strom über den Zeitraum von 12 Monaten
  • davon wurden ca. 360 kWh im Haus verbraucht, d.h. diese Strommenge wurde nicht vom Stromlieferanten bezogen
  • somit wurden ca. 140 kWh an den lokalen Stromlieferanten "gespendet"

Fast 30% des von der Anlage erzeugten Stroms gingen als Spende an den Stromlieferanten. Hmmm.

Im November erhalte ich die Abrechnung vom Stromlieferanten (ESWE Versorgung). Diese Rechnung müsste dann um 360kWh niedriger ausfallen, entsprechend auch der geforderte Geldbetrag. Wie sagte bereits der Kaiser: schau mer mal.


$> sudo apt-get install coffee

Etwas detailliertere Anmerkungen zu diesem Jahr Balkonkraftwerk möchte ich aber doch noch machen. Und darstellen möchte dies an meinem Kaffee-Konsum. Denn als Software-Entwickler bin ich ja blos eine Maschine, die Kaffee in laufende Programme umwandelt.

mal hoch, mal niedrig

Die Stromproduktion eines Solarpanels schwankt z.T. heftig. Für den 13. August 2023 lieferte meine Anlage in der Zeit vom 15:00 bis 16:00 Uhr folgende Werte2):


Bitte beachten Sie den kurzen Einbruch des Ertrags um 15:16 Uhr und die Spitze um 15:32 Uhr. Die Anlage lieferte keinen stabilen Ertrag. Was macht man bei solchen Schwankungen? Entweder man gleicht sie aus, d.h. man bezieht zusätzlich Strom aus einer anderen Quelle, um die Schwankungen abzufedern. Oder man kann eine Maschine nicht einsetzen, die solche Schwankungen nicht verträgt. Meiner Kaffeemaschine macht so etwas nicht so viel aus, aber meine Computer mögen solche Schwankungen nicht. In meinem Fall beziehe ich zusätzlich noch Strom vom lokalen Energieversorger (=ESWE Versorgung).

Kaffee am Morgen

Frühmorgens brauche ich meinen Kaffee, um in die Gänge zu kommen. Kann ich meinen Kaffee mit Strom der Solarpanels kochen?
Schauen wir uns mal den Ertrag der Solarpanels über den gesamten Tag an 3):


Diese Kurve wurde errechnet aus den Werten für jede Minute an jedem Tag im Juli 2023, gemittelt. Und um 9 Uhr sollte ich eigentlich schon aktiv sein, aber die Solarpanels liefern um diese Uhrzeit nur ca. 50 W. Nun braucht meine Kaffeemaschine aber bis zu 1.000 Watt, sie fordert also wesentlich mehr an Strom als die Solarpanels liefern. Das wird also nichts mit dem Solar-Kaffee.

Fernseher am Abend

Auch am Abend, wenn Sie gemütlich vor dem Fernseher sitzen möchten, liefert die Anlage zu wenig Strom. Mein Fernseher will 200 W haben, die Anlage lieferte aber im Juli 2023 gegen 20 Uhr im Mittel nur 50 W. Und da dies ein Mittelwert ist, kann es an manchen Tagen mehr, aber auch weniger Strom sein.


Verteilung über das Jahr

So sehen die Summenwerte für jeden einzelnen Monat dieser 12 Monate aus:


Im Juni und Juli kann ich vielleicht noch manch eine Maschine über den Strom der Solarpanelen betreiben, im Dezember und Januar geht dies nicht mehr. Soll ich vielleicht Winterschlaf halten?


Speicher

Eine Lösung für solche Probleme könnte ein Speicher sein. Produziert meine Anlage mehr Strom als ich aktuell benötige, so wird der überschüssige Strom in meinem Speicher gespeichert. Bei Bedarf, d.h. die Anlage produziert weniger Strom als ich im Haushalt benötige, liefert dieser Speicher den Strom, bis auch der Speicher leer ist, danach würde ich wieder Strom aus dem Netz beziehen. Ist dies eine Lösung? In meinem Fall nicht, denn meine Anlage hat ca. 140 kWh Strom "gespendet". Diese Menge könnte ich in den Speicher stecken und bei Bedarf abrufen. Nun rechnen Sie bitte mal, was eine Kilowattstunde Strom kostet, welchen Betrag somit diese 140 kWh ergeben. Bei den heutigen Preisen für Speicher lohnt sich das nicht.


Import/Export

Strom wird als Ware gehandelt, d.h. es findet ein Austausch zwischen den europäischen Ländern statt. Wer zuviel Strom hat, versucht diesen an ein Land zu verkaufen, das zu wenig Strom hat. Dafür fließt natürlich Geld. Im Internet gibt es etliche Seiten, auf denen man sich dies ansehen kann, welche Länder Strom exportieren bzw. importieren. Ich möchte nur 2 Beispiele solcher Internetseiten nennen:

Electricity Maps

Auf dieser Internet-Seite sieht man die Quellen unseres Strom, also Solar, Windkraft, Pumpspeicher, Kohle usw. Ausserdem sieht man, wieviel Strom Deutschland mit anderen Ländern austauscht, also aus welchem Land Strom bezogen wird (Import) und an welches Land Strom verkauft wird (Export). Und man sieht, wie die Preise bei diesem Stromhandel schwanken. Hier ein Beispiel von dieser Seite für den 10. Oktober 2024:


Sie erkennen an diesem Bild, daß wir fast den gesamten Tag von der Stromproduktion im Ausland abhängig waren, denn wir haben lediglich am Vormittag etwas Strom verkauft (rechter Teil der Grafik).

Analysen zur Stromversorgung Deutschlands

Diese Internetseite nutzt die Daten der Bundesnetzagentur und stellt viele Tools zur Analyse zur Verfügung. Hier ein Beispiel von dieser Seite zu Import und Export von Strom, bezogen auf den Zeitraum vom 1.1.2023 bis zum 6.10.2024:


Deutschland hat die letzten Atomkraftwerke im April 2023 abgeschaltet und importiert seit dieser Zeit Strom aus dem Ausland, von ganz wenigen Stunden abgesehen.



Fazit

Würde ich mir ein solches Balkonkraftwerk erneut kaufen? Ja, würde ich. Mittlerweile sind die Balkonkraftwerke wesentlich preiswerter geworden, so daß sie sich für mich als Privatperson schneller rechnen, und dies auch ohne einen Zuschuss der Stadt Wiesbaden.

Auf der gesellschaftlichen Ebene gibt es eine Menge Probleme mit Photovoltaik, bedingt u.a. durch die fehlenden Speicher. Aber worüber schreibe ich hier, wir fördern Photovoltaik doch erst seit 25 Jahren. Es braucht halt seine Zeit, bis die Realität ihren Weg in die Köpfe unserer Politiker gefunden hat.


Home-Trainer

Sport soll ja gesund sein, so sagt man. Wie wäre es mit einer Runde Radfahren auf einem Home-Trainer?

In der öffentlichen Diskussion gibt es Stimmen, die eine Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen anpreisen. So sah einer dieser Vorschläge einmal aus, wenn mal keine Sonne scheint:


Diese Darstellung stammt von KugelZwei, einer Tochter des Westdeutschen Rundfunks.

Möchten Sie beim fernsehen noch auf dem Heimtrainer sitzen und strampeln? Haben Sie auf einem solchen Gerät über einen längeren Zeitraum 200W gestrampelt? Für mich ist dies keine Lösung.


Anmerkungen:
1) eine ausführliche Darstellung finden Sie hier: Strom-Ernte
2) das Bild habe ich diesem Beitrag entnommen: Strom-Ernte im August
3) dieses Bild finden Sie in diesem Beitrag: Strom-Ernte

Montag, 23. September 2024

"die Gans, die goldene Eier legt ..."

In Erbenheim gibt es den Makerspace. Und innerhalb des Makerspaces gibt es den IT-Stammtisch, zu dem sich einmal im Monat Leute treffen, um Ideen auszutauschen. Daneben gibt es in den Räumen des Makerspaces noch viele weitere Aktivitäten, die Details dazu finden Sie auf der Seite des Makerspaces.

Im Rahmen des IT-Stammtisches habe ich einen Vortrag gehalten:


Thema meines Vortrages war die Enigma, eine Maschine zur Ver- und Entschlüsselung von Text, eingesetzt vom deutschen Militär ab etwa 1930. So sah diese Maschine aus:

siehe Wikipedia: Enigma (Maschine) Chiffriermaschine der Wehrmacht

Die Maschine galt als nicht knackbar, d.h. ein damit verschlüsselter Text galt nach Meinung der Experten als nicht lesbar. Die Zahl der möglichen Einstellungen dieser Maschine (somit die Zahl der möglichen Schlüssel) war eine 1 gefolgt von 20 (in Worten: zwanzig) Nullen. Selbst heutige Computer hätten mit dieser Zahl noch so ihre Probleme.

So sah ein damit verschlüsselter Text aus:

siehe Wikipedia: Enigma (Maschine) Chiffriermaschine der Wehrmacht

Aber in Polen gab es eine Abteilung beim Militär, die 3 Mathematiker an diese Aufgabe gesetzt haben und die dabei erfolgreich waren. Und diese Geschichte habe ich vorgetragen.

Sie finden die Folien zu meinem Vortrag hier: Enigma-Vortrag. Die Folien wurden mit Impress erstellt, der Präsentations-Komponente in LibreOffice. Sie finden den Vortrag in der Datei Enigma.odp (Version für Impress/Libre Office) und in Enigma.pptx (Version für Microsoft PowerPoint). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Datei ist frei verfügbar.

Im Jahre 1932 haben die 3 polnischen Mathematiker die Enigma geknackt und ab Januar 1933 konnte die polnische Seite die Meldungen des deutschen Militärs mitlesen, zumindest die meisten. Änderungen an der Enigma von der deutschen Seite warfen die polnischen Bemühungen zwar zurück, wurden aber nach wenigen Wochen gelöst. Im Jahre 1939 war erkennbar, daß es auf einen Krieg hinausläuft. Somit wurden im Juli 1939 die polnischen Bemühungen und Ergebnisse an französische und britische Kryptologen übergeben. Diese Arbeiten der polnischen Mathematiker bildeten dann die Grundlage für die Arbeit in Bletchley Park. Aber das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht später mal erzählen werde.


IT-Stammtisch

Der nächste IT-Stammtische findet Anfang Oktober statt. Thema als auch Termin stehen jetzt und hier noch nicht fest, werden aber sicherlich hier angekündigt.

Freitag, 19. Januar 2024

"mit der Beratung zu beginnen, wenn der Zuwendungsbescheid vorliegt."


Klima ist ein In-Thema. Alle reden davon, die Politik will sich daran ausrichten. Manchmal werden sogar Strassen gesperrt, um für eine bestimmte Klimapolitik zu werben (höflich ausgedrückt).

Gebäude spielen bei dieser Argumentation eine grosse Rolle. Hier kann ein wesentlicher Anteil an CO2 eingespart werden:

Gebäude haben einen wesentlichen Anteil am Gesamtenergiebedarf und an den Treibhausgasemissionen in Deutschland. Den Energiebedarf von Gebäuden zu verringern, ist nicht nur ein Schwerpunkt deutscher Klimaschutzpolitik, sondern liegt ebenso im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger, die von geringeren Betriebskosten profitieren.

Energiesparen ist der einfachste und schnellste Weg, das ⁠Klima⁠ zu schützen und den Geldbeutel zu schonen. Investitionen rechnen sich durch die entfallenden Energiekosten. Das trifft auch auf Gebäude zu. Der Betrieb der Gebäude verursacht in Deutschland etwa 35 Prozent des Endenergieverbrauchs und etwa 30 Prozent der CO2-Emissionen.

Quelle: Energiesparende Gebäude auf der Seite des Umweltbundesamtes

Um diese Maßnahmen voranzubringen hat die Bundesregierung eine Förderung für die Durchführung einer Beratung zugesagt. Diese Förderung wird verwaltet vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Zu diesem Thema sagt dieses Amt:


Zu einer solchen Energieberatung kann man einen Zuschuss bei diesem Amt beantragen. Auch dazu möchte ich wieder die BAFA zitieren:


Also sucht man einen entsprechend zertifizierten Energieberater, danach stellt man den Antrag bei der BAFA. Die entsprechenden Unterlagen scannt man und lädt sie auf den Server der BAFA hoch, denn die BAFA akzeptiert keine schriftlichen Unterlagen mehr. Sofern alles funktioniert, erhält man eine Mail mit einer Bestätigung und einer Vorgangsnummer. Zum weiteren Vorgehen soll man nicht nachfragen, weder per Telefon, per Brief, per Mail oder gar per FAX. Alles geht jetzt seinen Gang.

Zwecks Prüfung des Standes der Bearbeitung des eigenen Antrags gibt es eine Internetseite, über die man nachfragen kann, denn "Es wird daher empfohlen, erst dann mit der Beratung zu beginnen, wenn der Zuwendungsbescheid vorliegt".

Prüft man den Stand des eigenen Antrags nach, landet man auf dieser Seite, die folgendes erklärt:


Sie sehen, Anfragen zu Anträgen zum Thema Energieberatung sind nicht möglich, werden vom System nicht akzeptiert.

Wie gehen Sie jetzt weiter vor in der möglichen Beratung zur Sanierung eines Hauses? Die Antwort ist einfach: gar nicht. Sie warten weiter, denn eigene Schritte sind Ihr Risiko.


Datenbank

Eigentlich ist diese Anfrage eine einfache Sache. Der Antrag mit allen Scans wird von der BAFA in einer Datenbank gespeichert. Mit jedem Bearbeitungsschritt kommen in der Datenbank weitere Daten dazu, die alle intern sind. Bei einer Anfrage nach dem Stand der Bearbeitung durch Sie wird von Ihrem Computer eine Anfrage an einen Computer der BAFA geschickt. Dieser Server sendet dann eine Anfrage an die Datenbank, die die entsprechenden Daten herauszieht, natürlich nur für die Daten, die Sie sehen dürfen. Diese Daten werden dann aufbereitet und dadurch in eine präsentable Form gebracht, die der Computer der BAFA an Ihren Computer schickt. Dort präsentiert Ihnen Ihr Computer dann die Daten.

Das ist alles ganz einfach, völlig normal. Und das geht auch schnell, denn solch eine Datenbankabfrage dauert weniger als eine Sekunde. Sollte sie wesentlich länger dauern, dann machen die Softwareentwickler auf der Seite der BAFA etwas falsch.

An dieser Aktion ist kein Mitarbeiter der BAFA beteiligt, dies wird alles von der Software erledigt. Eine Überlastung der Computer durch zu viele gleichzeitige Anfragen ist zwar möglich, aber eher unwahrscheinlich. Und das kann man vorher testen und man kann die Systeme entsprechend auslegen.

Solche Anfragen an Datenbanken habe ich mehrfach geschrieben, das ist Standard, für einen Softwareentwickler ist das ein langweiliger Job.


Elektromobilität

Mit diesem Amt habe ich eigene Erfahrungen, denn ich fahre ein Elektroauto. Zu diesem Auto gab es von der Bundesregierung einen Zuschuss, warum auch immer. Auch diesen Zuschuss musste ich bei der BAFA beantragen, Papiere scannen, hochladen usw. Die BAFA bestätigte mir dann per Mail, daß ein Antrag von mir eingegangen sei. Nach etwa 3 Wochen wollte ich dann den Stand der Bearbeitung abfragen und ging auf die entsprechende Internetseite der BAFA. Nach Eingabe der geforderten Daten erhielt ich den Hinweis, daß der Antrag nicht bekannt sei. Dabei hatte mir das Amt doch per Mail bestätigt, daß mein Antrag eingegangen sei und bearbeitet würde.

Nach längerem Hin und Her und mit der Hilfe eines Rechtsanwaltes erklärte das Amt, daß die gescannten Dokumente unleserlich seien. In der Tat war bei einem Scan ein technischer Fehler aufgetreten, der sich durch Eingabe eines Vergrösserungsfaktors beheben ließ. Also einfach am Computer eingeben: Vergrösserung 400%, und man konnte alles klar und deutlich sehen, aber das war wohl zuviel verlangt. Ausserdem meinte die BAFA, daß sie mich per Brief auf die Ablehnung hingewiesen habe, doch ein solcher Brief hat mich nie erreicht. Eine Mail können sie wohl nicht schicken. Naja.

Am Ende habe ich das Geld erhalten und davon erst einmal meine Rechtsanwältin bezahlt.

Bei diesem Amt sollte man immer nachfragen, wie der aktuelle Stand der Bearbeitung eines Antrages ist.


Fazit

Um auf die Förderung der Energieberatung zurückzukommen: Einen Antrag auf Förderung einer Energieberatung kann man stellen, den Stand der Bearbeitung kann man nicht abfragen.

So ist das mit der Digitalisierung in Deutschland. Und mit der Einsparung von Energie und CO2 geht es so auch nicht voran.

Freitag, 5. Januar 2024

"Wir benötigen Ihr Passwort"


Passwörter gehören heute zum täglichen Leben. Sie sichern den Zugang zu privaten oder geschäftlichen Daten ab. Eine Eigenschaft von Passwörtern ist, daß sie nur dem Eigentümer, nicht aber allen Anderen bekannt sind. Und diese (wichtige!) Eigenschaft gefällt nicht jedem, und so versucht man, diese Eigenschaft aufzuheben. Den Satz "Wir benötigen Ihr Passwort" fand ich auf einer Internetseite, und dies war keine von Kriminellen gebaute Seite.


Deutschlandticket

Ich wollte ein Deutschlandticket kaufen, also dieses hier:


Von dieser Seite aus kann man das Deutschlandticket kaufen, indem man auf "Jetzt buchen" klickt. Danach kommen einige Hinweise bevor man zur Eingabe der persönlichen Daten kommt. Dann gebe ich die IBAN ein und erkläre mich mit einer Abbuchung (Lastschrift) von diesem Konto einverstanden. Nach einer Präsentation meiner Eingaben und einigen juristischen Dingen kommt dieser Hinweis:


Als Erläuterung und zur Begründung gab es folgende Hinweise auf der gleichen Seite:


Bitte beachten Sie den folgenden Text: "Die Bestätigung dient Ihrer und unserer Sicherheit und erhöht den Schutz vor Datenmissbrauch."

Jeder kann so etwas schreiben, aber das Gegenteil dieser Aussage ist richtig. Dieser Vorgang erhöht nicht meine Sicherheit, und es schützt auch nicht vor Datenmißbrauch.

Denn das ist der nächste Schritt:


Ich möchte Sie auf folgenden Satz hinweisen: "Mit Klick auf den Weiter-Button willige ich ausdrücklich ein, dass meine IBAN, Vor- und Nachname und meine E-Mail-Adresse an die Tink Germany GmbH, Gottfried-Keller-Str. 33, 81245 München, übermittelt werden, um mit dem Online-Banking-Login meinen personalisierten Kontozugriff zu bestätigen.". Der personalisierte Kontozugriff ist ein Zugriff auf mein Konto unter Verwendung der Zugangsnummer und meines Passwortes. Um exakt diesen Zugriff geht es: Tink greift auf mein Konto zu und ich soll sagen, daß dieser Zugriff von mir stammt..

Und weiter geht es:


Mein Bankkonto ist bei der HypoVereinsbank, aber das ist eine andere Geschichte. Die Internetadresse dieser Seite ist aber keine Adresse der HypoVereinsbank.

Auf dieser Seite soll ich die Zugangsdaten für mein Bankkonto eingeben, also die Banking Nummer und das zugehörige Passwort. Dabei stammt diese Seite weder von der HypoVereinsbank noch von der Deutschen Bank (und auch die Deutsche Bahn geht mein Passwort für mein Konto schon mal gar nichts an).

Bitte beachten Sie auch folgenden Satz auf dieser Seite: "Ich akzeptiere die Nutzungsbedingungen der Tink Germany GmbH und willige in die Verarbeitung meiner personenbezogenen Daten durch Tink Germany zum Zweck der Erbringung des Kontoinformationsdienstes ein". Ich darf also erklären, daß die Deutsche Bahn bzw. die Tink Germany GmbH diese Zugriffsdaten von mir erhalten haben und ich mit dieser Übermittlung einverstanden bin.

Danach erfolgt ein Zugriff auf mein Bankkonto und die Bestellung des Deutschlandtickets konnte abgeschlossen werden. Nun gibt es eine 2-Faktor-Authentisierung1), d.h. auf meinem Handy tauchte in der Bank-App die Frage auf, ob ich diesen Zugriff erlauben würde. Und da ich dieses Deutschlandticket kaufen will, gestatte ich den Zugriff auf mein Bankkonto durch die Firma Tink Germany GmbH. Damit haben sie noch nicht das Geld für das Ticket, dies erfordert einen weiteren Zugriff auf mein Konto, die Lastschrift, die dann auch etwas später erfolgte. Jetzt hat die Deutsche Bahn die 49€ von meinem Konto auf ihr Konto übertragen. Etwas später erhielt ich eine Mail der Deutschen Bahn mit einer Bestätigung des Kaufs des Tickets. Nun brauchte ich nur noch auf dem Handy in der DB App die Abonummer eintragen und erhielt den QR-Code des Deutschlandtickets.



Passwörter

Passwörter dienen dem Schutz des persönlichen Eigentums. Dazu sollen sie möglichst viele Stellen haben, aber trotzdem leicht zu merken sein. Sie sollen Klein- und Großbuchstaben, Ziffern und vielleicht auch Sonderzeichen enthalten, um das Erraten des Passwortes zu erschweren. Und sie sollen geheim sein (und bleiben), denn sie sollen nur mir bekannt sein, aber nicht jemandem anderen, wem auch immer.

Und schon gar nicht gehören sie in das Wissen der Deutschen Bahn. Wobei die Deutsche Bahn dieses Wissen ja auch noch an ein privates Unternehmen weitergibt.

Mit der Weitergabe des Passwortes ist dieses Passwort nicht mehr geheim.


Datenschutz

Was sagt eigentlich der Datenschutzbeauftragte der Deutschen Bahn zu einer solchen Abfrage?


Gefahren

Was kann schon passieren, wenn die Deutsche Bahn alle Daten hat, um auf mein Bankkonto zuzugreifen? Als Erstes fällt einem ein, daß dann die Deutsche Bahn Geld von meinem Konto abbuchen kann, denn mit diesem Wissen hat sie den unbegrenzten Zugriff auf mein Konto. Diesen Vorgang würde ich natürlich bemerken und sofort die Überweisung rückgängig machen, sofern dies möglich ist.

Aber sie können mit einem solchen Zugriff die Zu- und Abflüsse auf meinem Konto einsehen. Und mit diesen Daten können sie dann machen, was immer sie wollen. Sie kennen doch den Spruch "Daten sind das neue Öl".

Ein Staatsunternehmen will das Passwort für meinen Bankzugang haben. Und gibt dies dann weiter an ein Privatunternehmen, das dann auf mein Bankkonto zugreift. Eine einfache Abbuchung des Betrages von 49€ für das Deutschlandticket per Lastschrift reicht diesem Unternehmen nicht. Und dies soll meiner Sicherheit dienen.


Konsequenz

Ich musste dieses Vorgehen akzeptieren. Oder ich verzichte auf das Deutschlandticket. Also habe ich das Passwort eingegeben. Mittlerweile habe ich das Passwort geändert.




Anmerkungen:
1) Siehe "Zwei-Faktor-Authentisierung" auf der Seite der Wikipedia und beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)