Donnerstag, 3. Dezember 2015

WLANs für Touristen

In meinem letzten Beitrag habe ich an einigen Beispielen das WLAN-Angebot in Wiesbaden dargestellt: WLANs in Wiesbaden. In diesem Beitrag möchte ich erläutern, was man machen kann, wen man an einem Ort ein leistungsfähiges WLAN zur Verfügung hat. Man kann dies auch mit alternativer Technik (sprich: LTE) realisieren, aber nicht jeder hat einen solchen Vertrag für sein Smartphone oder Tablet, dafür ist die WLAN-Technik in diese Geräte eingebaut. Und nicht jeder Tourist, insbesondere ein Tourist aus dem Ausland, hat einen solchen Vertrag1).

Das noch zu beschreibende Angebot richtet sich an Touristen, nicht an Einheimische, wobei Bürger Wiesbadens das natürlich auch nutzen können. Und ich nehme die Marktkirche als Beispiel, das kann man natürlich auch an anderen Stellen dieser Stadt machen.


Touristen in Wiesbaden

In dieser Stadt sieht man immer wieder Touristen, erkennbar am Aussehen, Studieren eines Reiseführers oder einer Landkarte, Fotografieren von Gebäuden, beständiges Schauen auf den Bildschirm des Smartphones oder Tablets, obwohl dies nicht unbedingt auf einen Touristen schliessen lässt. Wiesbaden ist eine Stadt, die von Touristen besucht wird. Und während des Weinfestes im August ist mir in den vergangenen Jahren mehrfach aufgefallen, daß Menschen in die Marktkirche wollten, um sich diese von innen anzuschauen.

Was hat Tourismus mit WLAN zu tun? Dazu ein Zitat vom 13.11.2015:
Zu Beginn der Anhörung machten der Hessische Städtetag und der Hessische Städte- und Gemeindebund deutlich, dass eine angemessene WLAN-Versorgung für den Tourismus unerlässlich ist, aber auch einen Wettbewerbsvorteil bietet.

Quelle: http://www.claudiakilian.de/anhoerung-im-landtag

Wie könnte denn ein Angebot an Touristen aussehen, das auf WLAN aufbaut?


Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten zeichnen sich durch ihre Geschichte aus, d.h. sie können viel erzählen. Eigentlich können sie nicht reden, also gibt es Führungen, wobei der Guide die Geschichte(n) erzählt. Und es gibt gedruckte Reiseführer, in denen die Geschichte geschrieben steht. Zusätzlich kann man an den Sehenswürdigkeiten eine Tafel anbringen und darauf die Geschichte darstellen. Auf diesen Tafeln findet man dann einen Text mit Erläuterungen, möglicherweise auch in mehreren Sprachen. Aber solche Tafeln sind statisch, sie können keine bewegten Bilder darstellen oder Töne abspielen. Dabei gibt es im Internet viele Darstellungen der Marktkirche, die so etwas können. Dazu ein paar Beispiele:

Sie sehen, im Internet gibt es etliche Texte und Filme zur Marktkirche, aber die Besucher dieser Stadt müssen diese Informationen erst suchen. Es würde Sinn machen, diese Informationen so aufzubereiten, daß man sie den Touristen direkt und direkt vor Ort anbieten kann. Und dazu braucht man, ich wiederhole mich, Internet, am besten in der Form eines WLANs. Auch kann man nicht überall grosse Tafeln mit Erläuterungen anbringen, das stört das Gesamtbild innerhalb der Kirche. Und natürlich kann man darüber auch keine Bilder oder Töne übertragen. Und niemand will die kryptischen Texte abtippen, die auf Angebote von Youtube oder Wikipedia verweisen. Wir brauchen etwas anderes.


QR-Codes

Das braucht man dazu: QR-Codes2). Das sind kleine Bildchen, die eine Internet-Adresse als Grafik darstellen. Hier habe ich ein Beispiel dafür:



Sieht verrückt aus, aber das macht nichts. Diese Grafik symbolisiert nur die Startseite dieses Blogs, dargestellt in der Form der QR-Codes. Das ist also nichts anderes als der Text: http://linux-fuer-wi.blogspot.com

Und jetzt kommt die Sache mit dem Internetzugang: für Ihr Smartphone oder Ihr Tablet gibt es ein Programm (=App), das diese Grafik abfotografiert, das Bild analysiert und danach Sie direkt auf die entsprechende Seite leitet. Hier finden Sie eine Liste solcher Programme:
Suchen Sie sich in der Liste entsprechend dem Betriebssytem ihres Smartphones eine App aus, es gibt darunter auch kostenlose Angebote, installieren Sie diese App und Ihr Smartphone kann das. Sie brauchen die App nur zu starten und das Smartphone so zu halten, daß die Kamera die Grafik sieht, den Rest macht dann die App.

Solche Grafiken kann man selbst erstellen, meine Beispiele entstanden über diese Seite: QR-Code Generator.

Als praktisches Beispiel sehen Sie hier einen Link zu ein wenig Musik, ein Stück von Bach, gespielt auf der Orgel der Marktkirche3):



Man könnte innerhalb der Kirche an entsprechenden Stellen jeweils eine Tafel anbringen und darauf die Erläuterungen abdrucken. Oder man druckt auf diese Tafeln solche QR-Codes und über diese Tafeln würden die interessierten Besucher auf entsprechende Internet-Seiten geleitet, die diese Erläuterungen geben, Fotos zeigen oder Musik abspielen, genau wie die Links weiter oben in diesem Text. Ich finde, das wäre eine Verbesserung.


Erweiterung der Realität

Nein, es kommen keine Drogen ins Spiel. Aber solche Tafeln haben Nachteile: man müsste sie an den entsprechenden Stellen anbringen, und manchmal sind solche Tafeln störend, auch wenn sie nicht allzu groß sein müssen. Aber es gibt einen Weg, zu Erläuterungen zu kommen, ohne diese QR-Codes auf eine Tafel zu drucken und diese anzubringen. Was soll ich da lange erklären, schauen Sie sich das doch bitte am Beispiel eines Naturwissenschaftlichen Museums an:



In diesem Film sehen Sie die Ausstellungsstücke. Nun kommt ein Besucher mit seinem Smartphone und hält die eingebaute Kamera auf ein Objekt. Im Bildschirm des Smartphones wird jetzt natürlich das angewählte Objekt dargestellt und zusätzlich wird ein Text bzw. ein kleiner Film eingeblendet, der das Objekt in bewegter Form zeigt sowie Informationen zum Objekt gibt.

Diese Technik nennt sich augmented reality, und natürlich hat Wikipedia eine Erläuterung dazu: Erweiterte Realität.

So etwas kann man machen, wenn den Besuchern ein leistungsfähiger Internet-Anschluß zur Verfügung steht. Und dafür braucht man WLAN an allen Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, die Marktkirche diente hier nur als Beispiel.

Natürlich muß man die einzublendenden Erläuterungen erstellen, und die Zuordnung zwischen fotografiertem Bild und Erläuterung auch.


Hochschule Rhein-Main

Wiesbaden hat eine Einrichtung, die so etwas machen könnte, die Hochschule RheinMain, die im Studiengang Medieninformatik das Thema augmented reality behandelt. Hier finden Sie eine Publikation der Hochschule RheinMain zum Thema Augmented Reality als natürliches User-Interface. Und sie haben weitere Projekte durchgeführt: Augmented Reality Projekte in der Medieninformatik an der FH-Wiesbaden. Sie können so etwas, aber daneben gibt es sicherlich auch kommerzielle Angebote auf dem Markt.


Wettbewerbsvorteil

Ich möchte auf das Zitat in der Einleitung dieses Textes zurückkommen:
Zu Beginn der Anhörung machten der Hessische Städtetag und der Hessische Städte- und Gemeindebund deutlich, dass eine angemessene WLAN-Versorgung für den Tourismus unerlässlich ist, aber auch einen Wettbewerbsvorteil bietet.

Quelle: http://www.claudiakilian.de/anhoerung-im-landtag

Ein gute WLAN-Versorgung könnte ein Wettbewerbsvorteil für die Stadt Wiesbaden sein. Natürlich nur, wenn diese Stadt eine solche WLAN-Versorgung hat, die aus vielen und leistungsfähigen Hotspots besteht. Aber einen Wettbewerbsvorteil hat man nur, wenn Wiesbaden nicht die letzte Stadt ist, die dieses Angebot einführt.


Anmerkungen:
1) Solche Verträge sind in Deutschland extrem teuer und eingeschränkt, das wäre ein Thema für einen eigenen Text.
2) Wikipedia hat natürlich einen Beitrag dazu: QR-Code.
3) In diesem Fall können Sie auch einfach mit der Maus auf die Grafik klicken