Ein neues Schlagwort, neues Glück?
Smart City heißt das neue Schlagwort. Hier auf dem Blog gab es auch schon Texte dazu, und jetzt hat das Schlagwort seinen Weg in die Stadtpolitik in Wiesbaden gefunden. Es gibt sogar ein eigenes Dezernat dafür: Dezernat VII - Dezernat für Smart City, Europa und Ordnung. Also schaue ich mir an, was dieses Dezernat so macht.
Es gibt eine eigene Internetseite dafür, ausserhalb von wiesbaden.de. Hier finden Sie diese Seite: Wiesbaden goes smart. So stellt die verantwortliche Dezernentin das Dezernat vor: Über uns. Unter Lösungen finden Sie eine Aufstellung der bisher durchgeführten Projekte: Intelligente Lösungen für eine lebenswerte Stadt. Das sind die Lösungen:
Diese Aufstellung stellt eine Art Tätigkeitsnachweise des Dezernats für Smart City dar. Dann schau ich mir der Reihe nach die einzelnen Maßnahmen an:
Zu diesem Thema hatte ich hier auf diesem Blog bereits etwas geschrieben: Vorsicht, herabfallende Dachteile. So wie auf dieser Modellierung könnte 1989 eine Stadt in der DDR ausgesehen haben, aber Wiesbaden ist doch etwas besser erhalten als in diesem Modell dargestellt.
Hier wird auf die offizielle Seite des RMV und auf die Seite eines Unternehmens aus Hannover verwiesen. Und der Anteil der Stadt Wiesbaden besteht wohl im Verweis auf diese beiden Unternehmen.
Auch hier wird nur auf die Seite eines Unternehmens aus Bielefeld weitergeleitet. Worin besteht der Anteil der Stadt Wiesbaden an der Arbeit dieses Unternehmens? Aus der Seite geht dies nicht hervor.
Auch hier wird auf fremde Seiten verwiesen. Einmal wird auf Google Cloud verwiesen, was auch immer die Cloud des Unternehmens Google mit Smart City Wiesbaden oder mit Climate Engine zu tun hat. Und der andere Link geht zu einem Unternehmen, das immerhin in Wiesbaden sitzt.
Die Bilder auf dieser Seite zeigen Wiesbaden von oben mit den Schwerpunkten Begrünungsgrad und Bodentemperatur. Sie können nur die Fotografien betrachten, mehr können sie damit nicht machen. Aber schauen Sie bitte einfach hier: On-Demand Insights from Climate and Earth Observations Data. Das könnte der Link sein, der sinnvollerweise angegeben wird und auf eine Seite in der Google Cloud führt. Auf dieser Seite finden Sie weitere Informationen zum Projekt Climate Engine. Und Sie sehen auch, daß dieses Projekt vom Weissen Haus (also der amerikanischen Regierung) angestossen und von Google und Nasa durchgeführt wurde. Und es gibt noch weitere Partner in diesem Projekt, aber die Stadt Wiesbaden gehört nicht dazu.
Auch hier wird wieder auf ein Unternehmen verwiesen, das gleiche Unternehmen wie im vorigen Beispiel.
Hier unterstelle ich, daß die Stadt Wiesbaden dieses Unternehmen beauftragt hat, die Schäden an den Wiesbadener Strassen zu erfassen.
Hier wird auf die Seite der Feuerwehr Wiesbaden und auf ein Unternehmen in Hamburg verwiesen. Und inwieweit macht dies Wiesbaden smarter?
Bis zum September 2023 wurden 36 Kulturveranstaltungen durchgeführt, die sich vornehmlich an ältere Menschen richteten.
Was ist danach passiert? Wurde das Projekt beendet? Benötigen die Senioren in Wiesbaden heute keine Unterstützung mehr in Sachen Digitales?
Und: wenn man etwas über einen Computer (oder Tablet oder Handy oder ....) macht, ist dies dann Digitalisierung?
Eine schöne Sache. An interessanten Orten bringt man einen QR-Code an, der interessierten Bürgern und Touristen zusätzliche Informationen in Form von Texten, Bildern, Videos oder kurzen Vorträgen anbietet. Man zückt sein Handy, startet die entsprechende App, diese fokussiert den QR-Code und zeigt eine Internet-Adresse an. So kann das dann aussehen:

Das führt Sie dann zu einer Seite, auf der Sie ein Video zu diesem Ort finden. Hier finden Sie eine Übersicht über diese Angebote: picablue: Letzte Picks.
Aber leider ist diese Aktion schon vor langer Zeit eingestellt worden, und diese Seite zeigt so den von dieser Aktion übriggebliebenen Rest. Aber auf ihrem eigenen Internetauftritt weist die Stadt immer noch auf diese Aktion hin: Wiesbaden im Ohr - Wie klingt Wiesbaden?. Aber die QR-Codes wurden schon vor langer Zeit entfernt.
Und noch weiter zurück liegt ein Text auf diesem Blog zu QR-Codes und Videos zu Sehenswürdigkeiten in Wiesbaden: WLANs für Touristen. Ach ja, das war in 2015.
Auch hier handelt es sich um ein Produkt eines Unternehmens aus Wiesbaden: DIVAKOM: DIE WAHRSCHEINLICH GEILSTE WERBEAGENTUR IN WIESBADEN. Und hier finden Sie die App: Biebrich bewegt.
Die App bietet eine Drehscheibe für Informationen rund um Biebrich. Dies mag smart sein, aber gehört dies zu Smart City?
Die hinter der Kachel stehende Seite verweist auf eine App, die Patienten mit Informationen zu Allergien versorgt. Die Seite verweist auf das Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden, allerdings führt der angegebene Link auf dieses Symbol:

Leider finde ich diese App nicht im Play-Store für Android: Such nach Smart Allergy.
Auch hier wird wieder auf ein Unternehmen verwiesen: Wir vernetzen Wiesbaden. Strassenlampen werden von ESWE Versorgung über Sensoren geregelt. Bei 22.900 solcher Lichtpunkte lohnt sich dies sicherlich. Aber bitte erwarten Sie nicht zu viel, denn (Zitat) "Aktuell befinden sich drei1) Straßenzüge im Raum Wiesbaden in der Testphase.".
Auf Fahrzeuge werden Sensoren montiert, die dann die Qualität der Luft in Wiesbaden messen. In 2025 soll dies geschehen, also sind wir mittendrin in solchen Messungen. Daten können Sie sich nicht ansehen, aber Sie sehen ein Photo eines Handybildschirmes, das Ihnen zeigt, wie dies später einmal aussehen könnte.
Anmerkungen
Etliche der Seiten enthalten Links, von denen aber die meisten auf fremde Firmen verweisen, aber manche führen auch ins 404-Nirvana. Beispiele dafür hatte ich bereits angegeben, ein weiteres Beispiel möchte ich Ihnen jetzt präsentieren: Nach einem Klick auf die letzte Kachel erscheint eine neue Seite, die am Ende etliche Links enthält:Und nach einem Klick auf einen der oberen 3 angegebenen Links erhalten Sie nur diese Information:
Die Links verweisen auf Seiten der Stadt Wiesbaden, also auf die Darstellung der Stadt Wiesbaden im Internet (also auf www.wiesbaden.de). Und diese Verweise vom Dezernat VII der Stadtverwaltung auf den allgemeinen Internetauftritt der Stadt Wiesbaden funktionieren nicht. Aber es gibt in dieser Aufstellung noch einen 4. Link, der auf die Seite des Unternehmens verweist, das dieses Projekt durchführt. Und dieser Link funktioniert.
Benutzerführung
Dies ist ein schwieriges Thema. Eine Seite so zu gestalten, daß sie dem Benutzer einleuchtet, er alles findet, was er sucht, und das schnell und richtig. Ein Punkt dabei ist die Einheitlichkeit der Bedienung. Das klappt auf dieser Seite auch nicht, wie ich Ihnen an einem kleinen Beispiel zeigen möchte:Unter jeder Kachel finden Sie einen Button, beschriftet mit MEHR. Klicken Sie auf diesen Button, erscheint die Seite mit den zugehörigen Informationen. Aber man kann auch auf das Icon klicken, das über dem Button angeordnet ist. Dann kommen Sie auf die gleiche Seite. So sieht das dann aus:
Probieren Sie es bitte aus.
An manchen Kacheln funktioniert es, dann erscheint ein Text "Seite öffnen". Auf manchen Kacheln erscheint dieser Text nicht und ein Klick führt zu nichts. Und an manchen Kacheln erscheint ein Hinweis, daß Sie ein Icon angewählt haben, aber ein Klick auf dieses Icon bewirkt auch nichts. Und es gibt auch Kacheln, bei denen gar nichts erscheint, wenn Sie mit der Maus über das Icon fahren.
Auf dieser Seite gibt es viele Kleinigkeiten, die einfach nicht passen. Das sind keine groben Fehler, nur Kleinigkeiten, deren Behebung auch nicht viel Zeit kostet. Aber es ist die Zahl der Kleinigkeiten, der einen entsprechenden Eindruck hinterlässt.
Fazit
Das Thema Smart City ist schon länger in der Diskussion der Stadtpolitik in Wiesbaden. Mindestens seit 2023, vielleicht gab es auch schon früher Ankündigungen dazu. Und was ist in diesen Jahren herausgekommen?Auf dieser Seite werden Lösungen präsentiert. Mit fremden Federn kann man sich leicht schmücken
Anmerkungen:
1) Hervorhebung von mir