Montag, 29. August 2016

Vergleichen wir einmal


Im Rahmen dieses Blogs habe ich mich mehrfach mit dem Thema WLAN in dieser Stadt befasst und diverse Texte dazu geschrieben. Und in diesem Text will ich die beschriebenen WLANs gegenüberstellen und vergleichen und meine unmaßgebliche Meinung darstellen.


Für Schnellleser

Ich will höflich bleiben und bezeichne die Aktivitäten der Stadt Wiesbaden in Sachen WLAN als bescheiden. Bei den privaten Aktivitäten auf diesem Gebiet sieht es besser aus.


Ausführliche Argumentation

Betrachten will ich die Aktivitäten der Stadt Wiesbaden, also WLAN am Rathaus und in der Mauritius Mediathek; von weiteren Aktivitäten der Stadt Wiesbaden in Sachen WLAN ist mir nichts bekannt. Diesen beiden Angeboten der Stadt gegenüberstellen will ich das WLAN bei den Bilderwerfern und das WLAN am Weinstand in Erbenheim.


Rückblende

Zu folgenden Themen habe ich mich hier in diesem Blog bereits geäussert:
  • WLANs in Wiesbaden
    Für diesen Test hatte ich mehrere WLANs aufgesucht und auch teilweise ausprobiert. Meine Erfahrungen mit diesen und meine Meinung über diese Angebote habe ich in diesem Text beschrieben.

  • WLAN am Rathaus
    Die Stadt Wiesbaden bietet ein öffentliches WLAN am Rathaus an. Im angegebenen Text habe ich dieses WLAN beschrieben, ausprobiert und meine Meinung dazu niedergeschrieben.

  • WLAN in der Mauritius-Mediathek
    Auch in der neuen Stadtbücherei in der Hochstättenstraße gibt es ein öffentliches WLAN der Stadt Wiesbaden. Und im angegebenen Text habe ich meine Erfahrungen damit aufgeschrieben.

  • Weinstand mit WLAN
    Im Jahr 2016 gab es zweimal freies WLAN am Weinstand in Erbenheim. Hier finden Sie meine Texte dazu:

  • Filmfest der Bilderwerfer auf den Reisingeranlagen
    In Wiesbaden gibt es eine Gruppe engagierter Bürger, die für ein freies WLAN eintreten: Freifunk Wiesbaden. Beim Filmfest der Bilderwerfer auf den Reisingeranlagen im Jahre 2015 und 2016 hat diese Gruppe freies WLAN realisiert.


Politik

Auch die Politik dieser Stadt hat sich mit dem Thema WLAN beschäftigt. Hier ein kleiner Auszug aus den Stellungnahmen der vergangenen 14 Monate:
Stadt will WLAN ausbauen

Der Magistrat hat in seiner jüngsten Sitzung einen Ausbau der kommunalen WLAN-Infrastruktur beschlossen. Der Ausbau soll Schritt für Schritt erfolgen, je nach Finanzierbarkeit.

Was haben zum Beispiel München, Hamburg, Düsseldorf und Pforzheim gemeinsam? Genau: kostenloses Internet via WLAN in den Innenstädten. Wiesbaden, so ein langgehegter Wunsch gerade der jüngeren Kommunalpolitiker, soll folgen.

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 24. Juni 2015

Und es gab nicht nur Worte, nein, (noch) keine Taten, aber immerhin schon mal einen Antrag an das Parlament. Ein Auszug aus dem Antrag:
Vorlagen-Nr. 15-F-44-0002

Unterstützung Freifunk Wiesbaden
- gem. Antrag von CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen, Linke&Piraten und FDP vom 07.07.2015 -

Die aktuellen Bemühungen der Stadt Wiesbaden für die Einrichtung eines öffentlichen WLAN sind sehr begrüßenswert, können sie doch dazu beitragen, dass die Landeshauptstadt Wiesbaden im nationalen und internationalen Vergleich bei der Vernetzung der Bürger und Gäste der Stadt nicht mehr hinterherhinkt.

Ein weitere Möglichkeit, das von OB Gerich postulierte Ziel eines öffentlich zugänglichen Netzes in Wiesbaden zu realisieren, ist die Unterstützung und Einbindung der Wiesbadener Freifunk-Bewegung, die seit Jahresbeginn eigene Netzknoten in Wiesbaden betreibt und bereits jetzt über 50 öffentliche, durch Bürger betriebene WLAN-Zugänge verfügt, die als „Brücke“ zu den eigentlichen Internet-Gateways dienen.

Quelle: Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Völkerverständigung und Integration in der Sitzung vom 7. Juli 2015

Zzu diesem Antrag hat das Stadtparlament in seiner Sitzung am 23. Februar 2016 folgendes beschlossen:

Quelle: Punkt 5 der öffentlichen Sitzung am 23. Februar 2016

Aus dem im Beschluß angegebenen Bericht des Magistrats möchte ich folgende Teile zitieren1):
und danch folgt eine ausführliche Darstellung, bei welchen Gebäuden es nicht geht. Eigentlich geht es nirgendwo.

Zu dem Vorschlag, an Orten mit Publikumsverkehr ein WLAN anzubieten, schreibt der Magistrat in diesem Bericht:

Zusammenfassung: der Magistrat ist der Meinung, daß es nicht geht.

Nun gab es im März 2016 eine Kommunalwahl in Wiesbaden. Das Thema Internet und speziel WLAN spielte im Wahlkampf zwar keine Rolle, fand sich aber in den Programmen der Parteien zur Wahl wieder. In diesem Text habe ich wichtigen Aussagen der Parteien zu IT-Themen dargestellt: Kommunalwahl in Wiesbaden. Zusammenfassend kann man sagen, daß praktisch alle Parteien die Bedeutung von WLAN (bzw. eines öffentlichen Internetzugangs) herausgestellt haben.

Wie sieht dies in dieser Stadt aktuell aus? Immerhin gibt es an zwei Stellen, der Mauritius Mediathek und dem Rathaus, ein öffentliches WLAN.


Bewertung der WLANs

An einem öffentlichen WLAN kann man nur die Leistungsfähigkeit und den Zugang bewerten, alle übrigen Größen sind (praktisch) identisch. Zwar gibt es manchmal Filter, die den Zugriff auf bestimmte Seiten des Internets sperren, aber dies habe ich in meinen bisherigen Texten nicht untersucht und will dies auch weiterhin nicht tun. Somit bleiben die Leistungsfähigkeit und die Bedienung (=Anmeldung) als Kriterien übrig.

Anmeldung

Zur Form der Anmeldung hatte ich mich im Text zum WLAN am Rathaus bereits geäussert. Man muß vor dem Einstieg ins Internet erst einmal einen Vertrag abnicken, den kaum jemand liest, aber ohne Zustimmung zu diesem Vertrag darf man nicht rein. Und natürlich haben Sie nach dem Vertragsabschluß auch kein Exemplar dieses Vertrages in Ihren Händen. Dies gilt analog für das WLAN in der Mauritius Mediathek, da dies der gleiche Anbieter ist. Bei Freifunk ist dies anders, dort gibt es eine solche (zwangsweise) vorgeschaltete Seite nicht.

Technik

Bei der Technik gibt es Gesetze und Verordnungen, an die sich alle Anbieter halten müssen. Diese regeln u.a. die Sendeleistung, weshalb WLAN nur eine eingeschränkte Reichweite hat. Was kann man also noch vergleichen? Z.B. wieviel Zeit vergeht, bis eine aufgerufen Seite auf dem Bildschirm erscheint, also die Geschwindigkeit der Anbindung. Und natürlich auch die Anzahl Verbindungen, die ein solches WLAN erlaubt bzw. verkraftet.

Geschwindigkeit

Die Geschwindigkeit der Anbindung kann man messen, aber die gemessenen Werte sind mit Vorsicht zu betrachten und dürfen nicht verabsolutiert werden. Eigentlich müsste man alle Teilnehmer aus dem WLAN werfen und dann messen2), aber dies kann man bei einem öffentlichen WLAN nicht machen. Trotzdem sollen die Werte einen kleinen Hinweis geben.

Die gemessenen Werte3):
  • am Rathaus habe ich von Abbruch der Messung (d.h. die Messung lief nicht bis zum Ende durch und lieferte somit keinen Wert) bis zu einer Geschwindigkeit von max. 2 MBit/Sek diverse Werte erhalten
  • in der Mauritius-Mediathek habe ich Werte von 1 bis 5 MBit/Sek gemessen
  • auf den Reisingeranlagen habe ich einen Wert von ca. 5 MBit/Sek. gemessen4), Freifunk selbst gibt eine Geschwindigkeit von ca. 15 MBit/Sek an
  • am Weinstand in Erbenheim am 29. Juli habe ich einen Wert von 6.5 MBit/Sek gemessen
Vergleichen Sie bitte diese Werte mit der Anschlußgeschwindigkeit Ihres Internetanschlusses. Möchten Sie tauschen?

Anzahl der Teilnehmer

Neben der Geschwindigkeit ist die Anzahl der Teilnehmer, die gleichzeitig angemeldet sind und surfen können, ein Kriterium für die Leistungsfähigkeit des WLAN-Angebots. Jedes System hat eine maximale Kapazität, aber für diese Obergrenzen liegen kaum Zahlen vor, für die Zahl der tatsächlich angemeldeten Teilnehmer aber leider auch nicht. Ich versuche mal, die vorhandenen Bruchstücke an Informationen darzustellen:
  • das WLAN am Rathaus versorgt max. 100 Bürger mit WLAN5). Die tatsächliche Zahl der Verbindungen ist mir nicht bekannt.
  • zur Mauritius Mediathek liegen mir keine Informationen vor
  • Freifunk Wiesbaden hat ausführliche Statistiken für die Aktion auf den Reisingeranlagen geliefert, die Sie hier finden: für jeden Tag finden Sie dort eine Aufstellung, innerhalb eines Tages wird dies nach Uhrzeit unterteilt. In der Spitze waren 130 Teilnehmer am WLAN angemeldet.
  • bei der Aktion am Weinstand in Erbenheim waren max. 13 (am 20. Mai) bzw. 19 (am 29. Juli) Teilnehmer angemeldet

Diese Zahlen kann man nicht vergleichen, die entsprechenden Werte für Rathaus und Mauritius Mediathek fehlen. Aber festhalten kann ich, daß die Obergrenze des WLANs am Rathaus vom Freifunbk-Netz auf der Reisingeranlage locker überschritten wurde.

Kosten

Natürlich kostet die Einrichtung und der Betrieb eines WLANs Geld. Für das WLAN am Rathaus konnte man in der Zeitung lesen6), daß es sich hierbei um einen Betrag von einmalig 8.000€ für die Installation und 2.400€/Jahr für den laufenden Betrieb handelt. Gegenüberstellen möchte ich die Kosten für das WLAN am Weinstand Erbenheim, die sich auf ca. 50-70€ belaufen hätten7).


Fazit

Die Stadt Wiesbaden hat erste Trippelschritte gemacht in Richtung WLAN. Die grosse Organisation Stadt Wiesbaden muß noch einiges tun, um ein leistungsfähiges und freies WLAN ihren Bürgern und den Gästen dieser Stadt anbieten zu können. Allerdings sind mir keine weiteren Schritte bekannt. Dagegen hat Freifunk in Wiesbaden aktuell ca. 350 aktive Knoten, wie Sie an dieser Karte erkennen können.



Anmerkungen:
1) Zu diesem Text kann ich Ihnen leider keinen Link anbieten, da es diesen Bericht nur schriftlich gibt. Sie können aber an dieser Stelle nachfragen:
        Dezernat für Stadtentwicklung, Bau und Verkehr
        Gustav-Stresemann-Ring 15, Gebäudeteil B, 6. Stock
        65189 Wiesbaden
auf diesem Weg habe ich diesen Bericht erhalten.
2) Eine ausführliche Darstellung dazu finden Sie hier: Vorbemerkungen.
3) Die angegebenen Werte finden Sie in den jeweiligen Texten, die ich oben bereits angegeben habe. Zusätzlich habe ich weitere Messungen vorgenommen, die ich nicht veröffentlicht habe.
4) Gemessen habe ich diesen Wert am 30.7. gegen 20 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt waren aber bereits ca. 30 Teilnehmer angemeldet, so daß dieser Wert die Anschlußgeschwindigkeit nicht korrekt wiedergibt.
5) Sie finden diese Information in diesem Artikel aus dem Wiesbadener Kurier
6) Auch diese Information finden Sie in diesem Artikel aus dem Wiesbadener Kurier
7) Die Technik wurde von Freifunk zur Verfügung gestellt, brauchte also nicht gekauft zu werden. Bei einem Kauf des Routers etc. wäre dieser Betrag benötigt worden.