Freitag, 10. April 2020

Es lebe das FAX-Gerät


Johns Hopkins Universität. Überall liest man diesen Namen, sei es in Zeitschriften, Zeitungen oder Internet, oder man hört den Namen in den Nachrichten im Fernsehen. Auch hier im Blog verwende ich die Zahlen dieser US-amerikanischen Universität. Warum werden nicht die Zahlen des Robert Koch Instituts verwendet, das ja eine Einrichtung unserer Bundesregierung ist? Warum stützen wir uns auf eine US-amerikanische Einrichtung?

Ich möchte einen beliebigen Stichtag herausgreifen und Ihnen 3 Zahlen präsentieren. Zum 24.3.2020 habe ich die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen von diesen Einrichtungen geholt und möchte sie zum Vergleich hier angeben:

  • Robert Koch Institut: 27.436
  • Johns Hopkins University: 29.056
  • Risklayer: 32.024

Aus den Zahlen ergibt sich eine Abweichung von ca. 4.500 Personen. Aber der 24.3. liegt schon einige Tage zurück, also sollte man einen neuen Vergleich durchführen (Stichtag 7.4.2020):

  • Robert Koch Institut: 99.225
  • Johns Hopkins University: 103.374
  • Risklayer: 103.493

Auch hier sehen Sie einen Unterschied in den Zahlen, diesmal von ca. 4.200 Personen. Welche Zahlen sind denn nun korrekt? Auf welche Zahlen kann man sich verlassen?

Risklayer ist ein Unternehmen, das aktiv mit Unterstützung etlicher Privatpersonen diese Daten sammelt und sie hier veröffentlicht: Risklayer auf Twitter. Diese Daten scheinen verlässlich zu sein.

Ich möchte Ihnen ein Bild präsentieren:


Sie finden diese Information her: Robert Koch-Institut: COVID-19-Dashboard.

An diesem Bild beachten Sie bitte die Einträge, die ich mit einem Pfeil markiert habe. Es handelt sich hierbei um die gemeldeten Zahlen für den 8., 15., 22. und 29. März sowie den 5. April. Dies waren Sonntage und an diesen Tagen verbreitet sich das Virus, aber natürlich arbeiten nicht alle staatlichen Stellen in diesem Land, wo kämen wir denn da hin. Somit sind die Daten an diesen Tagen nicht korrekt.

Dazu gibt das Robert Koch Institut folgendes an:

Wichtige Information

Für die Gesamtzahl pro Bundesland/Landkreis werden die den Gesundheitsämtern nach Infektionsschutzgesetz gemeldeten Fälle verwendet, die dem RKI bis zum jeweiligen Tag um 0 Uhr übermittelt wurden.

Für die Darstellung der neuübermittelten Fälle pro Tag wird das Meldedatum verwendet – das Datum, an dem das lokale Gesundheitsamt Kenntnis über den Fall erlangt und ihn elektronisch erfasst hat.

Zwischen der Meldung durch die Ärzte und Labore an das Gesundheitsamt und der Übermittlung der Fälle an die zuständigen Landesbehörden und das RKI können einige Tage vergehen (Melde- und Übermittlungsverzug). Jeden Tag werden dem RKI neue Fälle übermittelt, die am gleichen Tag oder bereits an früheren Tagen an das Gesundheitsamt gemeldet worden sind. Diese Fälle werden in der Grafik Neue COVID-19-Fälle/Tag dann bei dem jeweiligen Datum ergänzt.

Der genaue Infektionszeitpunkt der gemeldeten Fälle kann in aller Regel nicht ermittelt werden. Das Meldedatum an das Gesundheitsamt spiegelt daher am besten den Zeitpunkt der Feststellung der Infektion (Diagnosedatum) und damit das aktuelle Infektionsgeschehen wider. Durch den Meldeverzug sind die Daten die letzten Tage in der Grafik noch unvollständig und füllen sich mit den in den kommenden Tagen nachfolgend übermittelten Daten auf. Aus dem Verlauf der übermittelten Daten allein lässt sich daher kein Trend zu den aktuell erfolgten Neuinfektionen ablesen.

Für eine detailliertere Analyse der der COVID-19-Fälle verweisen wir auf den täglichen Lagebericht des RKI.

Quelle: Robert Koch-Institut: COVID-19-Dashboard.


Übermittlungsverzug

Wie sieht das allgemein aus mit der Übermittlung der Testergebnisse? Hierzu eine Darstellung aus der Schweiz:

Schweizer Ärzte müssen laut Medienberichten in ein Formular, das sie aus dem Internet heruntergeladen und ausgedruckt haben, von Hand Werte von einem Computerbildschirm abschreiben und per Fax nach Bern melden, wo jemand die Daten dann wieder ab Papier in den Computer eintippt.

Quelle: Wie das Internet in der Corona-Krise neu erfunden wird

Und in Deutschland sieht das nicht anders aus:

Ein Arzt stellt eine Corona-Infektion über eindeutige Krankheitssymptome fest oder ermittelt die Wahrscheinlichkeit epidemiologisch - also zum Beispiel, weil ein naher Familienangehöriger positiv getestet wurde. Ein Labor identifiziert das Virus in der Probe. Ob Arzt oder Labor, beide machen für jeden festgestellten Infektionspatienten eine Meldung ans Gesundheitsamt. Diese Meldung erfolgt telefonisch oder mit einem Papierformular. Große Labore erstellen die Meldung automatisch, schicken sie aber in der Regel per Fax.

Quelle: Wie verläuft die Meldekette ganz konkret?

Nein, ich bringe jetzt nicht erneut den Spruch von Frau Merkel, daß das Internet für uns alle Neuland sei. Das entsprechende Video hat sich ausgenudelt, das kann ich nicht mehr sehen. Was ich aber feststellen muß ist: Ohne FAX-Geräte geht keine Politik.

An zwei Beispielen möchte ich dies verdeutlichen.

Online-Banking

Sie greifen über Ihren PC auf Ihr Bankkonto zu, prüfen den Kontostand und weisen die Bank an, einen Geldbetrag auf das Konto einer bestimmten Person zu transferieren (= eine Überweisung). Dazu bietet Ihnen die Bank einen Vordruck an, glücklicherweise dann doch schon im PDF-Format. Dieses Formular holen Sie sich, drucken es aus, füllen es aus, unterschreiben es und senden es dann per FAX an die Bank.

Arbeiten Sie so? Nein, natürlich nicht, sie gehen mit Ihrem PC auf die entsprechende Seite Ihrer Bank und füllen dort das Formular aus. Auf dem hier beschriebenen Weg arbeiten aber Teile unserer Verwaltung, weil die Politik das Thema Digitalisierung ... (ich schreibe jetzt nicht weiter, meine Erziehung hindert mich daran).

Ein Gegenbeispiel.

Bestellung in China

Vor langer Zeit habe ich ein Computer-Bauteil in China bestellt. Dazu habe ich auf der entsprechenden Internetseite das Produkt ausgewählt und in einen Warenkorb getan. Im Rahmen des Abschlusses meiner Bestellung wurde ich auf die Seite von PayPal geleitet, habe dort den Betrag bestätigt (übernommen aus meiner Bestellung) und die Bestellung war abgeschlossen. Wenig später fand ich in meinen Mailbox diese Mails:

  • Shop: Vielen Dank für Ihre Bestellung.
  • Lieferant: Wir haben Ihren Auftrag erhalten
  • PayPal: Wir haben folgenden Betrag an Lieferant überwiesen
  • Lieferant: Wir haben Ihre Zahlung erhalten
  • Shop: Bestellvorgang abgeschlossen

Diese 5 Mails erreichten meine Mailbox innerhalb von 2 Minuten. Kein FAX-Gerät wurde im Rahmen dieser Transaktion benötigt.

Deutschland ist zweite Welt.


Internet

Gerade jetzt in der Zeiten des Social Distancing wird das Internet zur Basis vieler Aktivitäten und ist unverzichtbar:

Wir können uns die neuesten Nachrichten besorgen, wir können einkaufen, Rechnungen bezahlen, Blumen verschicken. Wir können an Besprechungen und Konferenzen teilnehmen, Vorlesungen und Seminare besuchen. Wir sind mit Lichtwellenleitern und mehradrigen Kupfersträngen miteinander verbunden. Wie ginge es uns jetzt, wenn es das Internet nicht gäbe? Man wagt es nicht, sich das auszudenken.

Quelle: Wie das Internet in der Corona-Krise neu erfunden wird

Heute erkennt man, was wir am Internet haben. Und ich will Ihnen jetzt nicht beschreiben, was wir mit dem Internet hätten alles machen können, wenn .....

Aber zum Glück kennt unserer Politik ja wenigstens ein FAX-Gerät. Wussten Sie, daß heutige FAX-Geräte unter Digitalisierung fallen?