In meinem vorigen Text hatte ich mich mit einer entfernten Stadt beschäftigt, in diesem Text will ich hier in Wiesbaden bleiben: Hainweg ist ein Baugebiet, in dem einmal 2.000 Menschen wohnen werden. Und mich interessiert diese Frage: Wie werden die zu bauenden Wohnhäuser ans Internet angeschlossen? Wird die Anbindung in einer zukunftsorientierten Technologie (d.h. Glasfaser) oder in einer bewährten, alten Technologie (d.h. Kupferkabel) realisiert?
Aber vorher möchte ich Ihnen das Gebiet vorstellen, um das es in diesem Text geht: Baugebiet Hainweg in WI-Nordenstadt. In den Tageszeitungen wurde bereits darüber berichtet: "Ab Juni rollen die Bagger". Verantwortlich für die Planung und Koordination der Durchführung ist die Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden (SEG), die im Wohngebiet Hainweg Nordenstadt als Projektentwickler für die Stadt Wiesbaden tätig ist. Hier finden Sie die Vorstellungen der Stadt Wiesbaden zu Wohngebiet „Hainweg“ im Ortsbezirk Nordenstadt.
Neubaugebiet Hainweg in Wiesbaden-Nordenstadt | |||
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aufgenommen am 25. September 2017 gegen 15:30 Uhr |
Anbindung ans Internet
Heute kann man Wohngebäude über prinzipiell zwei Techniken ans Internet anschließen: Per Funk oder1) per Kabel. Eine Lösung per Funk (Stichwort LTE) möchte ich hier nicht behandeln, denn eine solche Lösung kann man auch nachträglich realisieren. Dazu muß man einen (oder mehrere) Funkmasten aufstellen oder die Antennen auf einem Dach anbringen und diesen Standort dann per Kabel mit dem nächsten Internet-Knoten verbinden. Der Aufwand dafür ist nicht allzu groß, denn man muß nicht jede Straße in einem Gebiet aufgraben, um Kabel bis ins Haus hinein zu verlegen. Genau dies muß aber gemacht werden, wenn Leitungen bis in jedes Haus gelegt werden. Bei einem Neubaugebiet müssen aber alle Leitungen neu verlegt werden, also Gas, Wasser, Abwasser, Strom und eben auch Telefon (=Internet). Und so kann man die Anbindung ans Internet gleich richtig machen. Dazu bieten sich heute folgende Techniken an: Kupferkabel, Koaxialkabel, Glasfaser.Warum Glasfaser ?
Und die vernünftige Technik ist Glasfaser.Kupferkabel ist die Technik, mit der man bisher Telefonie realisiert hat, d.h. in jedem Haushalt gibt es irgendwo eine entsprechende Steckdose, an der das Telefon angeschlossen wird. Und über diese Telefonleitung wird auch eine Internetanbindung realisiert. Aber diese Technik ist ausgereizt, Geschwindigkeiten über 100 Millionen Bits pro Sekunde sind mit dieser Technik kaum zu erzielen. Deshalb scheidet diese Technik aus.
In der 80er Jahren wurden Kabel verlegt, über die die damals neu entstehenden privaten Fernsehkanäle in die Haushalte verteilt werden sollten. Damals standen Glasfaser und Koaxialkabel als Basismedium der Übertragung der Signale zur Auswahl, entschieden hat man sich für Koaxialkabel2). Vor etlichen Jahren wurde den Betreibern dieser Kabel erlaubt, in das Geschäft mit Telefonie und Internet einzusteigen, d.h. sie durften neben den Fernsehsignalen auch Telefonie und Internet über ihre Kabel leiten und für diese Dienste Kunden gewinnen.3). Über diese Technik wird heute üblicherweise eine Internetgeschwindigkeit von 120 Million Bits pro Sekunde realisiert, allerdings bieten die Betreiber auch schon 400 MBit/s an.
Zum Thema Glasfaser hatte ich in einem älteren Text auf diesem Blog bereits etwas geschrieben:
"Denn die Zukunft gehört dem Glasfaserkabel"
Dieser Aussage stammt aus dem Jahr 1982, ist also über 30 Jahre alt. Sie finden sie in diesem Artikel der Zeitschrift DER SPIEGEL Ausgabe 43/1982.
Und so schreibe ich jetzt, am Ende des Jahres 2015, diesen Text und will Sie überzeugen, daß wir Glasfaser brauchen.
Quelle: "Denn die Zukunft gehört dem Glasfaserkabel" vom 13.12.2015
Und nach dem heutigen Stand der Technik ist Glasfaser in der Lage, unsere Internet-Daten mit Geschwindigkeiten oberhalb 1 Milliarde Bits pro Sekunde (1 Gb/s) zu übertragen.
Vergraben sind aber überall Kupferkabel, in manchen Stellen, insbesondere in den Großstädten, auch Koaxialkabel. Wenn man jetzt überall die Strassen aufgräbt, die Kupferkabel herausholt und durch Glasfaserkabel ersetzt, dann wird dies teuer. Also sollte man dort anfangen, wo Straßen neu gebaut werden, also in einem Neubaugebiet, also im Hainweg in Nordenstadt. Denn nicht die Kabel sind der grosse Kostenblock einer solchen Aktion sondern die Bauarbeiten.
Was ist Glasfaser ?
Glasfasern sind dünne Fasern aus Glas, in denen das Licht quasi "gefangen" wird und sich nur innerhalb der Faser bewegen kann. Diese Fortpflanzung des Lichts geschieht mit hoher Geschwindigkeit (=Lichtgeschwindigkeit). In diesen Fasern können die Daten über grosse Entfernungen transportiert werden, da sie auf dem Weg praktisch nicht abgeschwächt werden. Man verwendet deshalb Glasfaser für die Verbindung der Kontinente, aber auch für die Verbindung der grossen deutschen Internetknoten untereinander. Eine einzelne Faser ist dabei dünner als ein einzelnes menschliches Haar.Neben dem bereits angegebenen Link zu zu meinem älteren Text "Denn die Zukunft gehört dem Glasfaserkabel" möchte ich noch auf folgende Videos verweisen, in denen die Technik erläutert wird (das erste Video ist in Englisch):
wie funktioniert Datenübertragung per Glasfaser ? | ||||
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Und im folgenden Video finden Sie die Begründung, warum das Glasfaserkabel bis ins Haus reichen muß:
Wo steht Deutschland in Sachen Glasfaser ?
Nachfolgend finden Sie eine Aufstellung, wieviel Prozent der Haushalte eines Landes an Glasfaser angeschlossen sind:Sehen wir es mal positiv: Deutschland taucht in dieser Statistik überhaupt auf. Diese Statistik hatte ich schon einmal veröffentlicht, wenn auch mit einem älteren Stand4). Und in dieser älteren Statistik tauchte Deutschland nicht einmal auf; es hat sich somit etwas getan.
Aber in der hier abgebildeten Statistik taucht Deutschland auf dem vorletzten Platz auf, vor Österreich. Beides sind Länder, die von einer großen Koalition regiert werden (Stand: September 2017) - ob es daran liegt?
Hainweg
Der Hainweg ist ein Neubaugebiet, hier gibt es noch keine Häuser und keine Straßen, hier gibt es bisher nur Äcker (siehe die Bilder zu Beginn dieses Textes). Alles muß neu gemacht werden, damit hier in naher Zukunft Menschen leben und wohnen können. Und deshalb kann man es richtig machen, von Anfang an. Und in Sachen Internet heißt dies, daß man hier Glasfaser verlegen kann.Auf Nachfrage teilt mir die SEG mit, daß dies auch geschehen soll. Die Firma Witcom in Wiesbaden, eine Tochter der ESWE Versorgungs AG, hat diese Aufgabe übernommen. Und Witcom wird dort Glasfaser verlegen (oder verlegen lassen).
Man wird sehen, ob und wie dies geschieht. Interessant ist natürlich die Frage, was die später einmal in diesem Gebiet wohnenden Bürger zahlen werden für den Internetanschluß und welche Leistungen sie dafür erhalten werden. Glasfaser haben und DSL-Geschwindigkeiten geboten bekommen, das macht keinen Sinn. Man wird dies verfolgen müssen.
Fazit
Das ist doch immerhin schon mal ein Anfang. Eigentlich hätte dies schon vor Jahrzehnten begonnen werden sollen, und eigentlich ist dies auch keine Großtat, es ist lediglich der Stand der Technik, aber ich will mal die Mäkelein lassen und mich freuen, daß überhaupt etwas geschieht.Wiesbaden wächst und das bedeutet, daß weiterhin Wohnraum geschaffen werden muß. Auch in den nächsten Neubaugebieten muß Glasfaser gelegt werden5).
Damit wären die Neubaugebiete vernünftig angebunden, aber es gibt noch die vorhandene Bausubstanz. Wie kriegen wir diese Häuser angebunden an Glasfaser? Einen Weg dazu hat die SPD im Wahlprogramm für die Kommunalwahl 2016 vorgeschlagen:
9. Netzpolitik
Flächendeckende Breitbandversorgung
Unser Ziel ist die Möglichkeit der Anbindung an das Internet mit mind. 1GBit/s für Wirtschaftsunternehmen in Gewerbegebieten und die Möglichkeit der Anbindung mit mind. 100MBit/s für mind. 95% der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt.
Mit der Zeit bedarf es einer stetigen Anpassung dieser Werte unter Berücksichtigung der technologischen Entwicklung. Für uns ist die Glasfasertechnologie aktuell die einzige zukunftsfähige Technologie. So streben wir an, zukünftig bei Tiefbauarbeiten die nötigen Glasfaserkabel oder Leerrohre gleich mit zu verlegen.
Quelle: Kommunalwahl in Wiesbaden 2016 bzw. im Kapitel 9 des Wahlprogramms:WAHL-PROGRAMM DER WIESBADENER SPD FÜR DIE AMTSZEIT 2016 – 2021.
Klingt gut, aber aus dem Stadtparlament ist mir keine derartige Initiative bekannt, von keiner Partei. Da hat sich die Stadtpolitik bisher nicht mit Ruhm bekleckert.
Anmerkungen:
1) Dies ist kein exklusives Oder, es kann auch über beide Wege realisiert werden.
2) Nach meiner bescheidenen Meinung war dies eine Fehlentscheidung der Politik.
3) Mein Internetanschluß läuft so.