Am 14. März ist Kommunalwahl. Und so präsentieren sich die antretenden Parteien im besten Licht, mit dem besten Gewand und mit ihren guten Absichten.
Bei der Durchsicht der guten Absichten sind mir einige Punkte aufgefallen, die ich hier präsentieren möchte. Die Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Ausgewogenheit, ist aber auch nicht tendenziös. Diese Punkte sind mir halt aufgefallen. Die Punkte betreffen CDU, SPD und Grüne.
CDU
Und da das Thema WLAN ein Dauerbrenner auf diesem Blog war, möchte ich auch mit einer Aussage zu diesem Thema beginnen:aus: Ei GUDE WI (Zeitung der CDU-Rathausfraktion), Seite 8 |
Also, irgendwie ist da etwas an mir vorbei gegangen.
In Wiesbaden gibt es Freifunk mit über 200 WLAN-Knoten, dieses Netz ist aber mit diesem CDU-Text nicht gemeint. Daneben gibt es noch die WLAN-Hotspots der Wall-AG, die auch schon Thema hier auf diesem Blog waren. Insgesamt sind dies 15 Stück. Und es gibt ein städtisches WLAN, z.B. am Rathaus, in der Stadtbücherei und an weiteren Orten. In den Vororten gibt es ein städtisches WLAN in Heßloch am Kelterhaus (siehe WLAN für Wiesbaden-Heßloch!), was aber auch ein schönes Stück Arbeit war, bis es installiert und nutzbar war. Und im Rahmen des Kampfes für ein WLAN an diesem Platz hat der Wirtschaftsdezernent (der übrigens von der CDU gestellt wurde) immer und immer wieder darauf verwiesen, daß dies der Markt regeln würde, dies also nicht Aufgabe der Stadtpolitik sei.
Und wie sieht das in den Stadtteilen aus? Bitte überprüfen Sie in Ihrem Stadtteil, ob es ein entsprechendes WLAN gibt. Hier in Erbenheim gibt es nichts dergleichen, sieht man einmal vom WLAN am Weinstand ab, das es aber auch nur selten gibt. Und das WLAN an diesem Weinstand hat nichts mit der Stadt Wiesbaden zu tun. Insbesondere hat es nichts mit der Politik der CDU zu tun, denn dieses WLAN gibt es nur, wenn die SPD in Erbenheim den Weinstand betreibt (also viel zu selten).
SPD
Auf der SPD-Liste tritt Michaela Apel zur Wahl an. In der Darstellung Ihrer politischen Position findet man folgende Aussage:Quelle: SPD Wiesbaden: Platz 8 Michaela Apel |
Bislang werden die Unterlagen für Stadtverordnete gedruckt und per Boten verteilt, auf Wunsch auch per Mail versandt. Sofern sie per Mail versandt werden, möchte Frau Apel sie aber nicht alle in ihrem Mailpostfach finden.
Da muß ich jetzt mind. 25 Jahre zurückgehen. Damals war CompuServe der angesagte Dienst. Bei diesem Dienst hatte ich mich angemeldet und bin mit Begeisterung dort auf die Suche gegangen. Von meinem PC aus ging das über ein Modem mit der Wahnsinnsgeschwindigkeit von 2.400 Bits pro Sekunde per Telefon nach Frankfurt, wo dann CompuServe dies übernahm und zu ihren Servern in die USA weiterleitete. Als Software diente mir das Programm ProComm, ein Terminalprogramm. An Kosten fiel die Telefonverbindung nach Frankfurt an und von dort berechnete CompuServe einen Betrag von einigen Pfennigen für jede Minute. Das war alles neu, alles toll und ich musste überall hin und mir das ansehen. Und somit habe ich im ersten Monat ca. 200 DM für meine Aktivitäten auf CompuServe bezahlt. Das war natürlich zuviel. Ein Bekannter hat mir dann das Programm OzCIS empfohlen, das folgende Arbeitsweise kannte:
- im ersten Durchgang wurden die Überschriften aller neuen Beiträge geholt, die in den für mich interessanten Diskussionsforen eingestellt wurden. Diese Übersicht habe ich mir dann angesehen und an einigen Überschriften ein Häkchen gemacht
- im zweiten Durchgang wurden dann die Texte der Beiträge gelesen, die ich angekreuzt hatte. Diese habe ich mir dann angesehen und möglicherweise einen eigenen Beitrag dazu verfasst
- im dritten Durchgang wurden dann meine Beiträge an die entsprechenden CompuServe-Foren geschickt
Erhalten habe ich also erst einmal nur eine Übersicht über die Beiträge, aus der ich eine Auswahl getroffen habe. Diese Beiträge wurden dann in einem eigenen Durchgang auf meinen Computer geladen. Vor 25 Jahren ging das bereits, was Frau Apel hier als zukünftigen Schwerpunkt im Bereich Digitalisierung benennt. Die Kosten für meine CompuServe-Aktivitäten sanken dadurch auf etwa 40 DM/Monat, und dabei nutzte ich CompuServe immer intensiver.
Vor 25 Jahren ging das bereits, aber wie sieht das heute aus? Da das Beispiel Mail-Postfach genannt wurde, möchte ich eine heutige Lösung auch am Beispiel der Mails vorstellen. Mein Mailprogramm nennt sich Thunderbird und bietet folgende Möglichkeit: Die eingehenden Mails bleiben auf dem Server, allerdings wird mir der Absender und der Betreff angezeigt (irgendwie muß ich ja erfahren, daß eine Mail zu einem Thema eingetroffen ist). Und sofern mich eine Mail interessiert, wird der Inhalt dieser Mail nach einem Klick von mir vom Server auf meinen PC geholt. Dies funktioniert, Stand heute.
Mein Mailprogramm kann dies, andere Mailprogramme können dies sicherlich auch. Da wird eine Forderung aufgestellt, die vor 25 Jahren bereits erfüllt war, und die auch heute noch so geht. In der Politik in Wiesbaden ist das Thema Digitalisierung ein schwieriges.
Grüne
In Zeiten der Corona-Pandemie finden viele Veranstaltungen im Internet statt. So ist dies auch bei den Grünen:Quelle: Auf einen Kaffee mit den GRÜNEN |
Und das erhalte ich dann auf meinem PC:
Mein PC ist also nicht gut genug (Betriebssystem und/oder Browser). Da hole ich mal tief Luft und zähle die relevanten Daten meines PCs auf: Betriebssystem ist Ubuntu in der Version 20.04 (d.h. es ist Linux, was bei diesem Blog nicht verwundern sollte). Und als Browser setze ich den Firefox in der Version 85.0.1 ein. Die Software ist auf dem aktuellen Stand, daran kann es nicht liegen.
Laut Wahlprogramm zur Kommunalwahl 2021 wollen die Grünen die Verwendung von Open Source-Software ausbauen:
Auch setzen wir uns dafür ein, dass von der Stadt möglichst Open-Source-Software eingesetzt wird und stadteigene Software-Entwicklungen per Open-Source verfügbar gemacht werden.
Quelle: Wahlprogramm der Grünen auf Seite 54
Die Software hier auf meinem PC ist Open Source, vollständig. Trotzdem funktioniert der Zugriff nicht.
Querverweise
Bei der Lektüre der Wahlprogramme fiel mir auf, daß es Probleme mit Verweisen auf andere Stellen innerhalb der gleichen Datei gibt.Eine der Möglichkeiten des Internets ist der Verweis. Durch einen einfachen Klick auf eine entsprechend markierte Textstelle werden Sie zu einer anderen Seite geführt und kommen auch einfach wieder zurück. Diese Möglichkeit gibt es seit es einen Internetbrowser gibt, und die ich auch in diesem Text fleissig verwende. In einer PDF-Datei kann man dies auch machen. Und da alle Parteien ihre Programme für diese Wahl als PDF-Datei vorlegen, wundern mich folgende Textstellen doch:
- SPD: (Querverweis: Kapitel Haltung gegen Rechts)
- FDP: Verweis: Zum Thema Nachtbürgermeister siehe Kapitel Wirtschaft
Man kann in einer PDF-Datei ebenfalls einen Link angeben und mit einem einfachen Klick per Maus landet man dann an der entsprechenden Stelle. Man muß keinen Text mit einer Seitenzahl angeben und vom Leser erwarten, daß er auf die entsprechende Seite scrollt. Genau diese Möglichkeit findet man in den Wahlprogrammen von SPD und FDP nicht. In den Wahlprogrammen der anderen Parteien gibt es solche Querverweise nicht.
Fazit
Das Schlagwort Digitalisierung ist in aller Munde. Und gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung ist (Stichwort: Videokonferenz). Und die Pandemie hat gezeigt, wie der Stand der Digitalisierung in Deutschland allgemein und in Wiesbaden speziell ist. Klappen bei Ihnen die Videokonferenzen? Ohne Ruckler? Ohne Aussetzer? Ohne Rauswurf?In die Digitalisierung wollen uns die Parteien führen. Und bei den gleichen Parteien funktionieren im Bereich der Digitalisierung selbst einfache Dinge nicht.