Freitag, 6. November 2020

38 Jahre


In Sachen Internet tut sich was in Wiesbaden. In Biebrich und im Westend will die Deutsche Telekom Glasfaseranschlüsse verlegen, und zwar bis ins Haus hinein. Hier finden Sie die entsprechende Ankündigung:


Ich begrüße diesen Schritt. Die Corona-Pandemie hat erneut gezeigt, wie wichtig funktionstüchtige (und das heißt u.a. schnelle und stabile) Internetanbindungen sind. Und in diesem Text möchte ich auf einige Aspekte von Glasfaser hinweisen, wenn auch nicht mit dem Anspruch der Vollständigkeit.

Hier kündigt die Telekom diesen Ausbau an: 20.000 Haushalte in Wiesbaden können in die Gigabit-Liga aufsteigen und Wenn Sie Glasfaser möchten, bauen wir in Wiesbaden Ortsteile Biebrich und Westend für Sie aus!. Eine allgemeine Übersicht dazu finden Sie hier: Glasfaser Telekom Seien Sie schneller #DABEI .

Dieses Programm richtet sich an Privatpersonen. Zusätzlich gibt es noch ein Programm für den Ausbau der Gewerbegebiete, das Sie hier finden: Vollg(l)as für Ihr Gewerbegebiet. In diesem Programm sind auch Gewerbegebiete in Wiesbaden enthalten, wie Sie an diesem Auszug aus der Liste der Projekte sehen:



89% der Haushalte in Wiesbaden

89% der Haushalte in Wiesbaden haben einen Glasfaseranschluß, sagte der Magistrat der Stadt Wiesbaden in einer Stellungnahme vom 23. Mai 2019 (und beruft sich dabei auf die Bundesnetzagentur):

Quelle: Antwort des Magistrats zur Anfrage 'Glasfaserversorgung in Wiesbaden'

Kaum zu glauben, wie toll die Anbindung ans Internet hier in Wiesbaden ist. So sagte es der Magistrat der Stadt Wiesbaden auf eine Anfrage der SPD-Fraktion, die ich hier kommentiert habe: Fibre to the Brieftaube.

Wenn 89% der Haushalte bereits einen Glasfaseranschluß haben, dann müsste die Telekom eine solche Aktion nicht zu starten. Die Aussage des Magistrats (bzw. die entsprechende Aussage der Bundesnetzagentur) ist aber falsch, die Stadtpolitik versteht dieses Thema nicht. Deshalb ist die Aktion der Telekom zum Glasfaserausbau zu begrüßen. Es ist schon mal ein Anfang, denn natürlich dauert der Ausbau eine gewisse Zeit und findet auch nicht sofort in allen Stadtteilen statt.


+48%

"Brauche ich einen solchen Glasfaseranschluß?", so fragen sich etliche. Gefolgt von: "Meine Internetanbindung ist doch jetzt schon ganz in Ordnung". Und "Wozu brauche ich eine Übertragungsgeschwindigkeit von 1 Milliarde Bits pro Sekunde?"

Ich möchte Ihnen an der Entwicklung meines eigenen Internetanschlusses verdeutlichen, daß Sie einen solchen Anschluß benötigen. Vielleicht noch nicht heute, aber demnächst.

Ich bin 1993 in diese Online-Welt eingestiegen. Damals war dies nicht Internet sondern CompuServe, der damals angesagte Online-Dienst. Die Anbindung erfolgte über ein Modem, das eine Telefon-Nummer in Frankfurt anwählte. Von dort übernahm dann CompuServe und leitete dies weiter irgendwo in die USA, wo deren Server standen. Diese Anbindung von meinem PC nach Frankfurt erfolgte mit einer Geschwindigkeit von 2.400 Bits pro Sekunde. Aus heutiger Sicht ist dies natürlich etwas langsam, kein Youtube, keine Mediathek, keine bunten Bilder usw.

Heute habe ich einen Internetanschluß mit einer Übertragungskapazität von 100.000.000 (=100 Millionen) Bits pro Sekunde. Und CompuServe ist schon lange tot, heute geht man ins Internet.

Wie ist diese Entwicklung zu beurteilen? Von 2.400 auf 100.000.000 (Bits pro Sekunde) in 27 Jahren? Was macht dies pro Jahr?

Jetzt müssen wir ein wenig rechnen, und zwar müssen wir dieses ausrechnen:

100000000 / 2400 27

Keine Angst, Ihr Computer hat ein Taschenrechner-Programm und dieses Programm kann dies ausrechnen:

  • Schritt 1: 100000000 / 2400 ergibt einen Wert von ca. 41.667. Das ist die Steigerungsrate des Internetanschlusses über den gesamten Zeitraum von 1993 bis 2020.
  • Schritt 2: Aus dieser Zahl müssen wir jetzt die 27. Wurzel ziehen.

Für den Taschenrechner lautet die Rechenvorschrift so:

( 100000000 ÷ 2400 ) ^ ( 1 / 27 )

Und auf dem Taschenrechner hier auf meinem PC erhalte ich als Ergebnis eine Zahl ca. 1,4828.

Ein Wachstum von 2400 auf 100 Millionen über einen Zeitraum von 27 Jahren entspricht einem Wachstum gesamt von über 40.000, und einem jährlichen Wachstum von ca. 1,48, also einem Zuwachs von 48% pro Jahr, und dies in jedem dieser 27 Jahre.

Dieses Wachstum endet nicht im Jahre 2020, es wird weitergehen. Irgendwann wird sich dieses Wachstum einmal verlangsamen, sicher, aber nicht in diesem Jahr und auch nicht im kommenden Jahr.

Diese in der Zukunft geforderte Leistung kann uns nur Glasfaser liefern. Eigentlich brauchen wir heute schon Glasfaser.


Historisches

Das Thema Glasfaser beschäftigt uns schon seit mind. 30 Jahren. Auch in diesem Blog habe ich mich mehrfach dazu geäussert, z.B. vor 5 Jahren hier: "Denn die Zukunft gehört dem Glasfaserkabel". In diesem Text verwies ich auf einen Artikel in der Zeitschrift DER SPIEGEL vom 25.10.1982 (Heft 43/1982), in dem dieser Satz stand: Die haarfeine Glasfaser kann über Lichtstrahlen ungleich mehr Daten, Dienste und Programme übermitteln als die Kupferkabel.

In diesem Text können Sie sich über das Thema Glasfaser informieren.


Informationsveranstaltung

Habe ich Sie neugierig gemacht zum Thema Glasfaser? Auf Facebook kündigt die Telekom eine Informationsveranstaltung zum Thema Ausbau Glasfaser an: Digitale Infoveranstaltung für Wiesbaden Biebrich & Westend.

Diese Infoveranstaltung wird als Videokonferenz durchgeführt, in Zeiten der Corona-Pandemie geht das nicht anders. Auch deshalb brauchen wir Glasfaser.

Wenn Sie sich für dieses Thema interessieren, nehmen Sie bitte an dieser Videokonferenz teil.


1100 Verträge

Dieser Ausbau kostet Geld. Von daher ist es verständlich, wenn die Telekom vor Beginn der Maßnahme eine gewisse Mindestanzahl an Verträgen haben will. Die Meßlatte liegt bei 1100 Verträgen, den aktuellen Stand können Sie sich hier ansehen: Wenn sich 1100 Einwohner von Wiesbaden Ortsteile Biebrich und Westend bis zum 15.12.2020 für einen unserer superschnellen Glasfaser-Tarife entscheiden, bauen wir das schnellste Netz in Wiesbaden Ortsteile Biebrich und Westend.


Fazit

Bereits 1982 war man der Meinung, daß Glasfaser die Zukunft sei. Angeblich gab es schon Pläne der Regierung Schmidt, Glasfaser in Deutschland zu verlegen. Allerdings gab es einen Regierungswechsel, damit wurden diese Pläne gestoppt. Die Regierung Kohl hat sich in dieser Frage anders entschieden: Kupferkabel (Koax) anstelle Glasfaser. Und es gab dazu böse Gerüchte über die Gründe der damaligen Entscheidung. Mittlerweile fängt man an, die damalige Entscheidung zu korrigieren und das umzusetzen, was man schon damals wusste. Heute ist diese Umsetzung natürlich teurer.

Manche Dinge brauchen einfach Zeit. Warum eigentlich soviel?


Nachtrag

Frankfurt ist ein grosser Internetknoten, d.h. im Unternehmen De-CIX laufen viele Glasfaserkabel zusammen. Über diese Glasfasern laufen Daten, die von De-CIX verteilt werden auf andere Unternehmen, damit sie ihr Ziel erreichen können. Und De-CIX hat in diesem Jahr 2 Rekorde aufgestellt. Es wurden in der Spitze folgende Datenmengen transportiert:


Diese Entwicklung wird weitergehen.

Zur Erläuterung: 1 Terabit sind 1.000.000.000.000 Bits. Dies entspricht 1 Billion Bits = 1.000 GB = 1 Million mal 1 Million Bits, und das alles wurde innerhalb einer Sekunde übertragen.

De-CIX schreibt dazu: "10 Terabit pro Sekunde entspricht der Übertragung von über 2,2 Millionen Videos in HD-Qualität gleichzeitig oder einer Datenmenge von ca. 2,2 Milliarden beschriebenen DIN-A-4 Seiten (einem Stapel von über 220 Kilometer Höhe)."
Und das alles in einer Sekunde.

De-CIX ist über viele Glasfaserleitungen angebunden. Aber Glasfaser brauchen wir nicht nur bei De-CIX sondern auch in den Privathaushalten. Und mit dem Verlegen dieser Anschlüsse müssen wir beginnen.