In der Sitzung des Ausschusses f. Wirtschaft, Beschäftig., Digitalis., Gesundheit vom 1. Februar befand sich auch ein Antrag zum Thema Digitale Signatur auf der Tagesordnung. Leider kann ich Ihnen nicht sagen, wie die Diskussion zu diesem Antrag verlief, da die Sitzung Online abgehalten wurde. Und bei einer solchen Form der Diskussion sieht sich die Stadt Wiesbaden nicht in der Lage, mir einen Zugang als Zuhörer zu ermöglichen (siehe: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit). Eine Abstimmung zu diesem Antrag kann nicht stattgefunden haben, denn Abstimmungen müssen öffentlich sein.
Dies ist der Antrag:
Einleitung
Gestatten Sie mir eine Vorbemerkung, bevor ich zum eigentlichen Thema komme. In der Einleitung des Antrags findet man diesen Satz:Die städtische Digitalisierung betreffend ist der Status Quo in Wiesbaden besser als in vielen anderen deutschen Kommunen. Besonders das Wiesbadener Bürgerbüro ist in Sachen Digitalisierung Vorreiter, dazu wurde der digitale Briefkasten eingerichtet, um Online-Dokumente leichter und besser austauschen zu können.
Quelle: Elektronische und digitale Signatur beim Schriftverkehr mit städtischen Ämtern prüfen
Ist das in Wiesbaden besser gelöst als in anderen Städten? Ist dem wirklich so? Als Leser dieses Blogs wissen Sie, daß der Stand der IT in dieser Stadt eher bescheiden ist (um es höflich auszudrücken). Nichts gegen Eigenlob, aber man sollte es nicht übertreiben.
Einen Termin im Bürgerbüro per Computer zu vereinbaren, damit ist man kein Vorreiter. Vor etwa 20 Jahren gab es bei der Deutschen Bahn ein Projekt mit Namen PEP, mit dem Tickets vergünstigt verkauft werden sollten (Schlagwort Sparpreis und Super-Sparpreis). Die Anzahl dieser Tickets für einzelne Tage und Strecken war begrenzt, dies ist somit durchaus vergleichbar mit der Reservierung eines Termins im Bürgerbüro. Auch die Reservierung eines Sitzplatzes in einer Bahn oder einem Flugzeug ist damit vergleichbar. Eine Software, die so etwas kann, war vor 20 Jahren Standard, das war damals keine Raketenwissenschaft. Für unsere Stadtpolitiker ist dies heute etwas herausragendes, daß man dies kann.
Und ein digitaler Briefkasten ist nichts anderes als die Möglichkeit, eine Datei hochzuladen, die ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung dann holen und weiter verarbeiten kann. Damit ist man Vorreiter? Ach ja, Wiesbaden.
Ziel des Antrages
Aber genug des Vorgeplänkels, kommen wir zum Thema. Der Antrag beauftragt den Magistrat, sich Gedanken zu machen und den Stadtverordneten im Ausschuss einen entsprechenden Bericht vorzulegen. Haben die Stadtverordneten eigene Gedanken zu diesem Thema? Im Antrag finde ich nichts dazu und zur Diskussion kann ich nichts sagen, wie bereits ausgeführt.Elektronische Signatur, digitale Signatur
Im Antrag finden Sie eine Unterscheidung zwischen elektronischer und digitaler Signatur. Und zur elektronischen Signatur finden Sie im Antrag diesen Hinweis:Im Gegensatz zur digitalen Signatur, kann in vielen Fällen auch eine einfache elektronische Signatur ausreichend sein. Diese ist im Gegensatz zur digitalen Signatur nicht verschlüsselt und kann bspw. auf einem Tablet oder auf dem Handy erfolgen. Diese Form der Signatur ist zurzeit wenig verbreitet. Eine Einführung würde die Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürgern mit den Ämtern vereinfachen und Ressourcen einsparen.
Quelle: Elektronische und digitale Signatur beim Schriftverkehr mit städtischen Ämtern prüfen. Hervorhebung von mir.
Elektronische Signatur ist nicht weit verbreitet, deshalb will ich auf dieses Thema auch nicht eingehen. Bleibt das Thema digitale Signatur übrig.
Digitale Signaturen sollen sicherstellen, daß eine Mail vom angegebenen Absender kommt und daß sie mit diesem Inhalt abgesendet wurde. Es soll also sichergestellt werden, daß sie auf dem Weg zu Ihnen nicht verändert wurde. Diesen Sachverhalt habe ich bereits mehrfach hier auf dem Blog dargestellt, die entsprechenden Verweise finden Sie unter den Anmerkungen auf dieser Seite.
Problem
Sie haben sicherlich schon SPAM-Mails erhalten. Gerne verwendet man bekannte und vertraute Namen als Absender, um Seriosität vorzugaukeln. So erhielt ich bereits solche Mails mit dem angeblichen Absender Deutsche Post, DHL, Postbank, Commerzbank, Amazon, eBay, ..., mit denen man mich informierte, daß es ein Problem gibt, das meine Aufmerksamkeit erfordert. Gerne gibt man dazu einen Link an, damit man direkt auf die entsprechende Seite kommen kann, um die notwendige Aktion anzustossen. Machen Sie dies bitte nicht! Wenn Sie den Verdacht haben, daß es auf dieser Seite ein Problem gibt, dann gehen Sie bitte direkt auf diese Seite und vergewissern Sie sich dort.Bisher sind keine solcher Mails mit dem (vermeintlichen) Absender Stadt Wiesbaden gesehen worden, aber das kann ja noch kommen. Und wie kann man sich dagegen schützen? Die traurige Nachricht ist: gar nicht. Aber so ganz im Regen stehen lassen möchte ich Sie nicht, denn es gibt eine Möglichkeit, den Absender als auch den Inhalt einer Mail zu prüfen und die Echtheit bestätigt zu bekommen. Das zugehörige Schlagwort heißt Digitale Signatur.
Dazu fand ich diese einfache Erläuterung:
Die elektronischen Medien werden für den Datentransfer immer wichtiger. Der Kontakt zwischen Menschen, die sich nicht persönlich kennen, sollte in einem rechtssicheren Raum stattfinden. Deshalb ist es essenziell zu wissen, ob die Person, mit der wir kommunizieren, tatsächlich diejenige ist, für die sie sich ausgibt. Relevant ist auch, dass Daten beim Empfänger so ankommen, wie sie abgeschickt wurden, unverfälscht, nicht manipuliert, weder verkürzt noch mit Zusätzen versehen. Ohne diese beiden Grundvoraussetzungen ist rechtsverbindliches Handeln im Internet nicht möglich. Die digitale Signatur stellt die Identität des Kommunikationspartners genauso wie die Integrität der Inhalte sicher.
Quelle: Was Sie über die digitale Signatur wissen müssen
Weitergehende Informationen möchte ich in diesem Text nicht geben. Wenden Sie sich dazu an die Suchmaschine Ihres Vertrauens, die Ihnen eine lange Liste mit Erläuterungen und Beispielen liefern wird. Hier habe ich Ihnen einige Möglichkeiten vorbereitet: Suche via Google, Bing oder DuckDuckGo.
Bewertung
Fragestellungen aus dem Bereich IT kommen allmählich in der Wiesbadener Stadtpolitik an. Es bewegt sich doch etwas in der Stadtpolitik, wenn auch langsam und mühsam. Nach 2 Jahren Corona-Pandemie dämmert allmählich die Einsicht, daß man sich um das Thema Digitalisierung kümmern sollte. Deshalb bittet man den Magistrat, sich Gedanken dazu zu machen und eine Stellungnahme abzugeben.Solche Dinge wie Digitale Signaturen hätte man vor 15 Jahren machen sollen, auch vor 10 Jahren wäre dies noch aktuell gewesen. Aber heute? Da kommt man doch reichlich spät.
Aber gemach, jetzt wird erst einmal darüber nachgedacht. Immerhin. Schaun mer mal, was im Laufe dieses Jahres daraus wird. Erwarten Sie keine überstürzte Eile. Das will alles wohl bedacht sein.
Anmerkungen:
Auf diesem Blog hatte ich mich schon mehrmals zum Thema Digitale Signatur und weitergehend dann zum Thema Verschlüsselung von Mails geäussert, u.a. hier: